- Gavrinis
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Gavrinis (bretonisch: Gavriniz, altbretonisch: Guirv Enes 1184 und Guerg Enes 1202[1]) ist eine kleine Insel im Golf von Morbihan (bretonisch: kleines Meer) zwischen Locmariaquer und Larmor-Baden in der Bretagne.
Die Insel ist durch eines der bedeutendsten Megalithmonumente in Europa bekannt. Zur Zeit der Errichtung des kreisrunden Grabhügels war der Meeresspiegel etwa fünf Meter niedriger, so dass es, ebenso wie der nahegelegene Steinkreis auf der heutigen Insel Er Lannic (auch Lanic) auf dem Festland lag.
Inhaltsverzeichnis
Die Anlage
Im Inneren eines Hügels von mehr als 50 m Durchmesser und acht Meter Höhe befindet sich ein Ganggrab, das wohl zu den schönsten Anlagen der gesamten Jungsteinzeit gehört. Es hat einen 14 m langen etwa 1,5 m breiten, mit großen Platten gepflasterten Gang, der in eine 1,8 m hohe etwa nur sechs Quadratmeter große Kammer (2,5 x 2,6 m) führt. 24 der 29 Granit-Orthostaten in der Kammer und im Gang sind auf einer Gesamtfläche von ca. 60 m² verziert. Eingeritzt sind besonders deutlich auf der rechten Seite (auf den Steinen 4, 5, 6, 9, 10 und 12) spitznackige Steinbeile ohne Schäftung, Schlangen, konzentrische Halbkreise, Schildformen, Fischgrätenmuster und Dolche. Der hintere linke Tragstein der Kammer hat drei mehr als faustgroße Löcher mit Stegen dazwischen.
Geschichte
Das Alter der Anlage von Gavrinis wird mit 5500 Jahren angegeben (ca. 3500 v. Chr.), wobei die ältesten Anlagen in der näheren Umgebung (Locmariaquer) etwa 4500 v. Chr. errichtet wurden. Etwa 3000 v. Chr. wurden der Eingang anscheinend gezielt verschüttet und erst 1835 wiederentdeckt. Gang und Kammer mit ihren kunstvollen Ritzmustern lagen also 5000 Jahre unter einem Erdhügel verborgen. Trotzdem gab es keine Hinweise auf eine Bestattung in Gavrinis.
Wiederverwendete Menhire
Der einzige Deckstein der Kammer barg lange Zeit ein Geheimnis. Den Archäologen C.-T. Le Roux und J. L'Helgouac'h verdanken wir die Kenntnis über eine bedeutende Verknüpfung zwischen der Table des marchands, Er Vingle und Gavrinis. Ein gewaltsam gestürzter Menhir, der wohl gleichzeitig mit dem Grand Menhir (Brisé) und dem von Mané-er-Hroek zu Fall gebracht wurde, aber anders als diese von flach-rechteckigem Querschnitt war und in drei Teile zerbrach, lieferte (vermutlich Jahrhunderte später) die Deckenplatte für die Anlagen Er Vingle, Table des Marchands und Gavrinis. Den Beleg lieferte außer der Übereinstimmung der Bruchkanten, an denen im Falle der beiden letztgenannten sogar eine Gravierung durchtrennt wurde. Der Menhir erhielt den Namen "Menhir von Locmariaquer". Er stand ursprünglich vermutlich neben dem Grand Menhir Brisé. Das Teilstück, das als Deckstein für Gavrinis bestimmt war, könnte eventuell sogar über das Wasser des Flusses Auray transportiert worden sein. Allerdings lässt sich der alte Lauf des Fluss des Auray nicht mehr rekonstruieren, er kann damals auch um den Standort Gavrinis herum mäandriert haben.
Weitere, jedoch unzerteilte Tafelmenhire von diesem Platz lieferten die Deckenplatten für die Anlagen Mané Rutual und Mané Lud. Dabei ist von besonderem Interesse, dass beim Einbau in die Anlagen stets versucht wurde, die Gravierungen zu verbergen. Das deutet auf einen religiösen Umsturz, dem die gravierten Menhire der älteren Generation zum Opfer fielen. Die flachrechteckigen Querschnitte der Tafelmenhire und die typischen Gravierungen tauchen in der Folgezeit, in der unzählige neue Menhire aufgerichtet wurden, nicht mehr auf.
Tourismus
Gavrinis ist touristisch erschlossen. Im Sommer fahren Boote von Larmor-Baden aus kleine Besuchergruppen auf die Insel.
Siehe auch
Literatur
- J. L'Helgouac'h: Les Idoles qu'on abat. In: Bulletin mensuel de la Société Polymatique du Morbihan. 110, 1983, ISSN 0767-9882, S. 57–68.
- Charles-Tanguy Le Roux: New excavations at Gavrinis. In: Antiquity 59, 1985, ISSN 0003-598x, S. 183–187.
- Charles-Tanguy Le Roux: Gavrinis et les îles du Morbihan. Les Mégalithes du Golfe. Ministère de la culture - Direction du patrimoine - Sous-direction de l'archéologie, Paris 1985, ISBN 2-11-080856-X, (Guides archéologiques de la France 6).
- Charles-Tanguy Le Roux: Gavrinis. Editions Jean-Paul Gisserot, Paris 1995, ISBN 2-87747-145-4.
- S. Cassen, S., J. L’Helgouac’h: Du Symbole de lacrosse. Chronologie, répartition et interprétation. In: Charles-Tanguy Le Roux (Hrsg.): Paysans et batisseurs. L'emergence du Neolithique atlantique et les origines du Megalithisme. Actes du 17ème Colloque Interrégional sur le Néolithique, Vannes, 28-31 octobre 1990. Association R. A. O., Rennes 1992, (Revue archéologique de l'ouest Supplément 5, ISSN 0767-709x), S. 223–235.
Weblinks
- Le Tumulus de Gavrinis (französisch)
Quelle
- ↑ Revue Celtique. III , S. 416
47.57392-2.8977730555555Koordinaten: 47° 34′ 26″ N, 2° 53′ 52″ W
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