Geheimakte Heß

Geheimakte Heß

Geheimakte Heß ist eine deutsche Filmproduktion von Olaf Rose und Michael Vogt aus dem Jahr 2004, die sich auf die umstrittenen Thesen des britischen Publizisten Martin Allen vom „Friedensflieger Heß“ stützt. Darin werden die Behauptungen aufgestellt, Winston Churchill trage die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg und Heß sei ermordet worden.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Der 70 Minuten lange Film im Stil einer Dokumentation befasst sich mit dem Schottlandflug des Hitlerstellvertreters Rudolf Heß im Jahr 1941.

Dem Film zufolge ist Heß unter Umständen im Auftrag, aber zumindest mit Wissen von Adolf Hitler nach Großbritannien geflogen, um Friedensverhandlungen mit der in England vorhandenen kriegsmüden Opposition zu führen. Diese Pläne seien jedoch von Winston Churchill mit Hilfe des britischen Geheimdienstes verhindert worden, die Heß in eine Falle gelockt haben sollen. Churchill hätte auf Zeit gespielt, um die USA und die Sowjetunion in den Krieg zu ziehen und damit den europäischen Krieg zwischen England und Deutschland in einen Weltkrieg münden zu lassen, den Deutschland nicht hätte gewinnen können. Das britische Empire sah sich demnach durch die „Groß-Deutsche Reichsidee“ und einem damit verbundenem übermächtigen Deutschland auf dem europäischen Kontinent bedroht.

In dem Film wird von diversen deutschen Friedensvorschlägen an England berichtet, in denen Deutschland angeblich bereit gewesen wäre, u.a. alle besetzten Länder zu räumen, Reparationszahlungen für entstandene Schäden an diese Länder zu zahlen, sowie einen polnischen Staat wiederherzustellen. Da dadurch mit einem Schlag all die Gründe weggefallen wären, die am 3. September 1939 den britischen Kriegseintritt gerechtfertigt hatten, hätte die zum Durchkämpfen des Krieges entschlossene britische Regierung - so der Film - ihrem Volk und der Öffentlichkeit diese Botschaft von Heß vorenthalten wollen.

Im Film wird außerdem bezweifelt, dass sich Rudolf Heß am 17. August 1987 im Gefängnis selbst das Leben nahm. Einerseits kommen der langjährige amerikanische Gefängnisdirektor, sowie der Krankenpfleger von Heß zu Wort, die beide von einem Mord sprechen. Außerdem werden durch die Ergebnisse einer zweiten unabhängigen Obduktion der Leiche durch den Rechtsmediziner Wolfgang Spann, die für einen Suizid untypischen Strangulierungsmarken am Hals des Toten zeigten, weitere Zweifel an der gängigen Selbstmordthese dargestellt. Stattdessen werfen die Autoren dem britischen Geheimdienst vor, Heß ermordet zu haben, nachdem durch politische Veränderungen in der UdSSR die Freilassung von Heß theoretisch und auch praktisch ermöglicht wurde.

Kritik

Historiker werfen dem Film zahlreiche Recherchefehler und teilweise auch absichtliche Geschichtsfälschung vor. Die dem Film zugrundeliegenden Thesen des Heß-Buches von Martin Allen beruhen auf gefälschten Papieren im britischen Nationalarchiv.[1][2][3]

Für die Behauptung, Heß sei im Auftrag Hitlers nach Schottland geflogen, werden im Film keine stichhaltigen Belege geliefert. Die Forschung ist überwiegend der Ansicht, dass Heß seinen Flug ohne Wissen Hitlers unternommen habe. So vertritt etwa Ian Kershaw in seiner Hitlerbiographie die These, dass Hitler vom Schottlandflug seines Stellvertreters Rudolf Heß völlig überrascht wurde.[4]

Einer der im Film interviewten Historiker, Rainer F. Schmidt, erklärte, das Interview, „das in einem eindeutig rechtsradikalen Kontext steht“, sei verkürzt und in einen ihm unbekannten Kontext gebracht worden. Insbesondere lehne er die Behauptungen ab, die in dem Film aufgestellt wurden.„Die Aussagen dieser Dokumentation decken sich in keiner Weise mit den Ergebnissen meiner Veröffentlichungen über den 'Heß-Flug' und werden von mir nicht geteilt.“, so Schmidt, und weiter: „Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von den Aussagen dieser Dokumentation sowie vom Kontext, in dem diese Verbreitung und Anhänger findet und verweise für meine Position in der Sache auf meine Publikation 'Rudolf Heß. Botengang eines Toren? Der Flug nach Großbritannien vom 10. Mai 1941', 3. Aufl. München 2001“, die zu vollkommen anderen Schlußfolgerungen und Ergebnissen gelangt.[5]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ernst Haiger: Fiction, Facts and Forgeries: The „Revelations“ of Peter and Martin Allen about the History of the Second World War. - In: The Journal of Intelligence History Vol. 6 No. 1 (Sommer 2006 [erschienen 2007]), S. 105-117), ISSN 1616-1262
  2. UK police find Himmler/Churchill archive forgeries, Reuters, 3. Mai 2008
  3. Forgeries revealed in the National Archives, The Sunday Times, 4. Mai 2008
  4. Beleg fehlt!
  5. Statement auf Schmidts Instituts-Website (über das Webarchiv abgerufen)

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