Karl Höffkes

Karl Höffkes

Karl Höffkes (* 1. Februar 1954 in Oberhausen) ist ein deutscher Medienhändler, der private und mediale Überlieferung aus der Zeit des Nationalsozialismus sammelt, archiviert und vertreibt. Er betätigt sich darüber hinaus als Zeithistoriker und produziert Film- und Tonzusammenschnitte.

Inhaltsverzeichnis

Berufliche und politische Biografie

Höffkes studierte Lehramt mit den Fächern Geschichte, Germanistik und Philosophie und schloss mit dem zweiten Staatsexamen ab. Autodidaktisch erwarb er sich zusätzliche zeitgeschichtliche Kenntnisse.

Jahrelang betätigte er sich im Umfeld des Bundes Heimattreuer Jugend (BHJ).[1] Er war von März 1983 bis September 1984 Beisitzer im Vorstand der rechtsextremen Gesellschaft für freie Publizistik[2] und als Autor für den Arndt-Verlag, den Druffel-Verlag und den Grabert-Verlag tätig, alle drei Organe der extremistischen Rechten. Daneben veröffentlichte er in der ebenfalls rechtsextremistischen Zeitschrift Nation Europa (später: Nation und Europa). Von 1984 bis 1987 war er Redaktionsmitglied und gemeinsam mit Siegfried Bublies, einem vormaligen hochrangigen Funktionär der Jungen Nationaldemokraten und der NPD,[3] Mitverleger der „nationalrevolutionären“ Zeitschrift Wir selbst.[4]

Nach dem Ausscheiden aus der Redaktion führte Höffkes zusammen mit Detlev Heitz den Verlag Heitz & Höffkes. Dieser Verlag publizierte bis in die 1990er Jahre Bücher von Armin Mohler, Hans-Dietrich Sander, Herman Wirth, Hermann Giesler oder Adolf von Thadden. Er veröffentlichte "legitimatorischen Bedürfnissen dienende"[5] Erinnerungsliteratur ehemaliger NS-Funktionsträger oder Darstellungen eines antisemitischen "Zeitzeugen" und Auschwitzleugners wie Erich Glasgau.[6] Detlev Heitz wiederum ist Inhaber des vor allem auf Filmmemorabilien der NS-Zeit spezialisierten Verlag Heitz. Videos zur Zeitgeschichte, alte Spielfilme, Spielfilmklassiker (z. B.: 20. April 1939: A. Hitlers 50. Geburtstag, Adolf Hitler und der Obersalzberg[7]).

In den 1980er Jahren begann Höffkes, private Filme und Dias aus den Jahren 1914 bis 1946 zu sammeln. Sie bildeten den Ausgangspunkt einer später begründeten Agentur für den Handel mit zeitgeschichtlichem Material vor allem zum Nationalsozialismus. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner ist er seit 1996 Inhaber der Firma POLAR Film + Medien GmbH in Gescher/Westfalen, die die inzwischen angesammelten Bestände bearbeitet und verwertet.

Höffkes verfügt über eine große Zahl privater Filme, Schwarz-Weiß-Bilder und Farbdias aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sein Archiv ist nach Meinung der Westfälischen Rundschau eines der größten der Republik zum Thema "Nationalsozialismus".[8] Er vermarktet seine Archivbestände weltweit an die unterschiedlichsten Abnehmer. Daneben produziert er aus seinem Archivmaterial filmische Zusammenschnitte, die er als DVDs vertreibt.

Er führte viele Interviews mit Angehörigen der Erlebnisgeneration ("Zeitzeugen"), die er ebenfalls Interessenten anbietet. Dabei dominieren "Ostfront"-Darstellungen aus Wehrmachtsperspektive, Darstellungen von "Unrecht" an deutschen Kriegsverbrechern ("Joachim Peiper, Folterungen durch Amerikaner, Malmedy-Prozess"; "Theo Saevecke, Polizeichef in Mailand 1943, italienische Partisanen") und von deutscher Zurückhaltung in den besetzten Gebieten ("Heinrich Keese, Major, Btl.-Kommandeur, Eichenlaubträger, ..., beim Rückzug aus Russland keine wichtigen Einrichtungen zerstört"). Bei einem ganz erheblichen Teil der Interviewpartner handelt es sich um vormalige Führungsfiguren in Partei, SS, nationalsozialistischen Medien usw., denen er unter dem Signum der Authentizität die Möglichkeit bietet, ihre Sicht der Dinge zu vermitteln.

Einen eigenen Schwerpunkt bildet die These von der Ermordung von Rudolf Hess ("Eugene Bird, US-amerikanischer Direktor des alliierten Kriegsverbrechergefängnisses von Spandau, ..., Todesumstände Hess, Mord").[9] Damit korrespondiert die Verbreitung der Legende vom "Friedensflieger Heß" auf einer der DVDs der Firma "Polarfilm". Als Erscheinungstermin des Films "Geheimakte Heß", der dann aus undurchsichtigen Gründen wieder zurückgezogen wurde, war der Todestag von Heß vorgesehen.[10]

Höffkes wendet sich dem Nationalsozialismus in einer apologetischen Haltung zu. In ihrem Inhalt handelt es sich bei seiner Sammlung durchweg um eine Art Gegenüberlieferung zu den von den verschiedenen Gruppierungen des "nationalen Lagers" bekämpften und als "Umerziehung" diffamierten Ergebnissen der zeithistorischen Forschung. Das Hauptstaatsarchiv Stuttgart kommt daher in Bewertung von Höffkes archivarischen Aktivitäten zu der Feststellung, er sei ein „rechtsextremer Historiker“.[11] Zu seinen geschichtspolitischen Positionen gehört, die verbale Leugnung bzw. Relativierung von Völkermord, wie sie im Falle der jüdischen Minderheit oder des Genozids an den europäischen Roma als „Auschwitzlüge“ oder wie sie als Leugnung des Genozids an den Armeniern gegeben sind, nicht unter Strafe zu stellen.[12]

Inzwischen erweckt er in medialen Auftritten zum einen den Eindruck, ein „unpolitischer“ Sammler zu sein, zum anderen zum Rechtsextremismus auf Distanz gegangen zu sein. Die Glaubwürdigkeit seiner Selbstdarstellung ist umstritten.[13]

Publikationen

Die von Karl Höffkes angebotenen Publikationen finden sich wie die von ihm verfassten Bücher entweder ausschließlich an rechtsextremistischen Publikationsorten vor oder sie sind wie ein nicht geringer Teil der Film- und Bilderzusammenschnitte seiner Filmfirma auch von rechtsextremistischen Versandhandelsfirmen in deren Programm aufgenommen.[14]

Schriften

  • Träumer, Streiter, Bürgerschreck. Aus der Geschichte der deutschen Jugendbewegung. Arndt-Verlag, Kiel 1982. ISBN 3-88741-006-8.
  • Albert Leo Schlageter. Freiheit, du ruheloser Freund. (Mit Uwe Sauermann) Arndt-Verlag, Kiel 1983, ISBN 3-88741-008-4.
  • Wissenschaft und Mythos. Auf der Suche nach der verlorenen Identität. (Veröffentlichungen der Stiftung Kulturkreis 2000; Bd. 3; Reihe Forum) Grabert-Verlag, Tübingen 1983, ISBN 3-87847-066-5.
  • Deutsch-sowjetische Geheimverbindungen. Unveröffentlichte diplomatische Depeschen zwischen Berlin und Moskau im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs (als Herausgeber) (Veröffentlichungen des Institutes für Deutsche Nachkriegsgeschichte, Bd. 15) Grabert-Verlag, Tübingen 1988 ISBN 3-87847-093-2 und ISBN 3-87847-092-4.
  • Hitlers politische Generale. Die Gauleiter des 3. Reiches. Ein biographisches Nachschlagewerk. (Veröffentlichungen des Institutes für Deutsche Nachkriegsgeschichte, Bd. 13) Grabert-Verlag, Tübingen 1997, ISBN 3-87847-163-7.

Filme und Hörbücher

Zahlreiche Zusammenschnitte privaten Filmmaterials auf DVD unter Titeln wie „Österreich 1938 in Farbe“, „Als Arzt im Fronteinsatz“ oder „Mit der Kamera an der Ostfront“, siehe die einschlägigen Anbieter

Einzelnachweise

  1. Franz Gress/Hans-Gerd Jaschke/Klaus Schönekäs: Neue Rechte und Rechtsextremismus in Europa, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 1990, S.325.
  2. Margret Feit: Die Neue Rechte in der Bundesrepublik, Campus Verlag, Frankfurt (Main) 1987, S. 77.
  3. Siehe: Peter Kratz, Rechte Genossen. Neokonservatismus in der SPD, Berlin 1999, [1].
  4. Thomas Assheuer, Hans Sarkowicz: Rechtsradikale in Deutschland. Die alte und die neue Rechte. C.H. Beck Verlag München 1992, S.76.
  5. So: Sabine Hering/Kurt Schilde, Das BDM-Werk "Glaube und Schönheit". Die Organisation junger Frauen im Nationalsozialismus, Wiesbaden 2003, 2., überarb. Auflage, S. 36, zu: Hertha Linde (Hrsg.), So waren wir. Bildband zur Geschichte des BDM, Essen 1990.
  6. Max Menn, Holocaust-Leugner in Kleve, in: Rheinische Post, 29. Januar 2008, siehe auch: [2].
  7. Siehe: [3]
  8. Westfälische Rundschau, 23. Juli 2009, zit. nach: [4].
  9. Zu der Interviewsammlung siehe Höffkes-HP, dort "Zeitzeugeninterviews": [5].
  10. Albrecht Kolthoff, Braunes Merchandising, 30. September 2004, in: [6].
  11. Landesarchiv Baden-Württemberg: „Der rechtsextreme Historiker Karl Höffkes befragt Artur Axmann“, siehe: [7].
  12. Siehe Interview mit der muslimischen website Muslim-Markt, 25. Juni 2007: [8].
  13. WAZ Artikel; Focus Artikel
  14. Vgl. z. B.: Versandhandel der NPD: [9]; "Weltnetzladen", der auch "Ansgar Aryan"-Kleidung vertreibt: [10]; Versandhandel der DVU: [11]; Szene-Versand eines NPD-Mitglieds: [12].

Weblinks


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