Generale für den Frieden

Generale für den Frieden

Generale für den Frieden war eine 1980/1981 gegründete Organisation, in der sich – organisiert[1] von dem als „Geschäftsführer“ tätigen Agenten des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, Gerhard Kade, der als Hochschullehrer an der Universität Hamburg tätig war und unter dem Decknamen „Super“ zugleich als inoffizieller Mitarbeiter für das MfS – ehemalige NATO-Generale zusammengeschlossen hatten. Westmitarbeiter der Staatssicherheit hatten die Aufgabe, der Friedensbewegung einen antiamerkanischen Einschlag zu geben [2] und die Meinung zu verbreiten, US-amerikanische Raketen gefährdeten den Weltfrieden, während sowjetische Raketen diesem dienten. Ermittlungen der Bundesanwaltschaft ergaben 1993, dass die Gründung der Gruppe auf eine Initiative der Hauptverwaltung Aufklärung der Staatssicherheit zurückging.[3] Mitglieder der Gruppe waren der ehemalige Bundeswehrgeneral und Politiker Gert Bastian, sein Kollege Wolf Graf Baudissin, der Amerikaner John Marshall Lee, der Brite Michael Harbottle, der Franzose Antoine Sanguinetti, der Italiener Nino Pasti, der Niederländer M. H. von Meyenfeldt, der Portugiese Francisco da Costa Gomes und der Grieche Georgios Koumanakos.[4]

Die Idee zur Gründung der Organisation kam ursprünglich vom sowjetischen Geheimdienst KGB und der DDR-Staatssicherheit. Kade arbeitete auch für den KGB unter dem Tarnnamen „Robust“.[5]

Der DDR-Geheimdienst sammelte Daten und erstellte Reden und Vorträge für die Generale, die zum Teil später wörtlich gehalten wurden. [6]

Jährlich wurde die Organisation von der Staatssicherheit mit 100.000 DM unterstützt. Diese wurden laut Stasi-Chef Markus Wolf in Form einer Spende durch das Institut für Politik und Wirtschaft ausgezahlt. Wolf sagte außerdem aus, dass man in den Erklärungen der Gruppe den Einfluss wiedererkenne, den die Staatssicherheit über Kade ausgeübt habe.[7] Der Verlag Pahl-Rugenstein, in dem das Buch Generale für den Frieden erschien, wurde ebenfalls von der DDR finanziert.[8][9] Am 24. März 1986 sah Bastian in Ost-Berlin zusammen mit drei anderen Generalen eine Vorfassung des Films „Die Generale“ der SED-Propagandafilmer Walter Heynowski und Gerhard Scheumann, dessen Endfassung am 25. September 1986 in Anwesenheit von Erich Honecker und weiterer Mitglieder des SED-Politbüros uraufgeführt wurde.[10][11]

Einzelnachweise

  1. Robert Lorenz:Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie, S. 419
  2. http://www.planet-schule.de/wissenspool/planspiel-atomkrieg/inhalt/hintergrund/verteidigung-durch-abschreckung-das-wettruesten-und-die-folgen.html
  3. Rüdiger Steinmetz,Tilo Prase: Dokumentarfilm zwischen Beweis und Pamphlet, S. 130
  4. http://www.gegenstandpunkt.com/msz/html/81/81_6/kade.htm
  5. Der Stasi-Maulwurf von Bonn (Die Welt, 28. April 2004)
  6. http://www.focus.de/politik/deutschland/gert-bastian-stasi-schrieb-die-reden_aid_143948.html
  7. Hubertus Knabe: Die unterwanderte Republik, S. 254
  8. Robert Lorenz:Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie, S. 419
  9. Hans-Peter Schwarz: Die Bundesrepublik Deutschland: eine Bilanz nach 60 Jahren, S. 176
  10. Jochen Staadt, Stefan Wolle, Tobias Voigt: Operation Fernsehen:die Stasi und die Medien in Ost und West, S. 174-178
  11. Robert Lorenz:Unkonventionelle Politiker-Karrieren in der Parteiendemokratie, S. 420

Literatur

  • Jochen Staadt: „Die SED und die Generale für den Frieden“ in: „Die verführte Friedensbewegung – Der Einfluss des Ostens auf die Nachrüstungsdebatte“ von: Jürgen Maruhn, Manfred Wilke (Hrsg.) Olzog Verlag, 2002, ISBN 3789280690

Weblinks


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