Geuder von Heroldsberg

Geuder von Heroldsberg
Das Wappen der Geuder

Die Geuder von Heroldsberg waren eine der ältesten Patrizierfamilien der Reichsstadt Nürnberg, erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1253. Namensgebender Familiensitz war das zwischen 1387 und 1391 erworbene Reichslehen Heroldsberg. Die Geuder waren ab 1349, mit kurzen Unterbrechungen, bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit im Jahre 1806 im „Inneren Rat“ vertreten und gehörten nach dem „Tanzstatut“ zu den zwanzig alten ratsfähigen Geschlechtern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Geuder kamen vermutlich aus Böhmen nach Franken und sollen sich zuerst in Kammerstein bei Schwabach niedergelassen haben. Später siedelten die Geuder nach Nürnberg über, wo sie seit 1303 nachweisbar sind. Sie erwarben das Nürnberger Bürgerrecht und zählten schnell zu den angesehensten Patrizierfamilien der Stadt. Sie gehörten rund ein halbes Jahrtausend dem Rat der Stadt Nürnberg an und bekleideten dort zeitweise die einflussreichsten Ämter, wie das des Reichsschultheißen sowie das hohe Amt des vordersten Losungers. 1391 erwarben Konrad und Heinrich Geuder das Reichslehen Heroldsberg, wo die Familie bis zum heutigen Tag ansässig ist. 1417 erwirkten die Geuder beim deutschen König Sigismund für sich und den Markt Heroldsberg ein Wappen, das heutige Wappen des Marktes. 1471 verlieh Kaiser Friedrich den Geudern ein eigenes Wappen.

Ihren Reichtum mehrten die Geuder, unter anderem, durch den Fernhandel. Sie handelten im 14. Jahrhundert mit Gewürzen und Tuchen nach Köln. Im späten 14. Jahrhundert waren sie in Venedig und im frühen 15. Jahrhundert in Frankfurt am Main und Flandern anzutreffen. Um 1418 tätigten sie Finanzgeschäfte in Paris. Sie waren außerdem an Montanunternehmen beteiligt.

In Heroldsberg erlangten die Geuder alle landesherrlichen Befugnisse, zu denen die „Fraisch“, d.h. die hohe selbständige Gerichtsbarkeit, gehörte. Durch geschickte Handels- und Heiratspolitik und die nachfolgenden Erbschaften erweiterten sie den Grundbesitz des Hauses. Sie erwarben zum Beispiel 1440 zunächst einen Besitzanteil an Neunhof bei Lauf und bereits 1445 den ganzen Ort sowie durch Heirat den Ort Emskirchen und 1501 den Ort Stein, der über 300 Jahre im Besitz der Familie blieb.

Sie waren seit dem 16. Jahrhundert erfolgreich als Beamte und Offiziere in Reichs- und Fürstendiensten. Im Mittelalter bekämpften sie „Ungläubige“ im Heiligen Land und zogen als Heerführer gegen Hussiten. In späteren Jahrhunderten kämpften sie als Offiziere gegen die Türken. Sie standen in Holländischen Diensten und dienten dem Schwedenkönig Gustav Adolf sowie Friedrich dem Großen. Als politische Personen waren sie zu allen Zeiten an leitenden Stellen des regierenden Rates ihrer Vaterstadt Nürnberg und in manchen Gesandtschaften der „Republik Nürnberg“ tätig, mit zunehmender Streuung der Familie auch als Fürstliche Geheime Räte in Diensten von Brandenburg, Nassau, in der Kurpfalz und in Anhalt.

1612 gaben die Geuder ihr Nürnberger Bürgerrecht auf und teilten sich im 17. Jahrhundert in zwei Linien: Die Geuder-Rabensteiner wurden Mitglied der fränkischen Reichsritterschaft und führten ein eigenes Wappen. Die Nürnberger Linie nahm 1662 das Nürnberger Bürgerrecht wieder an und setzte die Tradition des Wirkens für die Reichsstadt Nürnberg als Ratsherren, vorderste Losunger und Reichsschultheißen, Verwahrer und Hüter der Reichskleinodien und Ritter „de l’ordre generosite“ fort. Im Heiligen Römischen Reich waren die Geuder Ritter und reichsadelig. Im Nürnberger Patriziat trugen sie seit 1689 das Prädikat „Hochedelgeboren“. Mit dem Untergang des Reiches verloren die Geuder nach und nach ihre landesherrlichen Befugnisse und die Gerichtsbarkeit. 1810 mussten die sie die Hochgerichtsbarkeit an das Königreich Bayern abgeben. Bis 1848 beschränkten sie sich auf die niedrige Gerichtsbarkeit durch ein Patrimonialgericht II. Klasse. 1813 wurden die Geuder von Heroldsberg in der Klasse der Ritter dem bayerischen Adel immatrikuliert und 1822 in den Freiherrenstand erhoben.

Beide Linien der Geuder sind heute in Deutschland im Mannesstamm erloschen. Aus diesem Grunde hat das bayerische Staatsministerium des Innern Dr. Roland Brunel, Enkel einer Geuder von Heroldsberg, die Weiterführung des Namens Geuder genehmigt. In den Vereinigten Staaten leben noch Namensträger als Nachkommen des 1848 nach Amerika ausgewanderten Adolph Freiherr von Geuder von Heroldsberg.

Von den vier Geuder-Schlössern in Heroldsberg wurde das sogenannte Grüne Schloss bis zu deren Aussterben 1963 von der Rabensteiner Linie bewohnt, das Rote Schloss ist heute im Besitz der Geuder Nachkommen Brunel.

Das Rote Schloss
Weißes Schloss und Grünes Schloss
Das Gelbe Schloss

Besitzungen

  • seit 1487 das Rote Schloss in Heroldsberg (Oberer Markt)

Ehemalige Besitzungen (Auszug)

Die Geuder hatten große Besitzungen in Nürnberg und dem Nürnberger Umland:

  • 1387–???? das Reichslehen Heroldsberg
  • 1391–1661 Groß– und Kleingschaidt
  • 1392–1977 das Grüne oder Rabensteiner Schloss (Kirchenweg 8)
  • 1391–1580 den Alten Sitz in Behringersdorf
  • 1441–1661 Schlösser und die Grundherrschaft Neunhof
  • 1471–1928 das Weiße Schloss in Heroldsberg (Kirchenweg 4)
  • 1501–1848 das Reichslehen Stein
  • 1572–1616 das Schloss und die Grundherrschaft Großgründlach (später: Hallerschloss)
  • 1580–1957 das Gelbe Schloss in Heroldsberg (Hans-Sachs-Straße 2)
  • 1603–1658 das „Kleine Schlößchen“ (Tolstoistraße 5–9) in Fischbach
  • 1615–???? die Glashütte Herzogau
  • 1720–1794 den Herrensitz Weiherhaus,
  • Grundbesitz in Bruck (Erlangen).A

Wappen

In Blau ein gestürztes silbernes Dreieck, an jeder Spitze mit einem silbernen Stern besteckt.

Bekannte Familienmitglieder

  • Heinrich Geuder, Ratsherr, Reichsschultheiß von 1366–1385.
  • Endres Geuder (1431–1496), Ratsherr, Unterhändler Nürnbergs bei wichtigen politischen Anlässen. Kaiserlicher Beauftragter bei der Wiederherstellung der Ordnung, in der zerrütteten Reichsstadt Weißenburg.
  • Martin III. Geuder (1455–1532), Ratsherr, Losunger und Reichsschultheiß, ab 1518 Pfleger aller Männerklöster in Nürnberg, ab 1524 Pfleger der beiden Nürnberger Pfarrkirchen, Bauherr des Roten Schlosses in Heroldsberg (1489), Freund Albrecht Dürers.
  • Jakob Geuder (1575–1616), gab 1612 das Nürnberger Bürgerrecht auf und versuchte im Heroldsberger Gebiet den Calvinismus einzuführen. In Folge dessen entwickelte sich ein Streit mit der Stadt Nürnberg, der schließlich zu einer militärischen Auseinandersetzung führte. Er veröffentlichte lateinische Übersetzungen italienischer Schriften zur Türkenfrage.
  • Johann Phillip Geuder (1597–1650), hoher Beamter bei der Reichsritterschaft und bei den Grafen Löwenstein-Wertheim, Rittmeister in schwedischen Diensten, Rat in Anhalt und Brandenburg. Direktor der gesamten Reichsritterschaft in Franken, Schwaben und am Rhein. Begründer der sogenannten Geuder-Rabensteiner Linie.
  • Johann Adam Georg Christoph Geuder von Heroldsberg (1641–1718), Reichsschultheiß von Nürnberg, kaiserlicher Rat
  • Carl Benedikt Geuder von Heroldsberg (1670–1744), Ratsherr, Losunger und Reichsschultheiß, Ritter „de l’ordre generosite“, Verwahrer der Reichskleinodien. Er erwarb das Rote Schloss in Heroldsberg von den Pfinzing zurück.
  • Johann Adam Rudolph Carl Geuder von Heroldsberg (1718–1789), wirklicher Kaiserlicher Rat, Kronhüter und Verwahrer der Reichskleinodien, Ritterrat bei der freien Ritterschaft Franken, Geheimrat von Nürnberg, zweiter Losunger, Oberpfleger der Klöster St. Clara und Pillenreuth und Kurator der Universität Altdorf.
  • Adolph Freiherr von Geuder von Heroldsberg (1827–1906), Er studierte Jura und Philosophie und war als Heidelberger Student in die 1848er-Vorgänge verwickelt. Er wanderte in die USA aus, kehrte aber später zurück. Stifter des Friedhofareals und der Aussegnungshalle der Gemeinde Heroldsberg.

Literatur

  • Christoph von Imhoff (Hrsg.): Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Nürnberg: Hofmann, 1984, 425 S., ISBN 3-87191-088-0; 2., erg. u. erw. Auflage, 1989, 459 S.; Neuauflage: Edelmann GmbH Buchhandlung, Oktober 2000.
  • Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8 (online).

Siehe auch

Weblinks


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