Galiani

Galiani
Abbé Galiani

Ferdinando Coelestinus Galiani – auch genannt Abbé Galiani – (* 2. Dezember 1728 in Chieti; † 30. Oktober 1787 in Neapel) war ein italienischer Diplomat, Ökonom und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Familie Galianis entstammte dem alten Beamtenadel des Königreichs Neapel. Von 1735 an sorgte sein Onkel, Erzbischof Celestino Galiani, einer der einflussreichsten Männer im Königreich, für seine Ausbildung in Neapel und zeitweise in Rom. Neapel war damals die drittgrößte Metropole Europas und das Haus des Onkels, die Casa Galiani, das intellektuelle Zentrum. Zu seinen Lehrern zählten Giambattista Vico und Antonio Genovesi, zu seinen Förderern Bartolomeo Intieri (1678-1757). 1744 wurde er in die „Accademia degli Emuli“ (Akademie der Eifrigen) aufgenommen. Eine parodistische Satire auf akademische Lobhudeleien betitelt „Componimenti…“ machte ihn erstmals auch außerhalb Neapels bekannt.

Sein Hauptwerk Della Moneta - Libri Cinque (Über das Geld - fünf Bücher) erschien anonym 1751. Auch dieses Werk zeigt seine meisterhafte Fähigkeit, seinen Stil nach Belieben an das gedachte Publikum anzupassen. Als Belohnung für seine Leistung als Wirtschaftstheoretiker erhielt er zwei Pfründe und konnte sich von nun an als „Abbate“ bezeichnen. Eine Reise durch Oberitalien wurde für ihn zum schriftstellerischen Triumphzug. In Rom wurde er von Papst Benedikt XIV. empfangen. 1755 ernannte ihn König Karl IV. von Neapel zum Mitglied der Akademie von Herculanum, welche die Aufgabe hatte, die Ausgrabungsarbeiten im antiken Herculaneum zu leiten und die Funde zu beschreiben.

Von 1759 bis 1769 war Galiani Sekretär der neapolitanischen Gesandtschaft in Paris; in der höfischen Gesellschaft kam der kleinwüchsige und vielleicht allzu geistreiche Mann zunächst nicht an. Durch diplomatische Kreise kam er jedoch mit Persönlichkeiten der französischen Aufklärung (darunter d'Alembert, Denis Diderot, Baron Holbach, Helvétius und Friedrich Melchior Grimm) in Kontakt, bald wurde er der Liebling der Salons. Diderot formulierte es so: „Der Abbé ist unerschöpflich an geistvollen Wendungen und Zügen; ein Kleinod für Regentage…“ Berühmt wurde sein lange Jahre andauernder Briefwechsel mit Frau von Epinay. Seine Schriften wurden von Diderot, Voltaire und den anderen Enzyklopädisten gelobt.

1769 musste ihn sein Förderer, der Minister Tanucci, auf Anweisung des neapolitanischen Königs aus Paris abberufen. Mit welchen Gefühlen er Frankreich und die dortigen Freunde verließ, zeigt folgende Passage aus einem Brief an Frau von Epinay: „Man hat mich aus Paris herausgerissen, und man hat mir das Herz aus der Brust gerissen!“ Galiani hinterließ sein Buch Dialogues sur le commerce des blés (Dialoge über den Getreidehandel), das in Paris zum Bestseller wurde. Seiner Geliebten ließ er durch Frau von Epinay eine feste Rente zahlen. Als Trost dafür, dass er zum Opfer weltpolitischer Intrigen geworden war, wurde er im selben Jahr zum Sekretär des Obersten Handelsgerichtes in Neapel ernannt – bei verdoppeltem Salär. Neben anderen literarischen Arbeiten verfasste er eine Schrift über den neapolitanischen Dialekt. 1777 wurde er Vorsitzender der Domänenverwaltung, sein Rat war bei Hofe sehr geschätzt. 1782 wurde er erster Beisitzer des Obersten Finanzrates im Königreich Neapel. Galiani war nun berühmt.

Nach dem Ableben seiner Freunde d’Alembert, Diderot und Frau von Epinay nahm er langsam Abschied von dem alten Wunschtraum einer Rückkehr nach Paris. Er beschränkte sich auf seinen steten Briefwechsel mit Gesinnungsgenossen der Aufklärungszeit, mit Friedrich dem Großen, Katharina II. und vielen anderen europäischen Fürsten. Während er umfangreiche Kanalprojekte im Königreich Neapel plante, erlitt er 1785 einen schweren Schlaganfall. Er erholte sich zwar, doch war seine Gesundheit angeschlagen. Knapp zwei Jahre später besuchte er Venedig, Modena und Padua, wo er überall mit großen Ehren empfangen wurde.

Anfang Oktober desselben Jahres stellte sein Arzt unheilbare Wassersucht fest; wenige Wochen später verstarb Galiani im Alter von 58 Jahren. Er galt als einer der geistreichsten Menschen seines Jahrhunderts.

Werke

  • Della moneta gilt als klassisches Werk der italienischen Literatur. Galiani vertrat hier – im Gegensatz zur damaligen Meinung – die These, dass der Wert keine Eigenschaft der Dinge, sondern in der menschlichen Natur begründet sei. Das Geld sei eine Ware (damals aus Gold oder Silber), deren Wert von Angebot und Nachfrage abhänge. Diese These wird heute von der neoquantitativen Chicagoer Schule vertreten. Die implizite Konsequenz aus Galianis Analyse ist, den Herrschern das Verfügungsrecht über das Geldwesen zu entziehen und die Geldschöpfung der demokratischen Kontrolle zu unterstellen.
  • In Dialogues sur le commerce des blés analysierte Galiani die Hungersnot in Neapel (1763-1766) und kam zu dem Schluss, dass die Sicherstellung der Grundversorgung nicht nur unter ökonomischen Gesichtspunkten zu betrachten sei, sondern dass der Staat bei den „öffentlichen Gütern“ verpflichtet sei, die Produktion zu garantieren. In seinem gesamten ökonomischen Werk wies er darauf hin, dass das Wohlergehen eines Landes von der demokratischen, marktwirtschaftlichen Sicherung des Geldwertes, von gut funktionierenden staatlichen Institutionen und einem wachen sozialen Gewissen abhänge.
  • Die Briefe des Abbé Galiani (Mit Einleitung und Anmerkungen von Wilhelm Weigand, München und Leipzig ²1914; eine Auswahl findet sich in Galiani, Helle Briefe, Die Andere Bibliothek hg. v. H. M. Enzensberger) Nach seiner Rückkehr aus Paris korrespondierte Galiani mit seinen Pariser Freunden aus dem Kreis der Ezyklopädisten und der Salons (u. a. Madame Necker, Madame d'Epinay). Diese Briefe gehören mit zu den interessantesten und geistreichsten Spiegelungen des europäischen Geisteslebens am Vorabend der französischen Revolution.

Literatur

Werner Tabarelli: Ferdinando Galiani – Über das Geld. Verlag Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 1999, ISBN 3-87881-132-2

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