Friedrich Heinrich Suso Denifle

Friedrich Heinrich Suso Denifle
Heinrich Denifle

Friedrich Heinrich Suso Denifle – Taufname: Josef Anton, bekannt als Heinrich – OP (* 16. Januar 1844 in Imst (Tirol); † 10. Juni 1905 in München) war ein Kirchenhistoriker und Dominikaner. Ab dem Jahr 1870 fungierte er als Lektor in Graz. 1876 wurde er in Graz Professor. Seit 1883 war er Unterarchivar am Vatikanischen Archiv in Rom, nachdem er seit 1880 Generalassistent des Dominikanerordens in Rom war.

Von seinem Geschichtswerk ist die Biographie zu Martin Luther und dem Luthertum mit am bedeutungsvollsten. In dieser lässt sich der Einfluss der ultramontanen Auffassungen von Johannes Janssen ablesen. So zeichnet Denifle aufgrund der Quellen des Vatikanischen Geheimarchives über Luther und die Reformation ein Bild, welches den Reformator in ein sehr negatives Licht stellt. Ähnlich radikal wie Denifle äußert sich zeitweilig Hartmann Grisar.

Walther Köhler stellte dazu fest, dass von einem feststehenden dogmatischen Standpunkt aus eine objektive Geschichtsdarstellung der Vorgänge um die Reformation und den Protestantismus ebenso wenig wie eine sachgerechte Würdigung Luthers zu erwarten sei. Die Arbeiten Denifles erfuhren heftige Kritik durch evangelische Theologen, insbesondere durch Adolf von Harnack und Reinhold Seeberg. Dennoch bewirkte Denifles Schrift auch wertvolle Korrekturen der Weimarer Lutherausgabe.

Denifle markiert nach den Frühwerken von Ignaz von Döllinger und Janssen auch den Höhepunkt einer radikalen katholischen Geschichtsschreibung. Im Laufe des Ersten Weltkrieges nehmen die konfessionellen Spannungen zwar ab. Der Einfluss der eigenen konfessionellen Bindung blieb aber weiterhin spürbar.

Neben dieser Thematik befasste sich Denifle mit der Mystik sowie der Kultur- und Kirchengeschichte des Mittelalters. Zudem verfasste er ein Werk über die Entstehung der mittelalterlichen Universitäten. Gemeinsam mit Franz Ehrle hat er von 1885 bis 1900 die sieben Bände des Archiv für Literatur- und Kirchengeschichte des Mittelalters herausgegeben.

Zitat

„Ausdrücklich möchte ich meinen Dank auch den katholischen Kollegen abstatten, die zahlreiche Einzelfragen der mittelalterlichen Dogmengeschichte mit eindringendem Fleisse und methodischer Schärfe behandelt haben. Einige von ihnen haben auch ausdrücklich oder implicite jene Beurtheilung der Reformation im Vergleich mit dem Mittelalter abgelehnt, mit der Denifle sein wissenschaftliches Lebenswerk nicht gekrönt, sondern zerstört hat.“

Adolf von Harnack[1]

Werke

Literatur

  • Martin Grabmann: P. Heinrich Denifle O.P. Eine Würdigung seiner Forschungsarbeit. Mainz (1905)
  • Joachim Köhler: Denifle, Heinrich Suso. In: Theologische Realenzyklopädie 8 (1981), S. 490-493
  • Th. Kolde: P. Denifle, Unterarchivar des Papstes, seine Beschimpfung Luthers und der evangelischen Kirche. Leipzig, Deichert. (2. Aufl. 1904)
  • Michael Schmaus: Heinrich Suso Denifle. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 595–597.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Adolf von Harnack: Dogmengeschichte; Vorwort zur 4. Auflage des dritten Bandes; Tübingen 1910

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