- Friedensvertrag zwischen Ramses II. und Hattusili III.
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Datei:Ägyptisch-Hethitischer Friedensvertrag Karnaktempel.jpg
Der Ägyptisch-Hethitische Friedensvertrag wurde nach der Schlacht bei Kadesch und jahrelangen, blutigen Grenzstreitigkeiten am 21. Tag des ersten Monats der Peretjahreszeit im Jahr 21 der Regierungszeit Ramses II. (nach den Berechnungen von Jürgen von Beckerath der 21. November 1259 v. Chr.) zwischen dem ägyptischen Pharao Ramses II. und dem Hethiterkönig Hattusili III. geschlossen. Er gilt als ältester bekannter schriftlicher Friedensschluss. Auszüge hängen im UNO-Gebäude in New York.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Im 14. und 13. Jahrhundert v. Chr. befand sich das ägyptische Reich in einer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit. Sein Einflussbereich war bis nach Vorderasien in die Levante ausgedehnt. Gleichzeitig versuchten von Norden her die Hethiter, deren Reich sich rasch nach Süden ausdehnte, den Ägyptern die Vorherrschaft dort zu entreißen. Erste Kontakte hatten die beiden Völker schon zu Zeiten Thutmosis III. und Echnatons. Hier begann auch die Hochphase der diplomatischen Beziehungen Ägyptens mit anderen Völkern, wobei die sogenannten Amarna-Briefe, unter anderem gerichtet an den Hethiterkönig Schuppiluliuma I., eine besondere historische Bedeutung haben. Trotz dieser Korrespondenz kam es auch bei den nachfolgenden Pharaonen, besonders zu Beginn der 19. Dynastie, immer wieder zu schwerwiegenden Grenzstreitigkeiten.
Nachdem Ramses II. und der Hethiterkönig Muwatalli II. sich eine der bestdokumentierten Schlachten der Antike, die Schlacht bei Kadesch, 1274 v. Chr. lieferten, aus der keiner der Beteiligten als Sieger hervorging, gingen in den Folgejahren die Streitigkeiten in diesem Gebiet weiter.
Friedensschluss
Nach etwa fünfzehn Jahren sahen sich die Hethiter jedoch von einem neuen Feind, den Assyrern, bedroht, so dass der König Hattusili III. Ramses einen Friedensschluss, ja sogar einen Bündnispakt anbot.
Nach monatelangen Verhandlungen, bei denen sich die beiden Herrscher nie begegneten, da die Vertragsversionen jeweils von Boten, begleitet von hochrangigen Diplomaten, in die Hauptstädte der Reiche gebracht wurden, gelang es schließlich am 21. November 1259 v. Chr. den Friedensvertrag zwischen Ramses II. und Hattusili III. zu unterzeichnen. In diesem Vertrag grenzten sie ihre beiderseitigen Interessen in Syrien ab, welches geteilt wurde. Der Fluss Orontes stellte die Grenze dar. Interessant ist, dass es zwei unterschiedliche Versionen dieses Friedensvertrags gab, eine hethitische in akkadischer Sprache und eine ägyptische in Hieroglyphenschrift. So konnten beide Seiten vor ihrem Volk als Sieger dastehen und ihre Ehre bewahren.
Hattusili III. ließ seine Version des Vertrags auf eine große silberne Plakette schreiben, die mit dem königlichen Siegel und den Namen von ihm und seiner Frau versehen war. Dieser Nachweis des Friedensvertrags ist bis heute verschollen, allerdings existieren Inschriften im Tempel von Karnak und im Ramesseum, sowie eine hethitische Version in vielen Fragmenten.
Inhalt
In 18 Artikeln wird nach einer umfangreichen Einführung, in der sich die beiden Herrscher mit ihren Titeln identifizieren, sich gegenseitig mit vielen Worten begrüßen und sich ewiger Freund- und Brüderschaft versichern, das vertragliche geregelt. Der Vertrag enthält:
- einen Frieden zwischen Ramses II. und Hattusili III. und damit auch zwischen Ägypten und dem Hethiterreich,
- einen Nichtangriffspakt,
- ein Bündnis gegen innere und äußere Feinde mit einer Zusage der gegenseitigen Unterstützung,
- die Garantie der Anerkennung des Sohnes Hattusilis III., Tuthallias IV., als rechtmäßig nachfolgender König des Hethiterreichs und
- Amnestie und Auslieferung für hethitische und ägyptische Gefangene und Flüchtlinge.
1246 v. Chr. schlug Hattusili III. zusätzlich die Heirat Ramses’ mit einer seiner Töchter, Maathorneferure, vor, um das Bündnis zwischen den beiden Ländern noch zu vertiefen. Zwei weitere Hochzeiten sollten folgen.
Die Zeit nach dem Vertrag
Während der Friedensschluss selbst auf einem rein diplomatischen Weg abgewickelt worden war, kam es Jahre später doch zu einem persönlichen Treffen der beiden Herrscher. Der hethitische Prinz und Thronfolger Tuthallia besuchte das ägyptische Reich, woraufhin Ramses II. dessen Vater Hattusili III. einlud, seinen Sohn selbst in Ägypten abzuholen. Im Land Kanaan traf Ramses II. den hethitischen König persönlich und geleitete ihn in seine Hauptstadt Pi-Ramesse. Hier kam es dann wohl zu einem der ersten Gipfeltreffen zwischen zwei Staatsmännern in der antiken Geschichte.
Auch in den späteren Jahren nach dem Friedensschluss gab es eine rege Korrespondenz zwischen den beiden Königen, wobei ein nicht zu unterschätzender Faktor auch die Briefe zwischen den Königinnen Nefertari und Puduhepa waren. Auch Ramses Mutter Tuja und sein Wesir Paser hatten brieflichen Kontakt zu den Hethitern.
Gerade die Hethiter konnten von dem Vertrag profitieren, da das Bündnis zur Abwehr Dritter die Assyrer abschreckte, das Hethiterreich in seiner Gänze anzugreifen. Nur kleinere, lokale Grenzstreitigkeiten traten auf. Auch die hethitischen Vasallen erhoben sich nicht gegen ihren obersten Herrn in Hattusa.
Als im Hethiterreich eine Hungersnot ausbrach, lieferte Ramses II. Sohn und Nachfolger auf dem Pharaonenthron Merenptah Getreide an den hethitischen König Suppiluliuma II. Doch gegen hethitische Feinde zog Merenptah nicht zu Felde, wie es der Friedensvertrag eigentlich vorsah. Kurz darauf ging das hethitische Reich unter.
Die Ägypter profitierten ebenfalls. Nicht nur eine lange Friedensperiode war ihnen vergönnt. Auch die Bedrohung aus dem libyschen Raum verlor ihren Schrecken, da auch hier das Bündnis die Feinde vom Angriff abschreckte. Während der Regierungszeit Ramses II. war nur die ägyptische Südgrenze umkämpft, aber ohne dass die Hethiter Beistand leisten mussten.
Kulturgeschichte
Es gibt erhaltene schriftliche Zeugnisse des Vertrags. Ramses II. ließ den Vertragstext in die Mauern des Tempels von Karnak und des Ramesseums meißeln. Dazu existieren Fragmente von Schrifttafeln der Hethiter in Keilschrift (teilweise aber unleserlich), die den Vertrag dokumentieren. Sie differieren natürlich in der jeweiligen Sichtweise, stimmen im Grundzug aber vollkommen überein. Auszüge hängen im UNO-Gebäude in New York.
Auch viele der zwischen den Herrscherhäusern ausgetauschten Korrespondenzschreiben sind erhalten und bieten zusammen mit den älteren Amarna-Briefen einen einzigartigen Einblick in die damaligen Gepflogenheiten der Diplomatie.
Siehe auch
Literatur
- Katrin Schmidt: Friede durch Vertrag. Der Friedensvertrag von Kadesch von 1270 v. Chr. Der Friede des Antalkidas von 386 v. Chr. und der Friedensvertrag zwischen Byzanz und Persien von 562 n. Chr. Lang, Frankfurt [u.a.] 2002. ISBN 3-631-38848-9
Weblinks
- Der Friedensvertrag auf usermaatre.de („Friedensvertrag“ in Suchfenster eingeben)
- Der Friedensvertrag auf meritneith.de
- Die Mittel der internationalen Kommunikation zwischen Ägypten und Staaten Vorderasiens in der späten Bronzezeit (Dissertation von Nasser Mekawi Ouda, 2003; PDF-Datei)
- Die hethitische Version des Vertragstextes (englisch)
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