Clown

Clown
Andrej Nikolajev gehörte zu den Clowns des Moskauer Staatscirkus und ist heute Professor an der Theaterakademie in Moskau

Ein Clown ist ein Artist, dessen Kunst es ist, Menschen zum Erstaunen, Nachdenken und auch zum Lachen zu bringen. Der Begriff Clown kommt von engl. „Tölpel“ (und damit entweder von lat. colonus für „Bauerntölpel“ oder von altnordisch klunni in der gleichen Bedeutung).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Paul Cézanne: Mardi Gras (Fastnacht), 1888

Eine erste frühe Erwähnung finden Clowns in der irischen Mythologie: Vom Meeresgott Manannan wird erzählt, dass er sich in Bel-atha Senaig als Clown verkleidete: „And while they were talking, they saw a clown coming towards them, old striped clothes he had, and puddle water splashing in his shoes ...“.[1]

Ab Beginn des 16. Jahrhunderts traten Clowns in den Pausen von englischen Bühnenstücken auf, um die Zuschauer zu unterhalten. Im 16. Jahrhundert erschienen auch Arlecchino (später Harlekin, Hanswurst), Pedrolino (später Pierrot) und Pulcinella im italienischen Stegreiftheater (Commedia dell'arte). Bedeutende Weiterentwicklungen der Figur des Clowns gab es dann im 17. Jahrhundert durch Molière und Mitte des 18. Jahrhunderts durch Carlo Goldoni.

Entwicklung des Zirkusclowns

Neben dem Varieté bildet vor allem die Zirkusmanege die Heimat des modernen Clowns. Begonnen hat alles in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einem mit Sägemehl übersäten Spielzirkel, der durch Philip Astley zum Schauplatz des Clowns wurde. Genutzt wurde dieser vorerst für komische Artistik auf dem Pferderücken (deswegen auch die Kreisform). Hieraus entwickelte sich im Folgenden der Komiker mit dem Pferd, wie beispielsweise bei „scènes de manège“ oder „Two Englishmen on horseback“. Mit der Entstehung fester Spielorte (Cirque Olympique, Medrano, Cirque d’hiver) veränderte sich auch die Darbietung der Clowns. Der Clown trat vornehmlich als Pantomime auf, der tölpelhaft in der Manege herumstolperte, stürzte und sich in Interaktion mit andern Clowns Fußtritte und ähnliches einfing. Hier zeigt sich schon die Ähnlichkeit mit unserem heutigen Zirkusclown, der ein Sammelsurium von gebündelter Sinnlosigkeit aufzeigt, indem er partout durch Türen treten will auf denen „Gefahr“ steht, neugierig in Gewehrläufe schaut oder aus Hunger auch mal Kerzen aufisst. Mit all diesen Gebärden überschreitet der Clown verbotene Grenzen der Gesellschaft und wird damit zum Spötter der Realität. Der Zirkus mit seinen Clowns bildet so ein verkleinertes Modell der Gesamtheit einer Kultur mit all ihrer Irrationalität und Ironie ab. [2]

Weißclown und dummer August: Les Rossyann

Der moderne Clown

Die ersten großen Vorläufer der heutigen Clowns waren die Pantomime-Künstler Jean-Gaspard Deburau mit seiner Nummer „Der Arzt“ und Joseph Grimaldi, der den modernen Clown mit dem geschminkten Gesicht Anfang des 19. Jahrhunderts in London entwickelte, der aber noch nicht im Zusammenhang mit dem Zirkus, sondern mit der englischen Pantomime stand.

Im Zirkus Renz entwickelte Tom Belling die Typologie des „dummen Augusts“, der anfangs das Geschehene karikierte, später aber fast nur mehr gemeinsam mit dem „Weißclown“ im klassischen Clowns-Entrée auftrat.

Wesen und Symbolik des Clowns werden ganz besonders deutlich in der Unterscheidung zwischen den fast immer gemeinsam auftretenden Figuren „Weißclown“ und „dummer August“. Zum Teil wird auch noch die Figur des Zirkusdirektors in diese Differenzierung aufgenommen.

Erscheinungsbild des Clowns

Clown

Die Verkleidung des typischen (Zirkus-)Clowns besteht aus verschiedenen Elementen. Er trägt oft zu große, bunte Kleidung, eine Perücke und eine rote Nase. Häufig wird durch Größenkontraste, wie zu große Schuhe und Miniaturinstrumente eine komische Unangemessenheit herausgestellt. Besonders ist auch das geschminkte Gesicht, das je nach Clownstyp variiert.

  • Das Kostüm: Durch das Kostüm werden die Figur und die Situation des Clowns charakterisiert. Durch besonders ausgestaltete Kostüme zum Beispiel in Bezug auf die Größe, können so Figur und Spielhandlung vergrößert werden. Außerdem rufen bestimmte Kostüme bestimmte Assoziationen hervor, weswegen durch den Erwartungen entgegen gestelltes Handeln eine Diskrepanz entsteht. So entwickelt sich eine wirkungsvolle Gestaltungsmöglichkeit der Groteske.
  • Die Schuhe: Durch Schuhe lässt sich eine Verfremdung der Bewegung erzielen, die wiederum interessante Effekte haben kann.
  • Die Maske: Mit einer Maske lässt sich der Charakter vergrößern. Man unterscheidet zwischen Vollmaske und Halbmaske. Die Vollmaske bedeckt das gesamte Gesicht und hat meist noch Haarteile angefügt. Durch die Bedeckung des Gesichts geht die Mimik verloren, weshalb bei Vollmaske eine überzogene Gestik gefordert ist. Die Halbmaske lässt Mund und Unterkiefer frei, womit das Sprechen möglich ist. Zur Maskierung gehört auch die rote Clownsnase, die einen wichtigen Bezugspunkt bildet, da sie den Charakter festlegt. Schminke ist vor allem bei Pantomime wichtig, um eine bessere Wahrnehmung der Mimik zu erzielen. Farbkontraste wie weißer Grund, schwarz umrandete Augen und roter Mund erleichtern dies. Durch die Vergrößerung oder Verkleinerung verschiedener Gesichtsteile mit Schminke, verändern sich die Gesichtsproportionen, was wiederum Einfluss auf die Mimik hat.

Weitere Elemente, wie Brillen, Bärte, Hüte etc. werden je nach Situation und Absicht benutzt.[3]

Clown als Beruf

Der Clown als Künstler leistet sowohl eine schauspielerische, also auch eine die Sprache verwendende, als auch eine pantomimische, also wortlose, körperliche Darstellung und zählt unter den sogenannten freien Berufen zum Bereich der darstellenden Kunst. Die von ihm gewählte Aufgabe erfordert ein hohes Maß an Empathie und psychologischem Einfühlungsvermögen, falls er seine Choreografie selbst entwickelt und auf die Interaktion mit dem Publikum eingeht. Ein guter Clown benötigt für seine Arbeit ein reiches inneres Erleben, wozu auch die Lebenserfahrung negativer, trauriger und niederschmetternder Schicksalsschläge gehört, aus denen der Künstler, stellvertretend für sein Publikum, Kraft schöpft, indem er den Dingen eine paradoxe, oft überzogene Seite abgewinnt und darstellt.

Das Clownsduo Angela und Vincenzo

Coulrophobie

Clowns von einer 13-jährigen Schülerin auf den Färöern gezeichnet (Briefmarke von 2002)

Die krankhafte Angst vor Clowns wird als Coulrophobie bezeichnet.

Die Universität im englischen Sheffield befragte 250 Kinder im Alter zwischen vier und 16 Jahren über Clowns. Keines gab an, Clownsbilder, die im Krankenhaus an den Wänden hingen, lustig zu finden, einige fürchteten sich vor ihnen. Auffallend viele Kinder hatten ein Unbehagen beim Anblick von Clownsbildern.[4][5]

Negative Clown-Charaktere

Der Serienmörder John Wayne Gacy trat als „Pogo der Clown“ auf. Ein Beispiel für einen negativen Clown-Charakter aus der Literatur ist die Gestalt des Pennywise in Stephen Kings Roman Es. Gleiches gilt für die Figur des Captain J. T. Spaulding im Horrorfilm Haus der 1000 Leichen und dem Sequel The Devil’s Rejects.

Im DC-Universum von DC Comics existiert die Schurkenfigur des Joker, der als Antagonist des Helden Batman auftritt. In der erfolgreichen Batman-Verfilmung The Dark Knight übernahm Heath Ledger die Rolle des diabolischen Clowns.

In der Fernsehserie Die Simpsons ist Krusty der Clown ein Superstar für Kinder mit äußerst zweifelhafter Moral. Rauchen, Alkohol, Drogen, Sex und Glücksspiel gehören zu seinen Lebensgewohnheiten und nehmen immer wieder Einfluss auf seine Show sowie seine Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. Außerdem sind seine Merchandise-Artikel oft leicht entflammbar, giftig oder scharfkantig. Krusty wird häufig auch als vom Leben gezeichnete, tragische Figur dargestellt.

Literatur

  • Constantin von Barloewen: Clown: Zur Phänomenologie des Stolperns. Athenäum, Königstein 1981, und Ullstein, Frankfurt am Main 1984
  • Dieter Bartels: Das Clowntheater-1-x-1. Zehn große Schritte Richtung Schauspiel und Komik. Impuls-Theater-Verlag, Planegg 2010, ISBN 978-3-7660-9109-3
  • Peter L. Berger: Erlösendes Lachen. Das Komische in der menschlichen Erfahrung. Walter de Gruyter, Berlin und New York 1998
  • Roswitha von dem Borne: Der Clown: Geschichte einer Gestalt. Urachhaus, Stuttgart 1993, ISBN 3-87838-969-8
  • Jürgen Engel: „Bewegter Clown. Wege theatraler Interventionen“ in: Christian Hoffstadt u. a. (Hrsg.): Was bewegt uns? Menschen im Spannungsfeld zwischen Mobilität und Beschleunigung. Projekt, Bochum/Freiburg 2010, S. 313-331, ISBN 978-3-89733-225-6
  • Annette Fried und Joachim Keller: Faszination Clown. Patmos, Düsseldorf 1996, ISBN 3-491-69067-6
  • Johannes Galli: Clown: Die Lust am Scheitern. Galli Verlag, Freiburg im Breisgau 1999, ISBN 3-926032-02-2
  • Johannes Galli: Entdecke den Clown in dir: Heitere Gelassenheit finden. Herder, Freiburg im Breisgau 2000, ISBN 3-451-05058-7
  • David Gilmore: Der Clown in uns: Humor und die Kraft des Lachens. Kösel, München 2007 ISBN 978-3-466-30757-9
  • Hanspeter Gschwend: Dimitri: Der Clown in mir. Autobiographie mit fremder Feder. Benteli Verlag, Bern 2003, ISBN 3-7165-1318-0
  • Birgit Holzer und Kerstin Hensel : „Der Blick durch die Clownskleider auf die Knochen“, Kerstin Hensel: „Ein Interview“ in: Verbalträume 2005, S.337–351
  • Gardi Hutter: Die Clownerin. Panorama Verlag, Altstätten und München 1985, ISBN 3-907506-85-5
  • Fritz Karwath: Ich war ein Clown. Henschelverlag, Berlin 1989, ISBN 3-362-00371-0
  • Hans-Peter Krüger: Zwischen Lachen und Weinen. Band I: Das Spektrum menschlicher Phänomene. Akademie Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-05-003414-9
  • Oliver M. Meyer: Grock – Seltsamer als die Wahrheit. Bildbiografie, ArtsEdition Zürich 2006, ISBN 978-3-9522638-1-5 (Sonderausgabe mit DVD-Beilage)
  • John Plant: Heyoka: Die Contraries und Clowns der Plainsindianer. Verlag für Amerikanistik, Wyk auf Foehr 1994, ISBN 3-89510-011-0
  • Tristan Rémy: Clownnummern. Henschelverlag, Berlin 1989. ISBN 3-362-00259-5
  • Natalia Rumjanzewa: Clown und Zeit. Henschelverlag, Berlin 1989 (Aus dem Russischen von Hans-Joachim Grimm), ISBN 3-362-00369-9
  • Cindy Sherman: Clowns. Schirmer/Mosel, München 2004 in Zusammenarbeit mit Kestnergesellschaft Hannover, ISBN 3-8296-0168-9
  • Georg Spillner: Clown NUK – Die Maske hat mich frei gemacht. Löhne/Westfalen 1995, ISBN 3-929793-29-6
  • Mario Turra: Das Lachen des Clowns. Henschelverlag, Berlin 1972, 1975
  • Mario Turra (Hrsg.): Zeitgenössische Clown-Nummern. Henschelverlag, Berlin 1977

Magazine

  • Hartmut Meesmann (Hrsg.): Entdecke den Clown in dir: Chancen für ein lebendiges Leben. Publik-Forum Extra 2/2004, Publik-Forum-Verlags-Gesellschaft, Oberursel, ISBN 3-88095-133-0

Der Clown in der Literatur

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Clown – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikiquote: Clown – Zitate
Wiktionary Wiktionary: Clown – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Manannan at Play bei The Temple of Manannan Mac Lir (englisch)
  2. Vgl. Barloewen, Konstantin von: Clown. Zur Phänomenologie des Stolperns. Frankfurt am Main: Ullstein Sachbuch,1984.
  3. Vgl. Kramer Michael: Pantomime und Clownerie. Geschichte der Clownerie von der Commedia dell’Arte bis zu den Festivals of Fools. Burckhardthaus-Leatare Verlag, Offenbach 1986.
  4. Tagesschau.de: „Der absolute Kinderhorror“ (nicht mehr online verfügbar)
  5. Sheffield Telegraph: „Kids frightened by hospital clowns“ (englisch)

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