Gaukelei

Gaukelei
Salome tanzt vor Herodes zur Begleitung eines Fiedlers

Gaukler ist eine in früheren Jahrhunderten üblich gewesene allgemeine Bezeichnung für einen Unterhaltungskünstler. Heute wird der Begriff fast nur noch in historischen Kontexten verwendet.

Im weitesten Sinne war ein Gaukler ein Artist, der Kunststücke beherrschte und mit diesen die Menschen meistens auf offenen Plätzen wie der Straße unterhielt. Bei ihren Darbietungen handelte es sich zum Beispiel um Zauberkunststücke, aber auch um besondere Fertigkeiten sportlicher Art (zum Beispiel auf den Händen laufen, Einrad fahren, Jonglieren). Auch Komiker und Clowns - nur selten jedoch fahrende Musiker und Sänger - wurden als Gaukler bezeichnet. Für weibliche Unterhaltungskünstler, (Musikantinnen, Tänzerinnen, Artistinnen) wurde der mittelalterliche Begriff Jongleress benutzt. Reine Tänzerinnen wurden in mittelalterlichen Texten auch salatrix genannt (vergl. Rosengarten vv. 999ff, siehe auch Rosengarten zu Worms).

Zu den Gauklern gehörten auch Quacksalber, Possenreißer, Bärenführer, Zirkusangehörige, Tierschausteller und Wanderprediger. Sie traten auf Kirchfesten und Jahrmärkten auf und präsentierten ihre Kunststücke. Von ihren Taschenspielertricks leitet sich der heute noch gebräuchliche Begriff vorgaukeln (falsche Tatsachen vorspiegeln) ab.

Etymologie

Der Begriff Gaukler war schon im Mittelalter gebräuchlich und stammt aus dem althochdeutschen gougolôn für „sinnlose oder spielerische Bewegungen machen“ (vgl. auch lat. ioculator, franz. jongleur).

Sozialer Status

Moderne Gauklerin am Centre Georges Pompidou in Paris

Im Gegensatz zu den heutigen Begriffen Unterhaltungskünstler, Artist oder Komiker ist der Begriff Gaukler teilweise negativ besetzt, da mit ihm unehrliches Fahrendes Volk verbunden wird, das nur darauf aus ist, den unbedarften Bürgern das Geld aus der Tasche zu ziehen, oder es als Beutelschneider zu rauben. Gaukler standen deshalb früher außerhalb der gesellschaftlichen Standesordnung und hatten keine rechtliche, kirchliche oder soziale Geltung. Gesetzestexte wie Sachsenspiegel und Schwabenspiegel, aber auch Stadtrechte schützten weder das Leben der Fahrenden noch ihre Unversehrtheit oder ihr Eigentum.

Heutzutage wird mit dem Begriff unbefangener umgegangen, es kommt vor, dass einige Artisten sich sogar selbst als Gaukler bezeichnen. Auch der Begriff Jongleur hat die Konnotation unehrlich weitgehend abgelegt, obwohl auch heute noch eine gewisse Zurückhaltung gegenüber Jongleuren und ähnlichen Berufsgruppen gewahrt wird. Im Gegensatz zu Jongleuren, die nichts zeigen, was sie nicht können, trifft der Begriff vorgaukeln in seiner negativen Bedeutung täuschen eher auf Zauberer und Taschenspieler zu. Dennoch bezieht sich der Begriff Gaukler eher auf den Jongleur und Artisten als auf Zauberer und Taschenspieler.

Das Thema Gaukler in der Kunst

Gaukler sind immer wieder Gegenstand künstlerischer Verarbeitung geworden. So hat der Maler Hieronymus Bosch den Gaukler in einem seiner bekanntesten Ölgemälde dargestellt, und Pablo Picasso malte 1905 „Die Gauklerfamile“.

Zur literarischen Verarbeitung siehe:


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gaukelei — a) Einbildung, Täuschung, Vorspiegelung, Vortäuschung; (geh.): Trug; (geh. abwertend): Gaukelspiel. b) Hokuspokus, Posse, Possenspiel, Schabernack, Schelmenstreich, Schelmerei, Scherz, Spaß, Streich, Unfug, Unsinn; (geh.): Narretei. * * *… …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Gaukelei — Wer Gaukelei gibt, opfert dem Teufel …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Gaukelei — List; Trickserei; Gaunerei; Bluff; Verarscherei (derb); Veräppelung (umgangssprachlich); Verarsche (derb); Manipulation; Irreführung; …   Universal-Lexikon

  • Gaukelei — Gau|ke|lei …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Hokuspokus — Zauberei; Magie; Voodoo; Zauberkunst; Hexerei (umgangssprachlich); Zauberkunde * * * Ho|kus|po|kus 〈m.; ; unz.〉 1. (Formel bei Zauberkunststücken) 2. Taschenspielerei, Zauberkunststück 3. 〈fig.〉 3.1 Täuschung, Blendwerk …   Universal-Lexikon

  • Adi Holzer — im Jahr 2010 vor seinem Gemälde Jammerbucht. Adi Holzer (* 21. April 1936 in Stockerau bei Wien in Niederösterreich) ist ein österreichischer Bildender Künstler, Zeichner, Maler …   Deutsch Wikipedia

  • Darstellung — Unter Darstellung (zur semantischen Wurzel dar „öffentlich übergeben“, vergleiche Darbietung, Darlehen, darreichen) versteht man die Umsetzung von Sachverhalten, Ereignissen oder abstrakten Konzepten mittels Zeichen, performativer Handlungen oder …   Deutsch Wikipedia

  • Hochdeutschkomplex — Der ins Deutsche übertragene französische Begriff Prestige bedeutet Ansehen bzw. Geltung und entwickelte sich aus dem Lateinischen praestigiae mit der Bedeutung Gaukelei bzw. Blendwerk. Umgangssprachlich wird Prestige oft konnotiert mit positivem …   Deutsch Wikipedia

  • Linguistische Schizophrenie — Der ins Deutsche übertragene französische Begriff Prestige bedeutet Ansehen bzw. Geltung und entwickelte sich aus dem Lateinischen praestigiae mit der Bedeutung Gaukelei bzw. Blendwerk. Umgangssprachlich wird Prestige oft konnotiert mit positivem …   Deutsch Wikipedia

  • Prestigevarietät — Der ins Deutsche übertragene französische Begriff Prestige bedeutet Ansehen bzw. Geltung und entwickelte sich aus dem Lateinischen praestigiae mit der Bedeutung Gaukelei bzw. Blendwerk. Umgangssprachlich wird Prestige oft konnotiert mit positivem …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”