- Friedrich Eberhard von Rochow
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Friedrich Eberhard von Rochow (* 11. Oktober 1734 in Berlin; † 16. Mai 1805 auf Schloss Reckahn, Mark Brandenburg) war ein preußischer Gutsbesitzer und Pädagoge zur Zeit der Aufklärung, bekannt vor allem durch seine Schulreform im Geist des Philanthropismus.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Rochow stammt aus einem märkischen Adelsgeschlecht, das ursprünglich aus der Schweiz stammte, im Jahr 927 erstmals urkundlich erwähnt wurde und im 11. Jahrhundert in Richtung Brandenburg zog, um die dort ansässigen Wenden zu bekriegen. So kam die Adelsfamilie zu ihrem ersten Besitz in der Mark, dem Ort Rochow (heute: Rochau, Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt) – siehe auch Familie von Rochow.
Er war der Sohn des preußischen Staats- und Kriegsministers Friedrich Wilhelm von Rochow (1690-1764) und der Friedericke Eberhardine von Görne (1700-1760).
Leben
Rochow trat nach Hausunterricht und zweijährigem Besuch der Ritterakademie in Brandenburg an der Havel in die königliche Reiterei ein und nahm als Leutnant in der Garde du Corps an den ersten Feldzügen des Siebenjährigen Kriegs teil. In der Schlacht bei Lobositz 1756 an der linken, später im Duell an der rechten Hand schwerverwundet, gab er die militärische Laufbahn auf. 1759 heiratete er Christiane Louise von Bose (1734-1808). Seit 1760 widmete er sich auf seinen Gütern der Landwirtschaft und wissenschaftlicher Beschäftigung, ab 1762 als Domherr zu Halberstadt auch der Pflege gemeinnütziger Interessen im Stiftsgebiet.
Als Gutsbesitzer wollte er die landwirtschaftliche Produktion durch Reformen ertragreicher gestalten. Dabei musste er feststellen, dass der Bildungsstand der Bauern und Gutsarbeiter nicht ausreichte, um Reformen einzuführen und wirksam werden zu lassen. Daraus folgte für ihn, dass die soziale und wirtschaftliche Lage der Landbevölkerung durch Schulbildung zu verbessern sei. So gründete Rochow 1773 bei seinem Gut in Reckahn, südlich von Brandenburg an der Havel, eine Dorfschule, die bald Musterschule für ähnliche Anstalten wurden. Schon 1775 folgte eine Schule auf seinem Gut Göttin, 1799 eine weitere Schule in Krahne, wo Rochow ebenfalls ein Rittergut besaß. Eine wesentliche Stütze fand er dabei in dem von ihm zum Lehrer in Reckahn berufenen Heinrich Julius Bruns, dem er später die ehrende Grabschrift setzte: „Er war ein Lehrer!“. Zahlreiche Pädagogen besuchten Reckahn und ließen sich von dem dort praktizierten Unterricht anregen. Rochow pflegte Bekanntschaft mit der gesellschaftlichen Prominenz seiner Zeit, u. a. mit Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau, mit Minister für Kirchen- und Schulsachen Karl Abraham Freiherr von Zedlitz, mit dem Gründer des Dessauer Philanthropins Johann Bernhard Basedow, mit Christian Gotthilf Salzmann, Christian Fürchtegott Gellert, Anton Friedrich Büsching und Johann Wilhelm Ludwig Gleim.
In seinem Versuch eines Schulbuches für Kinder der Landleute (1772) hatte Rochow schon vorher eine bessere Unterrichtsmethode dargelegt und empfohlen. Als erfolgreicher Volks- und Jugendschriftsteller im Sinn der philanthropischen Aufklärung zeigte er sich in seinem oft aufgelegten und nachgeahmten Kinderfreund (erster Teil 1776, zweiter Teil 1779), welches in seiner Schule als Schulbuch diente.
1791 war er Mitbegründer der Märkischen Ökonomischen Gesellschaft zu Potsdam und wurde ihr erster Direktor.(Spätere Direktoren waren Graf Ewald Friedrich von Hertzberg und der Etatminister Otto Karl Friedrich von Voß.) Die Gesellschaft beschäftigte sich satzungsgemäß mit allen zeitgenössischen Themen zur Hebung der landwirtschaftlichen und gewerblichen Produktion.
Friedrich Eberhard von Rochow verstarb im Jahr 1805 und ließ sich als erster auf dem von ihm angelegten neuen Friedhof beisetzen. Sein Grab und die weiterer Familienmitglieder sind noch heute aufzufinden.
Die Rochowsche Landschulreform wurde durch Bernhard Christoph Ludwig Natorp (1774-1846), Wilhelm von Türk und Friedrich Wilhelm Gotthilf Frosch weiterentwickelt.
Im restaurierten Neuen „Schloss“ von Reckahn ist seit 2001 ein Rochow-Museum eingerichtet, das die Leistungen des Pädagogen und die Geschichte seiner berühmten Familie widerspiegelt. Ebenso findet sich ein Schulmuseum in der ehemaligen Dorfschule zu Reckahn.
Werke (Auswahl)
- Versuch eines Schulbuches, für Kinder der Landleute, oder zum Gebrauch in Dorfschulen Nicolai, Berlin 1772.
- Der Kinderfreund. Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen. Gebrüder Halle, Brandenburg und Leipzig 1776.
- Hand-Buch in katechetischer Form für Lehrer die aufklären wollen und dürfen. Waisenhaus, Halle 1783.
- Catechismus der gesunden Vernunft. Oder Versuch, in faßlichen Erklärungen wichtiger Wörter, nach ihren gemeinnützigsten Bedeutungen, und mit einigen Beyspielen begleitet. Nicolai, Berlin 1786.
- Geschichte meiner Schulen. Röhß, Schleswig 1795.
- Friedrich Eberhard von Rochows sämtliche pädagogische Schriften. 4 Bände. Reimer, Berlin 1907–1910.
Literatur
- Binder: Rochow, Friedrich Eberhard v.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 727–734.
- Hanno Schmitt (Hrsg.): Vernunft fürs Volk. Friedrich Eberhard von Rochow 1734–1805 im Aufbruch Preußens. Henschel, Berlin 2001, ISBN 3-89487-394-9
- Förderverein Historisches Reckahn e. V., Gemeinde Reckahn (Hrsg.): Reckahn. Das Rochowsche Gutsdorf in der Mark. Geschichte und Geschichten aus dem Dorf Reckahn, verfaßt zum 650. Jahrestag der Ersterwähnung 1351–2001. Selbstverlag, Reckahn 2001, ohne ISBN.
- Sibylle Badstübner-Gröger (Hrsg.): Schlösser und Gärten der Mark. Reckahn. Nicolai, Berlin 1995, ISBN 3-87584-574-9; 2., veränd. Auflage, Nicolai, Berlin 2002. (Veröffentlicht für den Freundeskreis Schlösser und Gärten der Mark in der Deutschen Gesellschaft e. V.)
- Franziska Hirschmann: Formen adliger Existenz im 18. Jahrhundert. Adel zwischen Kritik und Reformen. München 2009.
Weblinks
Wikisource: Friedrich Eberhard von Rochow – Quellen und VolltexteKategorien:- Pädagoge (18. Jahrhundert)
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