Friedrich Gempp

Friedrich Gempp

Friedrich Gempp (* 6. Juli 1873 in Freiburg im Breisgau; † 21. April 1947 in Moskau, am 11. August 1946 für tot erklärt) war ein deutscher Offizier, zuletzt im Rang eines Generalmajor, sowie Gründer und bis 1927 erster Leiter der Abteilung Abwehr der Reichswehr.

Inhaltsverzeichnis

Karriere

Nachdem Erwerb seines Offizierspatent 1899 und Ernennung zum Leutnant diente er als Truppenoffizier im kaiserlichen Deutschen Heer und war bereits kurz nach Kriegsbeginn 1915 Major. Bis 1918 war er als Regimentskommandeur im Stab des Chefs der Obersten Heeresleitung (OHL). Zu dieser Zeit war er auch zeitweise Stellvertreter von Oberst Walter Nicolai, dem Leiter der Abteilung III b.

Im Frühjahr 1920 wurde er als Oberstleutnant mit der Bildung eines neuen militärischen Nachrichtendienstes der Reichswehr beauftragt und gründete in dessen am 1. Januar 1921 die Abteilung Abwehr, deren Leiter er bis zu seinem vorläufigen Ruhestand 1927 blieb.

1939 wurde er wieder als Offizier in den Dienst genommen und bis 1943 in der Abteilung Fremde Heere des Oberkommando der Wehrmacht (OKW) eingesetzt. Nachdem er wegen seiner Tätigkeiten 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geriet, galt er als verschollen. Er wurde im August 1946 für tot erklärt.

Verhaftung, Tod und Rehabilitierung

Gempp ist am 10. August 1946 von den Mitarbeitern des Militärgeheimdienstes Smersch in Rostock verhaftet worden. In das Moskauer Butyrka-Gefängnis wurde er am 3. Januar 1947 eingeliefert, in dessen Gefängniskrankenhaus er am 21. April 1947 an Herzlähmung verstarb. Nach dem Beschluss der Hauptmilitärstaatsanwaltschaft der Russischen Föderation vom 10. September 2001 war die Verhaftung Gempps politisch motiviert. Das Urteil wurde infolgedessen kassiert und Gempp rehabilitiert.

Gempp-Report

1928 bis 1944 verfasste er den sogenannten Gempp-Report (auch Gempp-Bericht). In diesem berichtet er detailliert über die Arbeit des deutschen militärischen Geheimdienstes seit dem Ersten Weltkrieg. Durch diesen 1945 in amerikanische Hände gelangten Bericht wurden ehemalige und zum Teil noch nicht identifizierte Agenten wie Elsbeth Schragmüller bekannt. Der Bericht lagerte danach für die Öffentlichkeit nicht zugänglich bis zu seiner Rückgabe nach Deutschland Mitte der 1970er Jahre bei der "National Archives and Records Administration" (NARA) in Washington, D.C. und befindet sich heute im Freiburger Militärarchiv.

Literatur

  • Helmut Roewer, Stefan Schäfer, Matthias Uhl: Lexikon der Geheimdienste im 20. Jahrhundert. Herbig, München 2003, ISBN 3-7766-2317-9.
  • Jürgen W. Schmidt: Gegen Russland und Frankreich. Der deutsche militärische Geheimdienst 1890–1914. 3. Auflage. Ludwigsfelder Verlags-Haus, Ludwigsfelde 2009, ISBN 978-3-933022-44-8 (Geheimdienstgeschichte 1).
  • Kenneth J. Campbell: Major General Friedrich Gempp: German Intelligence Leader. In: American Intelligence Journal. 25, 1, 2007, ISSN 0883-072X, S. 75–81.
  • Markus Pöhlmann: German Intelligence at War, 1914–1918. In: Journal of Intelligence History. 5, 2005, S. 33–62.

Weblinks


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