Offizierspatent

Offizierspatent

Der Begriff Offizierspatent kommt von lat. litterae patentes und bedeutet landesherrlicher „offener Brief“ und ist nach heutigem Sprachgebrauch eine Ernennungsurkunde. Durch das Patent wurde die Ernennung zu einem Offiziersdienstgrad wirksam und glaubhaft gemacht. Das Datum der Ausfertigung legte die Rangfolge im Dienstalter fest. Als Auszeichnung konnte es vordatiert werden, womit die Karriere des Inhabers beschleunigt wurde. Die dem Offizier zustehenden Vorrechte und Pflichten waren im Text vermerkt.

Das (oft aus wertvollem Pergament ausgefertigte) Patent für einen Militär-Beamten im Offiziersrang wurde in der Regel vom Kriegsminister ausgestellt. Unteroffiziere erhielten ebenfalls Bescheinigungen über ihre Beförderung, bei Portepeeunteroffizieren (Feldwebeln) war eine (aus Papier gefertigte) „Bestallung“ üblich.

Inhaltsverzeichnis

Deutschland

Offizierbrief der Offizierschule des Heeres

König Friedrich Wilhelm I. fertigte ab 1713 jedes Offizierspatent persönlich aus. Der Wortlaut jener Patentschrift blieb in der preußischen Armee bis 1919 kaum verändert erhalten.

In der Bundeswehr gibt es keine Offizierspatente im eigentlichen Sinne. An der Offizierschule des Heeres wird den Absolventen seit Ende 2002 nach dem Bestehen des Offizierlehrgang Teil 1 der Offizierbrief der Offizierschule des Heeres überreicht. An der Offizierschule der Luftwaffe sowie der Marineschule Mürwik werden den Absolventen in Anlehnung an die Tradition der Patentvergabe nach bestandenem Offizierlehrgang Lehrgangsurkunden verliehen, die den Titel Offizierspatent tragen. Diese Urkunden werden auf Grundlage einer bestandenen Offizierprüfung und eines positiven Lehrgangszeugnisses verliehen, haben allerdings nur einen rein symbolischen Charakter und begründen keinerlei rechtliche Ansprüche seitens der „Inhaber“, wie beispielsweise die Beförderung in einen Offizierdienstgrad. Dies wird insbesondere dadurch deutlich, dass die Offizieranwärter ihre jeweilige Offizierprüfung bereits sehr früh ablegen (abhängig von der Teilstreitkraft im 9. - 15. Dienstmonat) und die Lehrgangsurkunden verliehen bekommen, jedoch erst nach einer mindestens dreijährigen Dienstzeit tatsächlich zum Offizier ernannt werden können.

Da es also in der Bundeswehr keine Offizierspatente im rechtlichen Sinne gibt, ist die die Beförderung zum Leutnant, dem niedrigsten Offizierdienstgrad in der Bundeswehr, ein reiner Verwaltungsakt, der gem. §27 Abs. II Nr. 2 Soldatengesetz neben dem entsprechenden Bildungsabschluss ein positives Lehrgangszeugnis der jeweiligen Offizierschule sowie eine Mindestdienstzeit von 36 Monaten für aktive Soldaten voraussetzt.[1] Für Reserveoffiziere gelten abweichende Voraussetzungen.

Schweiz

In der Schweizer Armee wird das Dokument, das die Beförderung zum Offizier bescheinigt, als Offiziersbrevet bezeichnet und üblicherweise vom Kommandanten des entsprechenden Lehrverbandes ausgestellt.

Patente in der Handelsschifffahrt

Die Befähigungszeugnisse für Schiffsoffiziere in der Handelsschifffahrt hießen in der Vergangenheit ebenfalls Patente, und in der Umgangssprache werden die damit qualifizierten Offiziere noch immer als Patentinhaber bezeichnet. Das gilt gleichermaßen für nautische wie für technische Offiziere.

Offiziell wird der Begriff Patent bei Befähigungszeugnissen in der Binnenschifffahrt gebraucht wie z.B. beim Bodenseeschifferpatent.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. §27 Soldatengesetz - LaufbahnvorschriftenVorlage:§/Wartung/buzer. Website Buzer.de Gesetze. Abgerufen am 13. Dezember 2010.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Offizierspatent — Patent * * * Of|fi|ziers|pa|tent 〈n. 11; Mil.〉 Urkunde über die Beförderung zum Offizier …   Universal-Lexikon

  • Chief Warrant Officers — Warrant Officer (WO; engl., etwa: bestallter Offizier) sind hochspezialisierte Soldaten, die in zahlreichen nationalen Streitkräften eine Zwitterstellung einnehmen zwischen den Laufbahnen der Unteroffiziere und der (patentierten) Offiziere.… …   Deutsch Wikipedia

  • Offizierbrief — Der Begriff Offizierspatent kommt von lat. literare patentes und bedeutet landesherrlicher offener Brief . Durch das Patent wurde die Ernennung zu einem Offiziersdienstgrad wirksam und glaubhaft gemacht. Das Datum der Ausfertigung legte die… …   Deutsch Wikipedia

  • Offiziersbrevet — Der Begriff Offizierspatent kommt von lat. literare patentes und bedeutet landesherrlicher offener Brief . Durch das Patent wurde die Ernennung zu einem Offiziersdienstgrad wirksam und glaubhaft gemacht. Das Datum der Ausfertigung legte die… …   Deutsch Wikipedia

  • Warrant Officer — (WO; engl., ermächtigte Vorgesetzte) ist eine militärische Dienststellung in angloamerikanischen Streitkräften. Der Warrant Officer steht in einem besonderen Vorgesetztenverhältnis, das eine Zwitterstellung zwischen den Laufbahnen der… …   Deutsch Wikipedia

  • USAFA — Wappen der United States Air Force Academy Die United States Air Force Academy (abgekürzt USAFA, deutsch: „Akademie der Luftwaffe der Vereinigten Staaten“), ist eine Einrichtung zur Offizierausbildung der United States Air Force. Der Campus… …   Deutsch Wikipedia

  • Usafa — Wappen der United States Air Force Academy Die United States Air Force Academy (abgekürzt USAFA, deutsch: „Akademie der Luftwaffe der Vereinigten Staaten“), ist eine Einrichtung zur Offizierausbildung der United States Air Force. Der Campus… …   Deutsch Wikipedia

  • Alexander Patch — Lieutenant General Alexander M. Patch Alexander McCarrell „Sandy“ Patch junior (* 23. November 1889 in Fort Huachuca, Arizona; † 21. November 1945 in Fort Sam Houston, Texas) war ein Lieutenant General der US Army, der im …   Deutsch Wikipedia

  • Alien 2 — Filmdaten Deutscher Titel: Aliens – Die Rückkehr Originaltitel: Aliens Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 1986 Länge: Kinofassung: 132 Minuten Director’s Cut: 148 Minuten Originalsprache …   Deutsch Wikipedia

  • Alien II — Filmdaten Deutscher Titel: Aliens – Die Rückkehr Originaltitel: Aliens Produktionsland: USA Erscheinungsjahr: 1986 Länge: Kinofassung: 132 Minuten Director’s Cut: 148 Minuten Originalsprache …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”