Gerhard Gesemann

Gerhard Gesemann

Gerhard Gesemann (Gerhard Friedrich Franz Gesemann; * 1888 in Lichtenberg; † 1948) war ein deutscher Slawist, Volkskundler, Literaturwissenschaftler und Universitätsprofessor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gesemann war der Sohn eines Braunschweiger Lehrers. Nach Erlangung des Doktorgrades der Germanistik im Jahr 1913 verwarf er den Gedanken, bei August Leskien in Leipzig Slawistik zu studieren, und begab sich stattdessen 1914 nach Belgrad, um am Belgrader Gymnasium Deutsch zu unterrichten. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges begleitete er als Krankenpfleger die serbische Armee auf ihrem Rückzug durch Albanien und wurde über neutralem Gebiet nach Deutschland entlassen. Diese Erfahrung hielt er 1935 in seinem Buch Die Flucht. Aus einem serbischen Tagebuch fest.

Gesemann lehrte von 1922 bis 1944 Slavische Philologie und Balkanologie am Slavischen Seminar der Deutschen Universität in Prag. Er war neben Franz Spina zweiter Ordinarius des Seminars. Sein besonderes Interesse galt den Südslawen, über die er zahlreiche Werke veröffentlichte. Er zählt neben Hermann Wendel, Josef Matl und Alois Schmaus zu den bedeutenden Vertretern der deutschen Serbokroatistik.

Im Zweiten Weltkrieg kamen Gesemann große Teile seiner wissenschaftlichen Bibliothek und viele Manuskripte abhanden, so dass er sich schließlich auf das Verlegen von Romanen beschränkte. Ein Teilnachlass befindet sich in der Münchner Monacensia.

Sein Sohn Wolfgang Gesemann (* 1925) studierte ebenfalls Slavistik und war von 1972 bis 1987 Professor für Slavistik an der Universität des Saarlandes.[1]

Ehrungen

Werke (Auswahl)

  • Regenzauber in Deutschland. Kiel, Phil. Diss., 1913. Braunschweig, 1913.
  • Fünfundzwanzig Jahre Slavistik an der Deutschen Universität in Prag (1903-1928): Eine Denkschrift. (Von Franz Spina und Gerhard Gesemann.) Prag, J. G. Calve 1928.
  • Die serbokroatische Literatur. Wildpark-Potsdam, Akademische Verlagsgesellschaft. Athenaion 1930.
  • Der montenegrische Mensch: Zur Literaturgeschichte und Charakterologie der Patriarchalität. Prag, Calve 1934.
  • Das Königreich Südslawien (Von Gerhard Gesemann u. a.) Leipzig, Univ. Verl. Noske 1935.
  • Die Flucht: Aus einem serbischen Tagebuch 1915 und 1916. München, Albert Langen/Georg Müller 1935.
  • Kultur der slawischen Völker. (Von Gerhard Gesemann, Michael Antonowytsch u. a.) Potsdam, Akademische Verlags-Gesellschaft Athenaion 1936.
  • Neue bulgarische Erzähler. (Von Ziwka Dragnewa und Gerhard Gesemann.) München, Albert Langen/Georg Müller 1936.
  • Helden, Hirten und Hajduken: Montenegrin; Volksgeschichten. München, Albert Langen/Georg Müller 1935.
  • Heroische Lebensform: Zur Literatur und Wesenskunde der balkanischen Patriarchalität. Berlin, Wiking-Verlag 1943.
  • Zweiundsiebzig Lieder des bulgarischen Volkes: Übersetzt und nachgedichtet. Berlin, Wiking-Verlag 1944.
  • Germanoslavica, "Geschichten aus dem Hinterhalt": 5 balkan. u. 1 Prager Novelle aus dem Nachlass. Kommentar, Lebensabriss und Schriftenverzeichnis, erstellt von Wolfgang Gesemann. Frankfurt am Main, Bern, Cirencester/U.K., Lang 1979.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Professor Dr. Dr. h.c. Wolfgang Gesemann wird 85 Jahre alt, in: Informationsdienst Wissenschaft vom 22. Juli 2010, abgerufen am 2. August 2010

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