Fritz Kern (Historiker)

Fritz Kern (Historiker)

Fritz Kern (* 28. September 1884 in Stuttgart; † 21. Mai 1950 in Mainz), eigentlich Max Friedrich Ludwig Hermann Kern, war ein deutscher Historiker.

Fritz Kern entstammte einem großbürgerlichen Elternhaus. Er war Sohn des Hermann von Kern (1854–1932), württembergischer Staatsrat, und Karoline (1860–1944), Tochter des Senatspräsidenten Ludwig von Hufnagel (1825–1900).

Kern machte 1902 das Abitur und studierte von 1902 bis 1906 zuerst in Lausanne Jura, das er aber nach zwei Semestern abbrach, dann Geschichte zwei Semester in Tübingen und vier Semester in Berlin. 1906 promovierte er bei Michael Tangl in Berlin mit der magna cum laude beurteilten Arbeit „Dorsualkonzept und Imbreviatur. Zur Geschichte der Notariatsurkunde in Italien.“. Es folgten ausgedehnte Archivreisen (im Frühjahr und Sommer 1908 in Frankreich und England, im Frühling 1909 in Italien). 1909 erfolgte die Habilitation in Kiel mit der Schrift „Grundlagen der französischen Ausdehnungspolitik bis zum Jahre 1308.“ 1913 war er außerordentlicher Professor in Kiel. 1914 erfolgte der Ruf als ordentlicher Professor für Mittlere und Neuere Geschichte an die Universität Frankfurt. 1922 lehrte er als Nachfolger von Friedrich von Bezold bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1947 als Professor in Bonn.

Während seiner ganzen Professorenzeit war seine Lehrtätigkeit durch politische Aktivitäten geprägt. Von 1914 bis 1918 war er für das Auswärtige Amt und den Generalstab in Berlin tätig, 1918/19 und 1924–26 beteiligt an den Veröffentlichungen des Großadmirals von Tirpitz. Mit seiner journalistischen und publizistischen Tätigkeiten versuchte er aktiv in die Tagespolitik einzugreifen. Dabei ging es ihm bis 1933 hauptsächlich darum, eine faschistische Herrschaft in Deutschland zu verhindern. Nach 1933 ging er bis 1944 in die Innere Emigration. Im Herbst 1944 war Kern Mitglied einer Widerstandsorganisation, der auch abtrünnige hohe SS-Führer angehörten. Ihr Ziel war die Abkürzung des Krieges durch einen Separatfrieden mit den Westmächten. Kurz vor Kriegsende floh Kern in die Schweiz ins Exil, aus dem er 1948 zurückkehrte. 1949 konvertierte er zum Katholizismus.

Kerns wissenschaftlicher Schwerpunkt war die vergleichende Rechts- und Verfassungsgeschichte des Mittelalters und die Universalgeschichte der Menschheit. Sein Hauptwerk Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter wurde grundlegend. 1939 folgte mit Kingship and law eine englische Ausgabe. 1954 folgte durch Rudolf Buchner eine deutsche Neuausgabe des Werkes. Einflussreich war sein Werk Recht und Verfassung im Mittelalter, in dem er das Recht aus dem überlieferten „Alten“ und „Guten“ herleitete, seine Thesen wurden jedoch ab Anfang der 1960er Jahre wiederholt kritisiert. Er war Anhänger der Kulturkreislehre.

Er war in erster Ehe (1909–1941) mit Bertha von Hartmann (* 1886), Tochter des Philosophen Eduard von Hartmann († 1906) verheiratet; aus der Ehe gingen ein Sohn und zwei Töchter hervor; in zweiter Ehe (1941) mit Elisabeth Charlotte, Tochter des Sanitätsrats Dr. Reinhold Ahrens und der Anna Spennemann; aus dieser Ehe ging ein Sohn hervor.

Schriften (Auswahl)

  • Recht und Verfassung im Mittelalter, Darmstadt 1992 (Nachdruck), ISBN 3-534-00035-8.
  • Gottesgnadentum und Widerstandsrecht im früheren Mittelalter: Zur Entwicklungsgeschichte der Monarchie, herausgegeben von Rudolf Buchner, 6. Auflage, Darmstadt 1973,
  • Acta Imperii Angliae et Franciae ab anno 1267 ad annum 1313. Dokumente vornehmlich zur Geschichte der auswärtigen Beziehungen Deutschlands, herausgegeben von Fritz Kern, Hildesheim 1973 (Nachdruck der Ausgabe Tübingen 1911), ISBN 3-487-04916-3.
  • Geschichte und Entwicklung (Evolution), aus dem Nachlass herausgegeben von Liselotte Kern, Bern 1952.
  • Die Anfänge der französischen Ausdehnungspolitik bis zum Jahr 1308, Tübingen 1910.

Literatur

Weblinks


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