Garonnekanal

Garonnekanal
Verlauf des Canal latéral à la Garonne (grüne Linie)

Der Canal latéral à la Garonne (deutsch: Garonne-Seitenkanal) wird heute meist nur kurz als Canal de Garonne (deutsch: Garonne-Kanal) bezeichnet. Gemeinsam mit dem Canal du Midi bildet er einen Wasserweg, für den auch manchmal der Oberbegriff Canal des Deux Mers verwendet wird. Es handelt sich um einen schiffbaren Kanal in Frankreich, der 1856 als Umgehung für die schwierig zu befahrende Garonne gebaut wurde.

Inhaltsverzeichnis

Verlauf

Er ist 194 km lang und verläuft von Toulouse, wo er Anschluss an den Canal du Midi hat, bis nach Castets-en-Dorthe, etwa 65 km südöstlich von Bordeaux, wo er in die gezeitenabhängige Garonne mündet. Er bildet ein wichtiges Glied in der 600 km langen Verbindung vom Atlantik durch Südfrankreich zum Mittelmeer. Ein 11 km langer Zweigkanal (Canal de Montech) führt von Montech nach Montauban, wo er Verbindung zum Fluss Tarn hatte, der aber heute für Schiffe nicht mehr befahrbar ist. In Agen wechselt der Kanal über eine Kanalbrücke vom rechten zum linken Ufer der Garonne. In Buzet-sur-Baïse hat der Kanal eine Verbindung zum Fluss Baïse.

Koordinaten

Geschichte und Merkmale

Nachdem schon Riquet an eine Fortsetzung "seines" Canal du Midi in Richtung Bordeaux gedacht hatte, legte der Architekt Vauban 1665 ein erstes konkretes Projekt vor. Es gelangte jedoch nicht zur Ausführung. Später entstanden weitere Projekte, aber auch diese wurden nicht ausgeführt, vor allem wegen Schwierigkeiten mit der Finanzierung. 1839 begannen dann zwar erste Arbeiten, die aber schon 1844 wieder eingestellt wurden, weil die Kredite ausgeschöpft waren. Unterdessen entstand dem Kanalprojekt Konkurrenz durch die Eisenbahn. Der Kanal wurde deshalb wieder in Frage gestellt, und man dachte gar ans Zuschütten der bereits ausgehobenen Strecke. Eine neue Gesellschaft setzte dann die Arbeiten fort. 1844 wurde das Teilstück zwischen Toulouse, Montech und Montauban in Betrieb genommen, 1845 erreichte der Kanal Moissac, 1849 Agen, 1852 den Fluss Baïse und 1856 Castets-en-Dorthe.

Man begegnet da und dort eindrucksvollen Konstruktionen, zum Beispiel der 539 m langen Kanalbrücke über die Garonne in Agen (Pont-Canal d'Agen), oder der 350 m langen Kanalbrücke über den Tarn bei Moissac. Jüngeren Datums (Inbetriebnahme 1973) ist das erste Wasserkeilhebewerk der Welt, womit die Berufsschifffahrt die Schleusentreppe bei Montech umgeht. Der Kanal wurde fast 200 Jahre nach dem Canal du Midi in Betrieb genommen. Für die unterdessen größer gewordenen Schiffe wurde er breiter und tiefer gebaut als der Canal du Midi, und anders als dieser weist er über längere Strecken eine gerade Linienführung auf. Nur gegen das Ende hin, bei Castets-en-Dorthe, sieht er dem Canal du Midi sehr ähnlich. Der Garonne-Seitenkanal weist 54 elektrifizierte und größtenteils vollautomatische Schleusen auf. Das Wasser ist, wie im Canal du Midi, von graugrünlicher Farbe und trüb, scheint jedoch recht sauber zu sein. Jedenfalls ziehen die Fischer große Fische heraus.

Der Kanal heute

Der Kanal überquert die Baïse

Der Canal latéral à la Garonne hat heute als Kanal für Frachten praktisch keine Bedeutung mehr. Hingegen wird er, wie viele andere Kanäle auch, seit den 1970er Jahren zunehmend vom Wassertourimus mit Sport- und Hausbooten genutzt, allerdings sehr viel weniger intensiv, als der Canal du Midi. An verschiedenen Orten entlang des Kanals können Boote gemietet werden; daneben verkehren Hotel- und Ausflugsschiffe.

Auf seiner ganzen Länge kann man dem Kanal auf einem meistens breiten, im großen und ganzen gut ausgebauten ehemaligen Treidelpfad folgen. Entlang des größten Teils der Strecke spenden Bäume Schatten, stellenweise uralte, dicke Platanen. Radfahrer und Wanderer finden in kurzen Abständen Orte mit Übernachtungs- Verpflegungs- und Einkaufsmöglichkeiten.

Wichtige Städte und Orte am Kanal

Literatur

Morlot, Jean: Canaux du Midi. Carto-guide fluvial. 10e édition, 2006. Editeur: Vagnon. ISBN 978-2857255116.

Siehe auch

Weblinks


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