- Geschichte der Eisenbahn in Tunesien
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Die Geschichte der Eisenbahn in Tunesien begann in den 1870er Jahren mit dem Bau des Normalspur-Netzes im Norden des Landes. Ab den 1880er Jahren lag der Schwerpunkt des Bahnbaus jedoch im Süden, wo die Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Sfax–Gafsa ein Meterspur-Netz baute, das neben dem Personenverkehr vor allem dem bis heute bedeutsamen Phosphat-Abbau in der Region diente.
Inhaltsverzeichnis
Bau des Normalspurnetzes im Norden
1870 erhielt die italienische Firma Mancardi eine Konzession, eine Eisenbahnstrecke von Tunis in die Sahelregion zu bauen. Wegen Kapitalmangels verwirklichte Mancardi dieses Vorhaben jedoch nicht. Stattdessen eröffnete Bey Muhammad III. al-Husain 1872 die 19 Kilometer lange Normalspur-Strecke von Tunis nach La Marsa als erste Eisenbahnstrecke Tunesiens. Im selben Jahr erhielt die britische Firma Pickering eine Konzession, eine Strecke nach Jendouba zu bauen, wovon diese aber ebenfalls keinen Gebrauch machte. Stattdessen ergriff 1876 die französische Firma Batignolles mit ihrer Tochtergesellschaft Compagnie des chemins des fer Bône–Guelma 1876 die Initiative, die schon im Besitz eines Eisenbahnnetzes in Algerien war und dieses an Tunesien anbinden wollte.
Die Bauarbeiten hierfür begannen am 30. April 1877. Am 24. Juni 1878 konnte das Teilstück nach Tebourba dem Verkehr übergeben werden. Am 30. September erreichte die Strecke Medjez el-Bab, am 1. September 1879 Béja und am 30. März 1880 Ghardimaou an der Grenze zu Algerien. Der Anschluss nach Souq Ahras und damit der Anschluss an das algerische Netz verzögerte sich aber bis in den September 1884.
1894 eröffnete die Compagnie des chemins des fer Bône–Guelma eine Strecke von Tunis über Mateur nach Bizerta. 1912 wurde diese Strecke mit Béja an der Strecke von Tunis nach Algerien verbunden. 1922 baute die französische Firma von Mateur aus westwärts eine Strecke bis Tabarka. Die Compagnie des chemins des fer Bône–Guelma besaß die Rechte am Betrieb bis 1922 und verkaufte diese anschließend an den tunesischen Staat.
Bau des Meterspurnetzes im Süden
1885 wurden beträchtliche Phosphatvorkommen in der Region Seldja entdeckt, deren Ausbeutung und Abtransport per Konzession 1897 an die Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Sfax–Gafsa übertragen wurde. Bedingung der Konzession war, dass die Compagnie sich verpflichtete das Phosphat-Abbaugebiet per Eisenbahn mit dem Hafen von Sfax zu verbinden. 1899 eröffnete die Compagnie dafür die Meterspur-Strecke von Métlaoui über Gafsa nach Sfax. 1913 wurde die Strecke bis Tozeur und 1916 bis Gabès verlängert.
Zusätzlich erhielt die Compagnie eine Konzession, eine Strecke von Sfax über Sousse in die Hauptstadt Tunis zu bauen. Diese Meterspur-Strecke errichtete die Compagnie zwischen 1895 und 1899 und baute ebenfalls die dazugehörenden Nebenstrecken zur Pont du Fahs, ans Cap Bon, nach Nabeul, Kairouan sowie Moknine. Diese wurden mit der Verbindung nach Fahs Ksar Ghilane 1906 abgeschlossen, wo ebenfalls Pohosphatvorkommen entdeckt wurden. 1930 stellte die Compagnie eine Verbindung des tunesischen Meterspurnetzes mit dem algerischen Ksar Rhilane her und 1940 die strategische Verbindung zwischen Haidra und Kasserine. 1940 wurde auch die Cap Bon-Strecke noch bis zu den Braunkohle-Vorkommen von El Oudiane verlängert.
Seit dem Zweiten Weltkrieg
1952 umfasste das tunesische Eisenbahnnetz 2044 Streckenkilometer, wovon 456 Kilometer Teil des Normalspurnetzes im Norden des Landes waren und 1110 Meterspurnetz der Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Sfax–Gafsa. Der Betrieb der Strecken wurde mit Ausnahme der Strecke von Tunis nach Ghardimaou mit Staatsmitteln finanziert. Mit der tunesischen Unabhängigkeit 1956 wurde die Société nationale des chemins de fer tunisiens (SNCFT) als Staatsbahn gegründet, die aber zunächst nur das Normalspurnetz im Norden des Landes verwaltete. Erst als die Konzession der Compagnie des phosphates et des chemins de fer de Sfax–Gafsa am 31. Dezember 1966 auslief, übertrug Tunesien auch das Meterspurnetz des Südens am 1. Januar 1967 an die SNCFT.
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