Leon Blum

Leon Blum
Léon Blum - Grafik von Félix Vallotton

Léon Blum (* 9. April 1872 in Paris; † 30. März 1950 in Jouy-en-Josas bei Versailles) war Jurist, Schriftsteller, französischer Politiker und mehrfach französischer Premierminister (zwischen 1936 und 1950). Er war Gefangener in einem deutschen Konzentrationslager.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Stationen

Blum wurde in eine jüdische Familie aus der Bourgeoisie in Paris geboren. Er besuchte das renommierte Lycée Henri IV. Dort traf er den Schriftsteller André Gide und veröffentlichte seine ersten Gedichte im Alter von 17, in einer Zeitschrift, die sie herausgaben. Ab 1890 absolvierte er ein Studium an der École normale supérieure.

Blum war in den 1930er und 1940er Jahren während dreier kurzer Phasen Ministerpräsident Frankreichs. Sein Name ist mit der Volksfront vor dem Zweiten Weltkrieg verbunden. Er hatte sich als junger Jurist schon früh in der politischen Welt betätigt und seit 1904 an der Zeitung L'Humanité mitgearbeitet. 1905 gelang es ihm, die verschiedenen Strömungen der französischen Sozialisten zu einer Partei zu vereinen. Programmatisch bemühte er sich vor allem um das Eindämmen radikaler kommunistischer Forderungen. Später verhalf er einigen sozialen und wirtschaftlichen Reformen zum Durchbruch.

Er wurde 1936 der erste sozialistische Premierminister Frankreichs. Als führender Kopf des französischen Widerstandes wurde er von Pierre Laval 1943 nach dem Prozess von Riom nach Deutschland deportiert und ins KZ Buchenwald verschleppt. Sein Bruder René Blum wurde im KZ Auschwitz ermordet. Am 24. April 1945 wurde Blum gemeinsam mit etwa 140 prominenten Insassen des KZ Dachau nach Niederdorf (Südtirol) transportiert, wo die Gefangenen durch eine Kompanie der Wehrmacht unter Hauptmann Wichard von Alvensleben in einem Handstreich aus den Fängen der SS befreit wurden. [1]. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich war Blum politischer Direktor des Populaire. 1946 wurde er zum dritten Mal zum Premierminister gewählt. Vincent Auriol (Sozialistische Partei) wurde als erster Präsident der Vierten Republik sein Nachfolger.

Am 30. März 1950 starb er im Alter von 77 Jahren. Er liegt auf dem städtischen Friedhof von Jouy-en-Josas begraben.

Politische Weg- und Zeitgefährten

Félix Gouin (1884–1977) wurde 1938 Mitarbeiter von Léon Blum und stellvertretender Vorsitzender der sozialistischen Fraktion. Von Januar 1946 bis Juni 1946 war er Premierminister und zugleich Staatspräsident der Provisorischen Regierung Frankreichs.

Robert Schuman (1886–1963) war ab 1919 Abgeordneter Lothringens in der französischen Nationalversammlung. Von 1928 bis 1936 war Schuman Vorsitzender des Ausschusses für Elsass-Lothringen und zeitweilig Vizepräsident des Abgeordnetenhauses. Das Abgeordnetenmandat behielt er bis zu seiner Verhaftung durch die Gestapo 1941 während des Zweiten Weltkrieges bei. Nach dem Krieg wurde Schuman erneut Abgeordneter der französischen Nationalversammlung und Präsident des Finanzausschusses. 1946 wurde Schuman Finanzminister und 1947 ebenfalls Ministerpräsident. Zwischen 1948 und 1952 war er Außenminister in acht kurzlebigen Kabinetten der politischen Mitte.

Maurice Thorez (1900–1964), von 1930 bis 1964 Generalsekretär der KPF und von 1946 bis 1947 Vizepremierminister. Seine Partei trug das erste Kabinett Blum mit.

Georges Bidault (1899–1983) war aktives Mitglied der Résistance und der Organisation de l'armée secrète (OAS). Bidault gehörte als Abgeordneter des Wahlkreises Loire der Nationalversammlung an. Nach dem Krieg arbeitete er im Kabinett F. Gouin als Außenminister 1946 mit, bis er am 19. Juni 1946 als Präsident der Provisorischen Regierung (de facto Premierminister) gewählt wurde. L. Blum wurde sein Nachfolger.

2. Kabinett Blum, 13. März – 10. April 1938

Unter anderen: Édouard Daladier - Verteidigungsminister, Joseph Paul-Boncour - Außenminister, Albert Sérol - Arbeitsminister, Albert Rivière - Rentenminister, Georges Monnet - Landwirtschaftsminister, Paul Faure - Staatssekretär

Blums Übergangsregierung, Dezember 1946 – Januar 1947

Blums 3. Kabinett war eine Provisorische Regierung der Nachkriegszeit, vom 16. Dezember 1946 bis 22. Januar 1947, das politisch von De Gaulle wegführte.

Unter anderen (Léon Blum war zugleich Außenminister): André Le Troquer - Verteidigungsminister, Édouard Depreux - Innenminister, André Philip - Finanzminister, Robert Lacoste - Industrieminister, Daniel Mayer - Arbeitsminister, Paul Ramadier - Justizminister, François Tanguy-Prigent - Landwirtschaftsminister, Guy Mollet - Staatssekretär

Ehrungen, Erinnerung

Der Kibbuz Kfar Blum im nördlichen Galiläa ist nach Léon Blum benannt.

Literatur

  • Regine Arndt: Léon Blum - ein jüdischer Franzose. Zur Bedeutung von bildhaften Vorstellungen für die antisemitische Propaganda in Frankreich während der 30er Jahre. Universitäts-Dissertation, Hannover 1996
  • Serge Berstein, Léon Blum, Paris, Fayard, 2006. (frz.)
  • Jean-Michel Gaillard, Les 40 jours de Blum, éd. Perrin, 2001. (frz.)
  • Johannes Glasneck: Léon Blum - Republikaner und Sozialist. Lang, Frankfurt/M. 2003, ISBN 3-631-39887-5
  • Jean Lacouture, Léon Blum, éd. du Seuil, 1977, Neuaufl. « Points », 1979. (frz.)
  • Gilbert Ziebura, Léon Blum et le Parti socialiste, Presses de la Fondation nationale des sciences politiques, 1967. (frz.)
  • Matthias Lemke: Republikanischer Sozialismus. Positionen von Bernstein, Kautsky, Jaurès und Blum. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2008, ISBN 978-3-593-38600-3

Einzelnachweise

  1. [1]

Weblinks


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