Gerdes

Gerdes

Gerdes (auch: Geerdes) ist ein Familienname ostfriesischen Ursprungs.

Inhaltsverzeichnis

Ursprung

Gerdes ist ein Patronym von „Gerd“, einer Kurzform von „Gerhard“, der „Speerwerfer“. Im Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde auch in Ostfriesland die Bevölkerung dichter, wenn auch später als in anderen deutschsprachigen oder europäischen Gegenden. Um vor allem in Erbangelegenheiten mehr Klarheit zu gewinnen, übernahmen die Menschen nicht mehr den Vornamen ihrer Mutter oder ihres Vaters, sondern führten den Nachnamen des Vaters weiter. Obwohl die Politik (Napoleon 1811, und Georg IV von Hannover 1826 und 1857) immer wieder Gesetze dazu erließ, dauerte es ab der Mitte des 18. Jh. über hundert Jahre, bis der Namenswechsel in Ostfriesland erlosch.

Der Name Gerdes entstand fast ausnahmslos in Ostfriesland.[1] Da der Name "Gerd" selten vergeben wurde und sein Patronym daher auch, taucht er selbst bis 1942 maßgeblich nur in der Gegend um Wittmund und im rüstringer Ostfriesland südlich des Jadebusens auf, und das, obwohl schon viele Ostfriesen (und auch viele Gerdes) nach Amerika, insbesondere Minnesota, ausgewandert waren. Eine Auswanderung oder Migration innerhalb Deutschlands war aber bis zu den Weltkriegen weniger attraktiv gewesen als in die USA, erst danach migrierte der Name Gerdes nach Bremen, ganz Nord- und bald auch Mittel- und Süddeutschland.

Auch in Mecklenburg sind Mitglieder des Geschlechts seit dem ausgehenden 15. Jahrhundert in drei Stämmen nachweisbar: (1.) Neubrandenburg (Nikolaus Gerdes; um 1480 Bürger ebd.), (2.) Rostock (Marquard Gerdes, gest. 1508; Ratsherr ebd.) und (3.) Güstrow (Johann(es) Gerdes, gest. 1680; Dr. jur., Ratsherr, dann Bürgermeister ebd.).[2] Aus dem in Güstrow ratssässigen Zweig der Familie stammt auch der Lübecker Bürgermeister Christoph Gerdes (1590-1661). Die Verwandtschafts- und Nachfahrensbeziehungen sind unbekannt.

Wappen

Eine Variante des Wappens der Gerdes

Es existiert aufgrund der patronymischen, also regional unterschiedlichen Namensgebung kein einheitlich anerkanntes Familienwappen der Gerdes, aber wie für viele andere bürgerliche Familien existiert auch eine moderne Eintragung in das Wappenverzeichnis bürgerlicher Familien. Eine Darstellung zeigt einen weißen (heraldisch silbernen) Anker auf blauem Grund links (heraldisch rechts) und eine blaue Vase mit vier Eicheln auf weißem Grund rechts. In einer weiteren Variante ist dies ein Schild, ohne Helm da nicht geadelt, unter einer Nymphe, mit einer Palme darauf; in dieser Form besteht aber keinerlei Bezug zu den oben genannten Bedeutungen des Namens, und auch nicht zu seiner Herkunft, und es ist davon auszugehen, dass es andere Wappen gibt, die mehr Namensbezug zeigen. Andere tragen ein zweiteiliges Wappen: Die rechte Seite ziert ein schwarzer Adler auf goldenem Grund, die linke Seite eine blaue Rose auf silbernem Grund.[3]

Die oben erwähnte mecklenburgisch-pommersche Familie Gerdes führte im 17. Jahrhundert eine Lilie zwischen Blumenzweigen im Wappen.[4]

Personen

  • Bernd Gerdes (* 1989), deutscher Fußballspieler
  • Christoph Gerdes (1590-1661), Lübecker Bürgermeister
  • Daniel Gerdes (1698–1765), deutscher reformierter Theologe
  • Eckhard Gerdes, US-amerikanischer Autor
  • Emily Gerdes, US-amerikanische Schauspielerin
  • Friedrich Gerdes (1634–1695), deutscher Jurist
  • Georg Gustav Gerdes (1709–1758), deutscher Jurist und Historiker
  • Gerd Gerdes, deutscher Agrarwissenschaftler und Heimatforscher
  • Hans-Peter Geerdes (* 1966), Sänger der Band Scooter
  • Heinrich Gerdes (1856–1932), deutscher Gastechniker
  • Henning Gerdes, von 1647 bis 1663 Bürgermeister von Greifswald
  • Henning Christoph Gerdes (1665–1723), deutscher Professor der Rechte
  • Herbert Gerdes, deutscher Regisseur
  • Johann Gerdes (1604–1680), deutscher Jurist und Bürgermeister von Güstrow in Mecklenburg
  • Johannes Gerdes (Biologe), deutscher Tumorbiologe und Krebsforscher
  • Johannes Gerdes (Pastor) (1624–1673), deutscher Theologe
  • Johann Gerdes (um 1656–1700), deutscher Mediziner
  • Johann Gerdes (1896–1933), Landtagsabgeordneter und erstes NS-Opfer in Oldenburg i.O.
  • Indra Gerdes (* 1975), deutsche Moderatorin
  • Ludger Gerdes (1954–2008), deutscher bildender Künstler
  • Michael Gerdes (* 1960), deutscher Politiker (SPD)
  • Otto Gerdes (1920–1989), deutscher Musiker
  • Peter Gerdes (* 1955), deutscher Schriftsteller
  • Philipp Balthasar Gerdes (1680–1736), deutscher Jurist
  • Walter Geerdes (1903-1960), Intendant von Radio Bremen und Sender Freies Berlin

Weblinks

Belege

  1. Eine Greifswalder Familie des 17. Jahrhunderts zeigt eventuell eine solche Ausnahme. Ob diese Familie ausgewandert ist oder dort überhaupt der Nachname weitergeführt wurde (und keine weitere patronymische Wechsel folgten), ist ungeklärt.
  2. Möhlmann, Gerd: Geschlechter der Hansestadt Rostock im 13.-18. Jahrhundert. Neustadt an der Aisch : Degener, 1975. ISBN 3-7686-4024-8. S. 41-42.
  3. Michael Brinkmann (Hrsg.): Deutsche Familienwappen: Wappenrolle, Düsseldorf 1994.
  4. Adolf Häckermann: Gerdes, Philipp Balthasar. In: Allgemeine Deutsche Biographie 8 (1878), S.731f.

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