Geheimnis des Glaubens

Geheimnis des Glaubens

Geheimnis des Glaubens (lat. mysterium fidei) ist eine Wortfügung aus der Liturgie der römisch-katholischen Messfeier. Auch mehrere der neuen altkatholischen und lutherischen Gottesdienstordnungen haben sie als mögliches Gestaltungselement übernommen. Es ist der Ausruf des Diakons oder (wenn er fehlt) des Priesters (evangelisch: des Liturgen/der Liturgin) unmittelbar nach den Wandlungs- bzw. Konsekrationsworten. Die versammelte Gemeinde antwortet darauf christozentrisch mit der (gesprochenen oder gesungenen) Akklamation: Deinen Tod, o Herr, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit (vgl. 1Kor 11, 23-26). Auch zwei andere Akklamationen sind möglich.

Diese Einfügung in das eucharistische Hochgebet gehört zu den jüngsten Teilen der Liturgie. Im Zuge der Liturgiereform des 20. Jahrhunderts wurde sie in die Messordnung des lateinischen Ritus als Ruf neu gefasst, danach fakultativ auch in andere Liturgien übernommen. Sie nimmt jedoch älteste Glaubensformulierungen auf. Sie bekennt sich zum priesterlichen Handeln in persona Christi und ist zugleich Ausdruck der allgemeinen Teilhabe der Gemeinde am Amt Christi, des einzigen Priesters des Neuen Bundes.

Dem lateinischen mysterium fidei liegt griechisch mystērion tēs písteōs voraus (so 1Tim 3,9; 16: tēs eusebeías mystērion).

Mystērion war im antiken Griechisch ein religiöses Geheimnis – nicht im Sinn einer zurückgehaltenen Information, sondern im Sinn einer Vergegenwärtigung der Gottheit, die tiefer und höher reicht als Worte aussprechen können. Es bedeutete geistige Wirklichkeit und Kulthandlung zugleich, in untrennbarer Verbindung; so im Mithraismus und anderen das frühe Christentum umgebenden Kulten.

Die Alte Kirche nahm den Begriff auf und wandte ihn sowohl auf ihre gottesdienstlichen Handlungen, v.a. die Eucharistie, wie auf die darin gefeierte und vergegenwärtigte Wirklichkeit an, die Erlösung durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi; so noch heute in der orthodoxen Kirche.

Beim Übergang in den lateinischen Sprachraum fielen die beiden Aspekte auseinander. Für die liturgische Handlung wurde der Ausdruck sacramentum gewählt, für den Glaubensinhalt der griechische Ausdruck als Lehnwort übernommen: mysterium.

In der katholischen Messliturgie ist jedoch die Fülle des griechischen Begriffs gemeint: sakramentale Handlung und Glaubensgeheimnis in einem. Indem der Priester in der Versammlung der Kirche über Brot und Wein die Anamnese der Heilstaten Gottes und die verwandelnden Worte Christi spricht, werden sie dessen gekreuzigter und auferstandener Leib und nehmen die Feiernden und Kommunizierenden in das Pascha-Mysterium hinein, „damit es unser ganzes Leben prägt und verwandelt“[1]. Die Gläubigen bekennen sich dazu mit der Akklamation.

Anmerkungen

  1. Tagesgebet des 6. Sonntags der Osterzeit

Literatur

Annibale Bugnini: Die Liturgiereform, Freiburg u.a. 1987

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