Fritz Reuter Gesellschaft

Fritz Reuter Gesellschaft

Die Fritz Reuter Gesellschaft (gegr. 1960) ist eine deutsche Literaturgesellschaft, deren Anliegen Pflege und Förderung der Werke des niederdeutschen Dichters und Schriftstellers Fritz Reuter und darüber hinaus der niederdeutschen Literatur und Sprache ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Fritz Reuter Gesellschaft wurde am 15. Juli 1960 in Lübeck durch Friedrich Griese, Ernst Hameister und andere gegründet. Sie verlegte 1991 ihren Sitz nach Neubrandenburg und ist dort seit 1992 im Neuen Tor beheimatet. Die Gesellschaft hat zurzeit etwa 420 Mitglieder [Stand: 2009].

Zum ersten Präsidenten wurde in der Gründungsversammlung Friedrich Griese gewählt. Ernst Hameister wurde als Ehrenmitglied in den Vorstand berufen. Dem Gründungsvorstand gehörten ferner an: als Griese-Stellvertreter der Lübecker Rechtsanwalt Felke, als Geschäftsführer der Lübecker Bankdirektor Alfred Höffer und als Schatzmeister der Lübecker Buchhändler Otto Hamkens.[1]

In den 50 Jahren ihres Bestehens ist die Gesellschaft bisher von sechs Präsidenten geführt worden. Wichtige Weichenstellungen für die Entwicklung erfolgten in der zweiten Hälfte der 80er und in der ersten Hälfte der 90er Jahre: Einführung jährlicher Reuter-Tage (1989 in Lüneburg), Gründung einer eigenen Schriftenreihe (1989) und Sitzverlegung in die Heimat des Namensgebers (1991). In diesen Jahren verzeichnete die FRG mit 725 auch ihren höchsten Mitgliederbestand.

1993 wurde die Gesellschaft mit dem erstmals vergebenen und mit 5.000 DM dotierten Hartmut-Vogel-Preis der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten ausgezeichnet. Die FRG habe mit der Sitzverlegung in ein neues Bundesland ein Zeichen gesetzt, hieß es zur Begründung.

Von Februar 1986 bis zum November 1989 haben die Staatsicherheitsbehörden der drei Nordbezirke der DDR (Neubrandenburg, Rostock und Schwerin) über die Reuter-Gesellschaft die etwa 2000 Seiten umfassende „Feindobjektakte Zentrum“ angelegt.[2] Der Gesellschaft wurde von der Stasi „subversiver Mißbrauch des Niederdeutschen“ und „politisch-ideologische Diversion“ unterstellt. Ins Visier der Stasi geriet die Reuter-Gesellschaft insbesondere durch die 1985 im Jahr des 175. Geburtstages Fritz Reuters begonnenen jährlichen Buchsendungen an Freunde des Niederdeutschen im heutigen Mecklenburg und Vorpommern. Die Zahl der Empfänger stieg zwischen 1985 und 1989 von zunächst 65 auf schließlich 300. Bis zum Wendejahr 1989 hatten sich mehr als 50 DDR-Bürger der Lübecker Literaturgesellschaft als Mitglieder angeschlossen.

Als Reaktion auf die Aktivitäten der westlichen Reuter-Gesellschaft im Norden der DDR kam es im Mai 1989 zur Gründung eines „Arbeitskreises Fritz Reuter im Kulturbund der DDR“. Zur Gründungsversammlung in Güstrow übermittelte die Lübecker Reuter-Gesellschaft eine Grußadresse, die aufgrund „operativer Einflußnahme“ durch die Stasi dort allerdings nicht verlesen wurde. „Mit unseren Wünschen zum guten Gelingen hoffen wir auf gute Zusammenarbeit in dem uns verbindenden Ziel, Reuters Erbe und Menschenbild weiter und wirksamer zu verbreiten. Lassen Sie uns gemeinsam überlegen, welche Wege dazu neu angelegt und geebnet werden können“, hieß es in dieser Grußadresse. Nach dem Ende der DDR löste sich der Arbeitskreis vom Kulturbund und nannte sich seit Februar 1990 „Fritz Reuter Gesellschaft Stavenhagen e.V.“, ohne sich allerdings noch ins Vereinsregister eintragen zu lassen. Zu einer Vereinigung beider Gesellschaften kam es infolgedessen nicht. Im September 1990 erklärten die zuletzt 44 Mitglieder des DDR-Pendants einzeln ihre Mitgliedschaft in der Fritz Reuter Gesellschaft Lübeck.[3]

Präsidenten

Ehrungen

Die Fritz Reuter Gesellschaft würdigt besondere Leistungen im Sinne Ihrer Satzung durch „Ehrenbriefe“. Geehrt wurden bisher:

  • 1973 Gerd Lüpke, Schriftsteller
  • 1974 Richard Parbs, Verleger
  • 1975 Helmut de Voss, Verlagsbuchhändler und Rezitator
  • 1976 Otto Lemke, Rektor i.R., Schriftsteller und Literaturhistoriker
  • 1977 Friedrich Wilhelm Giebel, Verleger, Journalist und Buchhändler
  • 1978 Heiner Kracht, Bundesbahnbeamter a.D. und Rezitator
  • 1979 Barbara und Friedrich Minssen, Verfasser hochdeutscher Übertragungen der Werke Fritz Reuters
  • 1983 Wolfgang Lindow und Claus Schuppenhauer, Institut für niederdeutsche Sprache, Bremen
  • 1985 Johann Diedrich Bellmann, Dozent und Schriftsteller
  • 1990 Ulf Bichel, Germanist und niederdeutscher Philologe
  • 1996 Hans-Peter Meyer-Bothling, Pastor i. R.
  • 1999 Werner Schinko, Grafiker
  • 2002 Jürgen Gundlach
  • 2003 Gerhard Schmidt-Henkel, Professor für Neuere deutsche Philologie und Literaturwissenschaft
  • 2004 Dieter Scheven
  • 2006 Paul-Friedrich Martins, Pastor i. R.
  • 2010 Hinstorff Verlag, Rostock

Veranstaltungen

Die Fritz Reuter Gesellschaft veranstaltet (mitunter gemeinsam mit Partnergesellschaften) Jahrestagungen – so genannte Reuter-Tage – an wechselnden Orten. Im Neuen Tor in Neubrandenburg finden regelmäßig Ausstellungen, Lesungen oder andere Veranstaltungen statt.

Jahresgaben, Publikationen

Mitglieder der Gesellschaft erhalten seit 1971 Jahresgaben. Zusätzlich gibt die Fritz Reuter Gesellschaft seit 1989 die von Hans-Joachim Griephan initiierte Schriftenreihe „Beiträge der Fritz Reuter Gesellschaft“ [4] heraus, in der vor allem die auf den Reuter-Tagen gehaltenen Referate publiziert werden. Bis 2010 hat die Reuter-Gesellschaft in dieser Reihe 20 Bände vorgelegt. Seit Band 10 (2001) erscheinen die Beiträge im Hinstorff Verlag in Rostock. Ferner gibt es seit 1966 als Mitgliederinformation die "Mitteilungen der Fritz Reuter Gesellschaft e.V.", die anfangs unregelmäßig und später mit bis zu drei Ausgaben pro Jahr erschienen sind. 1996 wurde auf jährliches Erscheinen umgestellt.

Einzelnachweise

  1. Carolinum, Göttingen, Jg. 26, 1960, Heft 32, S. 118
  2. Mitteilungen der Fritz Reuter Gesellschaft, Nr. 57, August 2000, S. 2-6
  3. Mitteilungen der Fritz Reuter Gesellschaft, Nr. 49, Dezember 1990, S. 1
  4. ZDB-Id.: 13352179.

Weblinks


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