Friedhof Pankow XII

Friedhof Pankow XII
Der Ehrenhain für Opfer des Ersten Weltkrieges

Der Friedhof Pankow XII ist ein städtischer Friedhof im Berliner Ortsteil Buch. Der Waldfriedhof liegt entlang der Schwanebecker Chaussee, im Osten und Süden grenzt er an die Nachbargemeinde Schwanebeck, im Westen an das Klinikumgelände. Er hat eine Gesamtfläche von 143.000 m². Berliner Friedhöfe sind durch die historische Entwicklung der Stadt zahlreich und über das Stadtgebiet verteilt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Bucher Friedhof wurde als Begräbnisstätte der Krankenanstalten angelegt. Die von Ludwig Hoffmann (1852–1932) in Buch errichteten Hospitale, für geistig und körperlich dauerhaft geschädigte Menschen mit eingeschränkter Lebenserwartung, erforderten infolge der erhöhten Sterblichkeit zusätzliche Bestattungsfläche. Zumal der vorhandene Friedhof der Kirchgemeinde Buch an der Schlosskirche schon sehr beengt war. 1902 haben sich die zunächst getrennten Verwaltungen der Bucher Krankenhäuser auf einen gemeinsamen Begräbnisplatz geeinigt, der 1903 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossen wurde.

Die Feierhalle auf Friedhof Pankow XII

Es entstand der Anstaltsfriedhof, dessen Nutzung am 27. Mai 1908 begann. Hier wurden die Armen auf Kosten der damaligen Wohlfahrtsämter beerdigt, Wohlfahrtsbestattungen. 1912 übernahm die Stadt Berlin die Verwaltung, obwohl er außerhalb der Stadtgrenze lag wurden die Bucher Anstalten vorwiegend für Berlin genutzt. Mit der Bildung von Groß-Berlin erfolgte die Benennung als „Städtischer Friedhof XII, Bln-Pankow“.

Im ersten Weltkrieg fanden hier 183 Tote aus den Bucher Krankenhäusern, die als Lazarett genutzt wurden, ihre Ruhestätte. Im Zweiten Weltkrieg fanden Verstorbene deutscher und anderer Nationalität ihre letzte Ruhe.

Die ursprüngliche Feierhalle in Fachwerkbauweise wurde im Zweiten Weltkrieg bei den Kämpfen stark beschädigt. Sie wurde repariert und brannte aber am 29. Oktober 1949 ab. Im Januar 1954 wurde die neue Feierhalle eingeweiht. Wenige Jahre nach dem Krieg zweckorientiert und äußerlich zurückhaltend ausgeführt. Die Innenausstattung dagegen ist wirkungsvoll und entspricht dem feierlichen Zweck.

Der Bedarf an Friedhofsfläche in Berlin sinkt und auch der Bedarf als Anstaltsfriedhof für „Sozialbestattungen“ besteht nicht mehr. Darum wurde im Mai 2008 die Teilschließung von pietätsunbefangenen Flächen im hinteren ungenutzten Teil beschlossen. Die Flächen besitzen damit keine Sperrfrist wie für Begräbnisflächen und werden „kurzfristig Nutzung als Grasflächen“ umgestellt werden. So verringert sich die Fläche des Friedhofes um 5,75 ha auf 137.250 m².

Friedhof XI

Der kleinste Friedhof Pankows liegt in Buch jenseits der S-Bahn-Linie zwei Kilometer vom Friedhof XII entfernt. Dieser Alleequartierfriedhof hat eine Fläche von 4 356 m² zeichnet sich durch einen alten, dichten Baumbestand aus. Der Friedhof ist seit 1985 geschlossen. Er liegt an der Stadtgrenze zu Panketal OT Schwanebeck entlang des Viereckwegs, an der Ecke Röbellweg (Koordinaten: 52° 38′ 50″ N, 13° 30′ 27″ O52.64722222222213.5075).

Ende des 19. Jahrhunderts war westlich der Eisenbahnlinie die Kolonie Buch entstanden. Der Friedhof an der Schlosskirche war für die Alteingesessenen ausgebucht, da diese Bucher Bürger ein garantiertes Bestattungsrecht hatten. Der Anstaltsfriedhof war noch in der Diskussion. So wurde 1902 die Einrichtung des neuen (Kolonie-)Friedhofs notwendig. Er erhielt eine Feierhalle, dem Zeitgeschmack entsprechend im neu-gotischen Stil, wie auch andere Pankower Friedhöfe. Da er baufällig war wurde er 1980er-Jahren, mit der Schließung des Friedhofs abgerissen.

Der Friedhof wurde 1985 geschlossen und besteht noch bis die Nutzungsfrist aller Grabstellen abgelaufen ist, was im Jahre 2011 der Fall sein wird. Anschließend ist noch eine Nachruhefrist als Friedhof für zehn Jahre vorgeschrieben. In der weiteren Nutzung ab 2022 ist vom Bezirk eine mögliche Nutzung als Park vorgesehen.

Ehrenhain für Kriegsopfer

Der Ehrenhain für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft des Zweiten Weltkrieges

Am Ende der Hauptachse des Friedhofs im Blickfeld des Eingangs befindet sich ein großes Holzkreuz als Zeichen des Gedenkens.

Im Eingangsbereich des Friedhofes befinden sich linker Hand die Ehrenhaine für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. Zwischen Efeureihen werden Opfer des zweiten Weltkrieges geehrt: verstorbene Militärangehörige, Lazaretttote (aus den Bucher Krankenhäusern bis 1946), Zwangsarbeiter, zivile Bombenopfer, Luftwaffenhelfer. In schräg aufliegenden Keramikplatten, die ebenerdig in einem gegossenen Betonring liegen, sind die Namen (soweit diese bekannt waren) und die Lebensdaten eingelassen. Die gleiche Ausstattung der Grabstätten besitzt der tiefer im Gelände an der Hauptachse liegende Ehrenhain für Opfer des ersten Weltkrieges 1914-1918. Hier ruhen Bürger von Buch und Verstorbene aus den Bucher Krankenhäusern. Auf beiden Seiten des Weges der zum Mahnzeichen führt sind die Einzelgrabplatten eingelassen.

Beide Ehrenhaine wurden in den 1980er Jahren neuorganisiert und unterstehen heute den Vorschriften des Kriegsgräbergesetzes des Landes Berlin. Das Land Berlin verpflichtet sich darin zur Pflege der Grabstätten von Opfern der Weltkriege, jährlich wird hierfür ein Betrag aus Landesmitteln gewährt.

Baumbestattung

Das Baumfeld

Bemerkenswert sind die seltenen Baumbestände auf diesem Friedhof. An der Hauptallee hinter der Feierhalle wurde ein Feld mit geeigneten, einzeln stehenden Bäumen ausgewählt und mit Efeuringen bepflanzt. Auf dieser Anlage sind Baumbestattungen möglich, eine Bestattungsart, die zunehmend nachgefragt wird. Innerhalb des Efeuringes werden Urnen im Wurzelbereich der Bäume beigesetzt. In zwei verschiedenen Feldern sind einerseits Einzelbeisetzungen mehrerer Urnen an einem Baum, andererseits auch Familienbestattungen am gemeinsamen Baum möglich. Bei dieser zeitgenössische Bestattungsform wird die Asche mit einer ökologischen, das heißt schnell abbaubaren Aschekapsel und eventuell einer solchen Überurne beigesetzt.

So wird eine naturverbundene Gedankenwelt des 21. Jahrhunderts umgesetzt, nach der der Verstorbene durch die Aufnahme über die Wurzeln des Baumes an Lebenszeit gewinnt. Auch dem allgemeinen Trend zu pflegeleichten Grabstätten wird diese Bestattungsart gerecht[1].

Beachtenswerte Grabstätten

Auf Friedhof XII existieren die beiden Kriegsgräberstätten für insgesamt 1579 Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft, die in den 1980er Jahren neugestaltet wurden. Diese Anlagen unterstehen dem Dauerliegerecht und der Pflege durch das Land Berlin. Die Opfer des Ersten Weltkrieges liegen am Ende des Hauptweges, der vom Eingang aus direkt auf das Mahnkreuz zuführt. Am Ende des Weges sind rechts und links die Grabplatten der Einzelgräber in je einer Rasenreihe eingelassen. Der Ehrenhain für die Opfer des Zweiten Weltkrieges befindet sich in der Nähe des Eingangs links vom Hauptweg auf einer dreieckigen Fläche. Jedes Grab ist mit einer schräggestellten Majolikaplatte versehen auf der Name, Geburts- und Sterbedatum, sowie die Kriegsjahre als Relief eingelassen sind.

Bemerkenswert sind auch noch einige Privatbestattungen aus dem Jahre 1945 rechts vom Hauptweg in der Nähe des Eingangs. Hier befinden sich noch Grabsteine und ebenerdig eingelassene Platten, die die Grabstätten von zivilen Toten markieren.

Auf dem benachbarten Friedhof XI befindet sich die Grabstätte der Schwiegereltern des Afro-Deutschen Gustav Sabac el Cher, dessen eigene Grabstätte auf dem Waldfriedhof Senzig liegt. Er war ab 1895 preußischer Militärkapellmeister in Königsberg, später in dieser Funktion in Berlin. Sein Vater August war 1843 als Lakai bei einer Ägyptenreise von Prinz Albrecht eingesetzt und dann verblieben. Gustav war für jene Zeit eine Attraktion bei der preußischen Militärmusik. Die Eltern seiner Gattin, Anna und Oskar Perling, ruhen in Abteilung 2, Reihe 3, Nr.1/2.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. o.A.: Baumbestattungen. BA, Berlin 2008.
52.63066413.515384

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