Gaston Defferre

Gaston Defferre
Gaston Defferre (1959)

Gaston Paul Charles Defferre (* 14. September 1910 in Marsillargues, Département Hérault; † 7. Mai 1986 in Marseille) war ein französischer Politiker der Sozialistischen Partei.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Defferre entstammt einer kleinbürgerlich-protestantischen Familie. 1928 ließ er sich in Dakar nieder. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und Rechtswissenschaft in Aix-en-Provence wurde er 1931 Rechtsanwalt in der Anwaltskammer von Marseille, 1933 trat er der SFIO bei, wurde Anhänger der Volksfront und militanter Sozialist.

1940 wurde er einer der ersten sozialistischen Résistance-Mitglieder im von Daniel Mayer geschaffenen Comité d’action socialiste (CAS). Im engen Umkreis des Netzwerks Brutus von Pierre Sudreau und André Boyer erhielt er den Kampfnamen Oberstleutnant Danver. Er ging in den Untergrund, als die deutschen Besatzer in die „freie, unbesetzte Zone“ Frankreichs am 12. November 1942 zogen. Sie schufen ein Netzwerk in Toulouse, Lyon und im Département Lot.

Am 15. September 1944 empfing Defferre de Gaulle nach der Befreiung (Libération) vor dem Rathaus von Marseille.

Zwischen 1953 und 1986 war er sozialistischer Bürgermeister von Marseille (33 Jahre, ein Rekord), was ihm den Spitznamen König der Canebière einbrachte.

1969 war er Präsidentschaftskandidat der SFIO (im Tandem mit Pierre Mendès-France vom Parti radical socialiste, der Premierminister im Falle der Wahl geworden wäre), aber er wurde bereits im ersten Wahlgang am 1. Juni 1969 mit vernichtenden 5,0 % von den drei Kandidaten Georges Pompidou, Alain Poher und Jacques Duclos geschlagen. Während der ersten Amtszeit von Präsident François Mitterrand war er 1981 bis 1984 Innenminister.

Er ist hauptsächlich durch sein langjähriges Mandat als Bürgermeister von Marseille beschrieben und als Autor des Gesetzes über die Dezentralisierung zu Beginn des Jahres 1980. Er war gleichzeitig Direktor der Zeitung Le Provençal.

Seine Witwe ist die Schriftstellerin Edmonde Charles-Roux.

Trivia

Am 21. April 1967 trugen Defferre und der gaullistische Abgeordnete René Ribière im Park einer Villa in Neuilly bei Paris das letzte offizielle Duell in Frankreich mit dem Degen [1]aus. Defferre hatte Ribière während einer Sitzung der französischen Nationalversammlung als Idioten beschimpft. Ribière hatte darauf hin zur Wiederherstellung seiner Ehre einen Zweikampf gefordert. Als Ribières Sekundant fungierte der spätere Rechtspopulist Jean-Marie Le Pen. Das Duell dauerte nur wenige Augenblicke, da Defferre seinem Gegner schnell eine blutende Wunde am degenführenden Arm beibrachte.[2]

Politische Mandate

  • sozialistischer Abgeordneter des Départements Bouches-du-Rhône (1945 – 1958)
  • Bürgermeister von Marseille (1944 – 1945 und 1953 – 1986)
  • Staatssekretär für Information vom 26. Januar bis zum 24. Juni 1946 im Kabinett Félix Gouin
  • Unterstaatssekretär für die französischen Überseeterritorien vom 16. Dezember 1946 bis zum 22. Januar 1947 im Kabinett Léon Blum
  • Handelsmarineminister vom 12. Juli 1950 bis zum 11. August 1951 im Kabinett René Pleven und Henri Queuille
  • Minister für die französischen Überseeterritorien vom 1. Februar 1956 bis zum 13. Juni 1957 im Kabinett Guy Mollet
  • sozialistischer Senator von 1959 bis 1962
  • sozialistischer Abgeordneter der Nationalversammlung seit 1962 und Fraktionsvorsitzender der SFIO
  • Innenminister und Minister für die Dezentralisation vom 21. Mai 1981 bis zum 17. Juli 1984 im Kabinett Pierre Mauroy
  • Staatsminister verantwortlich für den Plan und die Neuordnung des Territoriums vom 17. Juli 1984 bis 20. März 1986 im Kabinett Laurent Fabius

Einzelnachweise

  1. "Le duel, une passion française?", abgerufen am 5. Oktober 2009. .
  2. „Hauen und Stechen um Ruhm und Ehre“, abgerufen am 5. Oktober 2009. Bericht und Fotos in einestages.

Weblinks


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