Geislautern

Geislautern

Geislautern (Geiß: fließendes Wasser; luttern: rein, klar) ist ein Stadtteil von Völklingen im Saarland mit etwa 3000 Einwohnern.

Laut des ehemaligen Grundschuldirektors von Geislautern und Heimatkundlers Hermann Bauernfeind leitet sich der Name jedoch vom Gründervater Geiso ab, der an der ursprünglichen Stelle, wo Geislautern entstand, einen Bauernhof hatte. Demzufolge „Geisos Hof am lautren Bach“, woraus dann Geislautern wurde.

Die erste urkundliche Erwähnung findet sich bereits 1280, als die Vogtei von Geislautern, welches damals noch schlicht „Luttern“ hieß, vom Sohn des Ritters Walter von Wolmeringen an Heinrich von Folchelingen verkauft wurde.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein lebten die Einwohner vor allem von Bergbau und Eisenindustrie sowie von Land- und Forstwirtschaft.

Schon seit 1575 wurde in Geislautern Eisen gegossen, und 1752 gab der Graf von Nassau-Saarbrücken die Erlaubnis, in Geislautern eine Eisenhütte zu errichten. Zur Zeit Napoléon Bonapartes avancierte das Werk zu einem wichtigen Technologiezentrum, in dem neue Verfahren zur Eisenverhüttung und -weiterverarbeitung gefunden und erprobt wurden. 1819 wurde in dem Werk der von der Königlich Preußischen Eisengießerei zu Berlin hergestellte und in Einzelteilen auf dem Seeweg über Amsterdam ins Saarrevier transportierte Geislauterner Dampfwagen, die zweite Lokomotive Deutschlands, wieder zusammengebaut. Die Fahrversuche mit der Lok scheiterten jedoch. Das Hüttenwerk wurde 1884 aufgrund mangelnder Rentabilität geschlossen. Mitte des 19. Jahrhundert war auch eine Weißblechfabrik angesiedelt.[1]

Im frühen 19. Jahrhundert wurde Geislautern zum ersten deutschen Hochschulstandort, 1807 wurde auf Geheiß Napoleons hin die Napoleonische Berghochschule, die „École pratique impériale des mines de la sarre“ errichtet, um dort kaiserliche Ingenieure auszubilden. Direktor der Bergschule war u.a. Jean Baptist Duhamel.

1905 wurde in Geislautern die Hansena-Brauerei, die ein eigenes Brauverfahren vorzuweisen hatte, gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte diese aufgrund von Kriegsschäden jedoch nicht weitergeführt werden.

Im Jahre 1906 fand die Grundsteinlegung zur katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt statt, welche 1907 eingesegnet wurde. Geweiht wurde das Gotteshaus erst 1911 durch Bischof Dr. Felix Korum im Rahmen einer Firmreise.

Einzelnachweise

  1. Geislautern. In: Heinrich August Pierer, Julius Löbe (Hrsg.): Universal-Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit. 4. Auflage. Bd. 7, Altenburg 1859, S. 78 (Online bei zeno.org).

Weblinks

Literatur

  • Wolfgang Schöpp: Der Geislauterner Dampfwagen, Heimatkundlicher Verein Warndt e.V.
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