- Freeganismus
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Freeganismus bezeichnet eine Politische Praxis, die den eigenen Lebensunterhalt entsprechend der eigenen Möglichkeiten überwiegend oder vollständig unabhängig von Konsum zu bestreiten versucht. Medial werden Freeganer häufig auf das „Containern“ reduziert,[1] weil sie sich von weggeworfenen Sachen oder Geschenken anderer ernähren.
Im Gegensatz zu Menschen, die aus wirtschaftlichen Zwängen sich gezwungen sehen von Spenden oder „Müll“ anderer zu leben, begeben sich Freeganer mehr oder weniger bewusst in diese Situation.[2] Häufig ist diese Entscheidung aus einer anarchistischen oder antikapitalistischen politischen Position motiviert, die an der „Konsumgesellschaft“ und der „Wegwerfgesellschaft“ eine grundsätzliche Kritik übt.[3] Soziologisch rekrutieren sich die Freeganer in den USA überwiegend aus dem linksliberalen bis linksradikalen akademischen Mileu,[2] gehören überwiegend der Mittelschicht an und haben einen Job oder gehen freiwillig keiner Lohnarbeit nach.[1]
Der Freeganismus ist einerseits eine Möglichkeit für politische Aktivisten, ihr eigenes Leben unabhängig(er) von „kapitalistischen Zwängen“ zu gestalten; Eine Fallstudie in den USA 2010 bemerkte etwa, dass eine Containertour etwa Lebensmittel im Wert von $ 100-200 generieren kann.[2] Andererseits ist es aber auch eine Propaganda der Tat[4] aus „Müll“ Güter zu gewinnen und diese für andere kostenlos oder gegen Spende zugänglich zu machen. Im deutschsprachigen Raum sind sogenannte Volxküchen häufig freegan, beziehen ihre Nahrungsmittel also nicht aus dem Handel. Umsonstläden oder Infoläden verschenken häufig auch Möbel, Elektrogeräte oder Fahrräder, die containert und notdürftig repariert bzw. gereinigt wurden und sind damit Teil einer Gesellschaftsvorstellung, die auf einer Schenkwirtschaft aufbaut.[4]
Das Wort Freegan wird abgeleitet von englisch free für „frei“ und vegan für jemanden, die aus einer ablehnenden Haltung gegenüber der Behandlung von nichtmenschlichen Tieren als Ressourcen bzw. Waren heraus grundsätzlich keine Tierprodukte verzehrt. In der Praxis teilen nicht alle Freeganer auch eine vegane Position.[3]
Inhaltsverzeichnis
Literatur
- Rachel Black: Eating Garbage – Socially Marginal Food Provisioning Practices. In: Consuming the Inedible: Neglected Dimensions of Food Choice, 2009, S. 141-151, Berghahn Books 2007, ISBN 978-1-84545-684-9 (Zugriff am 24. September 2011)
- S. Thomas: Do freegans commit theft?. In: Legal Studies. 30, Nr. 1, 2010, S. 98–125. doi:10.1111/j.1748-121X.2009.00142.x.
- Ferne Edwards: Dumpster Dining. In: Alternatives Journal. 32, Nr. 3, 2006, S. 16-18.
- Michelle Coyne: From Production to Destruction to Recovery: Freeganism’s Redefinition of Food Value and Circulation. In: Iowa Journal of Cultural Studies. 10, Nr. 11, 2009. Abgerufen am 24. September 2011.
- Victoria C Moré: Dumpster Dinners: An Ethnographic Study of Freeganism. In: Journal for Undergraduate Ethnography. Nr. 1, 2011, S. 43. Abgerufen am 24. September 2011.
- Jeff Shantz: One Person's Garbage... Another Person's Treasure: Dumpster Diving, Freeganism, and Anarchy. In: VERB. 3, Nr. 1, 2005. Abgerufen am 24. September 2011.
- Lauren Corman: Getting Their Hands Dirty: Raccoons, Freegans, and Urban “Trash”. In: Journal for Critical Animal Studies. 9, Nr. 3, 2011, S. 28-61. Abgerufen am 24. September 2011.
- Warren Oakes (1999): Why Freegan. Abgerufen am 24. September 2011., ein historisch wichtges Zine.[5]
Videos
- Reportage Freeganismus Vegan-tv.com
- Bin Appetit youtube.com
Weblinks
Commons: Freeganismus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- trashwiki.org, Internationales Info-Wiki zur freeganen Lebensweise.
- Seiten zu Deutschland, Österreich und der Schweiz ebenda.
- freegan.at, österreichische Freegan-Seite
- freegan.info,internationale Freegan-Seite (en)
Einzelnachweise
Kategorien:- Anarchismus
- Umwelt- und Naturschutz
- Vegetarismus
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