Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen

Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen
Zarin Alexandra Fjodorowna, um 1830

Prinzessin Charlotte von Preußen, vollständiger Name Friederike Luise Charlotte Wilhelmine von Preußen (* 13. Juli 1798 im Schloss Charlottenburg bei Berlin; † 20. Oktober 1860 in Zarskoje Selo nahe Sankt Petersburg ) war ein Mitglied des Hauses Hohenzollern und durch Heirat mit Nikolaus I. als Alexandra Fjodorowna, Zarin von Russland.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Charlotte von Preußen als Kind

Prinzessin Charlotte von Preußen wurde am 13. Juli 1798 in Berlin als drittes Kind und älteste Tochter von König Friedrich Wilhelm III. von Preußen und Königin Luise, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, geboren.

Ihre Kindheit war geprägt von den Napoleonischen Kriegen. Nach der Niederlage der preußischen Truppen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt im November 1806, sah sich die königliche Familie gezwungen die Stadt zu verlassen und flüchtete im Dezember 1806 nach Ostpreußen, wo sie unter dem Schutz von Kaiser Alexander I. stand. Nach dem Fall Berlins und dessen Besetzung, ließ sich die Familie in Memel nieder.

Charlotte war gerade zwölf Jahre alt geworden, als ihre Mutter während einer Reise zu ihrer Familie auf Schloss Hohenzieritz starb. Als älteste Tochter war sie nun die erste Dame am Hof und hatte entsprechende repräsentative Aufgaben und Pflichten zu erfüllen. Zeit ihres Lebens pflegte Charlotte ihre Verbindung zu Preußen sowie das Andenken an ihre Mutter.

Im Herbst 1814 besuchten Großfürst Nikolaus von Russland und sein Bruder Großfürst Michael Berlin. Es kam zu Verhandlungen zwischen beiden Familien über eine mögliche Hochzeit von Charlotte und Nikolaus. Bei einem zweiten Besuch Nikolaus' im Jahr darauf, verliebten sich die zwei ineinander. Wie man ihren Tagebucheinträgen und dem Briefwechsel mit ihrem Bruder entnehmen kann, war sich Charlotte ihrer Sache sehr sicher. Noch vor Nikolaus' Abreise verlobte sich das Paar. Bis zur Hochzeit vergingen jedoch noch zwei Jahre.

Am 9. Juni 1817 erreichte Charlotte mit ihrem Bruder Prinz Wilhelm Russland. Genau an ihrem 19. Geburtstag am 13. Juli 1817 wurde sie mit dem zweiten Bruder des Zaren Alexander I., dem Großfürsten Nikolaus Pawlowitsch verheiratet, der 1825 als Nikolaus I. dessen Nachfolger werden sollte. Mit der Heirat war Charlottes Übertritt zur russisch-orthodoxen Kirche verbunden. Sie wurde Großfürstin und erhielt den Namen Alexandra Fjodorowna. Obwohl sie in erster Linie der Stärkung des Bündnisses zwischen Preußen und Russland diente, kann die Ehe zwischen Nikolaus und Alexandra auch als glücklich bezeichnet werden. Das Paar verbrachte viel Zeit miteinander und lebte für damalige Verhältnisse eher bescheiden und zurückgezogen im Schloss Peterhof.

Der Mensch

Prinzessin Charlotte als Juno des Friedens, von Christian Daniel Rauch (um 1820)

Alexandra Fjodorowna war groß und schlank, hatte einen verhältnismäßig kleinen Kopf mit feinen Gesichtszügen und blauen Augen. Sie hatte eine würdige Ausstrahlung und einen leichten Gang. Sie war jedoch insgesamt von schwacher Konstitution. Ihre Stimme war eher leise und heiser, hatte aber einen entschlossenen Unterton.

Sie war eifrige Leserin, schon als Kind hatte sie sich eine weiße Rose als Sinnbild gewählt. Im Familienkreis trug sie den Kosenamen „Blanche-Fleur“, nach der Heldin eines Ritterromans von Friedrich de la Motte Fouqué, der zur Lieblingslektüre der königlichen Geschwister zählte. Großen Gefallen fand sie zudem an der Musik und dem Tanz. Sie galt als freundlich, bescheiden, intelligent und direkt. Sie hatte viele, wenn auch meist nur oberflächliche Interessen. Sie kleidete sich elegant, in hellen Farben, trug gerne teuren Schmuck und wohnte gerne großen Bällen oder ähnlichen höfischen Veranstaltungen bei.

Ihr Mann Nikolaus ließ Alexandra kaum Freiraum, ihren persönlichen Vorlieben nachzukommen und sich sinnvollen Dingen zu widmen. Er sah ihre Aufgaben in erster Linie darin, Ehefrau und Mutter zu sein. Dennoch versuchte sie, sich mit den Problemen Russlands und seiner Bevölkerung zu beschäftigen.

Großfürstin von Russland

Zu Beginn hatte Alexandra Probleme, sich am russischen Hof einzuleben. Der neue Glauben und die neue Umgebung überforderten sie. Unter der Aufsicht des Dichters Wassili Schukowski erlernte Alexandra Sprache und Gebräuche ihrer neuen Heimat. Ihrer Meinung nach war Schukowski jedoch ein besserer Dichter als Lehrer, und da die kaiserliche Familie ohnehin Deutsch sprach und alle Korrespondenz auf Französisch verfasst wurde, hat Alexandra die russische Sprache nie richtig beherrscht.

Alexandra hatte ein gutes Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter Maria Fjodorowna, wohingegen sie immer wieder in Konflikt geriet mit ihrer Schwägerin Kaiserin Elisabeth Alexejewna, wahrscheinlich wegen deren Kinderlosigkeit. Bis zu Elisabeths Tod im Jahr 1826 hatte Alexandra bereits vier Kinder, während beide Kinder Elisabeths im Kindesalter gestorben waren.

Wenige Wochen nach ihrer Hochzeit wurde Alexandra schwanger und brachte am 17. April 1818 ihren ersten Sohn zur Welt, den späteren Kaiser Alexander II..

Alexandra gebar insgesamt neun Kinder:

1820, nach der dritten Schwangerschaft innerhalb von drei Jahren, gebar sie eine totgeborene Tochter und verfiel daraufhin in tiefe Depressionen. Auf Anraten ihrer Ärzte reisten sie und Nikolaus im Herbst 1820 zu Alexandras Familie nach Berlin, wo sie bis zum Sommer 1821 blieben. Im Sommer 1824 unternahm das Paar eine weitere Reise nach Berlin. Erst im März 1825, als Kaiser Alexander I. wegen seines schlechten gesundheitlichen Zustands um die Unterstützung seines Bruders bat, kehrte das Paar zurück Sankt Petersburg.

Da Alexander I. keine Kinder hatte und der rechtmäßige Thronerbe Großfürst Konstantin auf seinen Anspruch verzichtet hatte, war Nikolaus nun der designierte Thronfolger. Als Alexander I. im November 1825 verstarb, wurde er als Nikolaus I. zum Kaiser von Russland gekrönt und Alexandra zur Kaiserin. Das Paar schien darüber nicht begeistert gewesen zu sein. Der Beginn von Nikolaus Regentschaft wurde denn auch von der blutigen Niederschlagung der Dekabristenaufstände geprägt.

Kaiserin von Russland

Kaiserin Alexandra Fjodorowna, 1836

1832 hatten Alexandra und Nikolaus sieben Kinder und waren ein glückliches Paar. Als 1837 große Teile des Sankt Petersburger Winterpalastes durch ein Feuer zerstört wurden, soll es Nikolaus das Wichtigste gewesen sein, dass eine Schatulle mit den Briefen Alexandras aus Zeiten ihrer Verlobung aus den Flammen gerettet wurden.

Nach kleineren Herzinfarkten und wegen ihrer ohnehin schwachen Konstitution rieten die Ärzte Alexandra von belastenden Aktivitäten ab, worunter auch Sex fallen sollte. Daraufhin nahm sich Nikolaus, der es mit der ehelichen Treue schon mehrfach nicht so genau genommen hatte, eine Mätresse, Alexandras Hofdame Barbara Nelidowa. Bei persönlichen Problemen und Anliegen beriet er sich aber auch weiterhin mit seiner Frau, der er den Spitznamen „Muffi“ gab. Als ihre Ärzte Alexandra 1837 einen mehrmonatigen Aufenthalt in Palermo verordneten, begleitete Nikolaus sie dorthin, nahm aber auch Barbara Nelidowa mit auf die Reise. Auch wenn Alexandra zu Beginn eifersüchtig war, akzeptierte sie schließlich das Verhältnis ihres Mannes und verstand sich später mit der Mätresse.

Aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen wählte Alexandra 1837 die Krim als Standort für ihre neue Winterresidenz Orianda. Der Ausbruch des Krimkriegs war die Ursache dafür, dass sie nur einmal, im Jahr 1852, Schloss Orianda besuchen konnte. 1854 wurde Alexandra schwer krank. Obwohl ihr die Ärzte kaum Überlebenschancen einräumten, erholte sie sich von der Krankheit. Überraschend starb ihr Mann Nikolaus am 18. Februar 1855 an den Folgen einer Grippe.

Leben als Witwe

Porträt von Franz Xaver Winterhalter: Zarinwitwe Alexandra Fjodorowna im Jahr 1856

Alexandra überlebte Nikolaus um fünf Jahre und machte den Alexanderpalast in Zarskoje Selo zu ihrem Ruhesitz. Das Verhältnis zu Nikolaus' Mätresse Barbara Nelidowa blieb gut, sie machte die Nelidowa zu ihrer persönlichen Vorleserin.

Alexandras angeschlagene Gesundheit verschlechterte sich weiter. Wegen des rauen Wetters verbrachte sie die meiste Zeit des Jahres im Ausland, was ihr nicht immer leicht fiel, da sie sich dem russischen Volk verbunden fühlte und in ihrer neuen Heimat bleiben wollte. Im Herbst 1860 verordneten die Ärzte ihr einen weiteren Aufenthalt in wärmeren Gefilden, da sie den folgenden Winter sonst wohl nicht überleben würde. Alexandra ignorierte die Anweisung, um in Russland sterben zu können. Sie verstarb am 20. Oktober 1860 im Alter von 62 Jahren im Alexanderpalast von Zarskoje Selo. Am Vorabend ihres Todes soll Alexandra gerufen haben: „Niki, ich komme zu Dir.“

Spuren in Berlin und Potsdam

In der Umgebung von Berlin und Potsdam sind einige Bauten und Kunstwerke mit ihr und den damals engen Beziehungen zwischen Preußen und Russland verbunden:

Literatur

  • Andreas Kitschke: Planungs- und Baugeschichte der Kirche. In: Wilfried W. Heidemann (Hg.): Evangelische Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe 1837-1987. Festschrift zur 150-Jahr-Feier. Wichern-Verlag, Berlin 1987, S. 19-35, ISBN 3-9801405-0-4.
  • Fritz Schmidt: „Peter und Paul“ 1837-1937; 1. Die Geschichte des Kirchbaus. In: Fritz Schmidt (Hg.): 100 Jahre Peter und Paul auf Nikolskoe. Paul Koch-Verlag, Berlin 1937, S. 83-122.
  • Constantin de Grunwald: Tsar Nicholas I the Life of An Absolute Monarch. Alcuin Press, ASIN B000I824DU.
  • W. Bruce Lincoln: The Romanovs: Autocrats of All the Russias. Anchor, ISBN 0-385-27908-6.
  • Charlotte Zaeepvat: Romanov Autumn. Sutton Publishing, ISBN 0-7509-2739-9.
  • W. Bruce Lincoln: Nicholas I, Emperor and Autocrat of All the Russias. Northern Illinois University Press, ISBN 0-87580-548-5.

Weblinks


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