Gerhard Lehmbruch

Gerhard Lehmbruch

Gerhard Lehmbruch (* 15. April 1928 in Königsberg) ist ein deutscher Politikwissenschaftler.

Der Sohn eines Pastors studierte von 1947 bis 1953 die Fächer der evangelischen Theologie und Philosophie in Berlin, Tübingen, Göttingen und Basel. Die erste theologische Dienstprüfung erfolgte im Jahr 1952.

Lehmbruch war von 1953 bis 1954 wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Theodor Eschenburg an der Universität Tübingen. Anschließend studierte er Politikwissenschaft, osteuropäische Geschichte und Soziologie in Paris und Tübingen von 1954 bis 1959. Im Jahr 1962 erfolgte seine Promotion in Tübingen.[1] Im Zeitraum von 1960 bis 1967 war er wissenschaftlicher Assistent an der Universität Tübingen. Dort wurde er 1969 im Fach Politikwissenschaft habilitiert. Von 1969 bis 1973 hatte er die Stelle eines Wissenschaftlichen Rates und Professors in Heidelberg inne. Danach nahm er Rufe auf politikwissenschaftliche Lehrstühle in Tübingen (1973−1978) und Konstanz (1978–1996) an. Seit 1996 ist er emeritiert. 2003 verlieh ihm die Deutsche Vereinigung für Politische Wissenschaft den Theodor-Eschenburg-Preis. 2009 erhielt er den Lifetime Achievement Award des European Consortium for Political Research.

Seine Forschungsschwerpunkte sind die Institutionen, politische Regelsysteme und Politikentwicklung im Vergleich, die Formen der Verhandlungsdemokratie und die politische Interessenvermittlung. Die Strukturbruchthese geht im Wesentlichen auf Lehmbruch zurück.

Schriften (Auswahl)

Monographien

  • Verhandlungsdemokratie. Beiträge zur vergleichenden Regierungslehre, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-531-14134-1.
  • Parteienwettbewerb im Bundesstaat: Regelsysteme und Spannungslagen im politischen System der Bundesrepublik Deutschland, 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2000, ISBN 3-531-43126-9.
  • Parteienwettbewerb im Bundesstaat, Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002798-0.
  • Einführung in die Politikwissenschaft, 4. Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 1971, ISBN 3-17-001255-X.

Herausgeberschaften

  • Einigung und Zerfall: Deutschland und Europa nach dem Ende des Ost-West-Konflikts. 19. Wissenschaftlicher Kongreß der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft, Leske + Budrich, Opladen 1995, ISBN 3-8100-1365-X.
  • Hg. mit Klaus von Beyme und Iring Fetscher: Demokratisches System und politische Praxis der Bundesrepublik, Piper, München 1971, ISBN 3-492-01844-0.

Literatur

  • Florian Hartleb: Philippe C. Schmitter/Gerhard Lehmbruch (Hrsg.): Trends Toward Corporatist Intermediation, London 1979, in: Steffen Kailitz (Hrsg.): Schlüsselwerke der Politikwissenschaft, VS Verlag, Wiesbaden 2007, S. 437–441.
  • Ludger Helms: Gerhard Lehmbruch, Parteienwettbewerb im Bundesstaat, Stuttgart u.a. 1976, in: Steffen Kailitz (Hrsg.): Schlüsselwerke der Politikwissenschaft, VS Verlag, Wiesbaden 2007, S. 233–236.
  • Clemens Jesenitschnig: Gerhard Lehmbruch – Leben und Werk. Eine kritische Würdigung, Tectum, Marburg 2010.[2]
  • Stefan Köppl/Tobias Nerb: Verbände als Dialogpartner im kooperativen Staat: Gerhard Lehmbruch, in: Martin Sebaldt/Alexander Straßner (Hrsg.): Klassiker der Verbändeforschung, VS Verlag, Wiesbaden 2006, S. 289–301.
  • Philip Manow: Praktisch, demokratisch, gut. Dem Politologen Gerhard Lehmbruch zum Achtzigsten, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. April 2008, S. 38.
  • Anton Pelinka: Gerhard Lehmbruch und die österreichische Politikwissenschaft, in: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft 32 (2003), Heft 2, S. 213–216.
  • Rainer-Olaf Schultze: Gerhard Lehmbruch, in: Gisela Riescher (Hrsg.): Politische Theorie der Gegenwart in Einzeldarstellungen. Von Adorno bis Young, Kröner, Stuttgart 2004, S. 278–282.

Weblinks

Anmerkungen

  1. Universitätsarchiv Tübingen, Akte 131/2429.
  2. Vgl. Sven Leunig: Rezension zu: Clemens Jesenitschnig: Gerhard Lehmbruch – Wissenschaftler und Werk. Eine kritische Würdigung. Marburg 2010. In: PW-Portal für Politikwissenschaft. Juni 2011

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