Giotto Bizzarrini

Giotto Bizzarrini
Von Giotto Bizzarrini konstruiert: Ferrari 250 GTO
Bizzarrinis zweite Konstruktion für Iso Rivolta: Der Iso Grifo
Die Rennsportversion des Grifo: Der Bizzarrini GT 5300

Giotto Bizzarrini (* 6. Juni 1924 in Livorno, Italien) ist ein italienischer Konstrukteur von Rennsportwagen.

Bizzarrini ist Diplom-Ingenieur mit Abschluss an der Universität Pisa. Seine erste Beschäftigung fand Bizzarrini 1954 bei Alfa Romeo. Drei Jahre später wechselte er in die Entwicklungsabteilung von Ferrari. Wie schon bei Alfa Romeo, arbeitete Bizzarrini auch hier mit Carlo Chiti zusammen. Der Ferrari 250 GT und nachfolgend vor allem der Ferrari 250 GTO waren seine Schöpfungen. Im Herbst 1961 kam es zu einer intensiven, sehr persönlich geführten Auseinandersetzung zwischen Enzo Ferrari und seiner Frau Laura Ferrari einer- und dem damaligen Ferrari-Vertriebsleiter Girolamo Gardini andererseits, in deren Folge Gardini und fünf weitere Ferrari-Mitarbeiter entlassen wurden. Zu ihnen gehörten Giotto Bizzarrini und Carlo Chiti.

Im Februar 1962 gründeten Chiti, Bizzarrini und die anderen ehemaligen Ferrari-Mitarbeiter das Unternehmen Automobili Turismo e Sport (ATS), mit dem sie das Ziel verfolgten, Ferrari sowohl auf der Straße als auch auf der Rennstrecke ernsthafte Konkurrenz zu machen. Als Finanzier des Projekts fungierten zunächst Giorgio Billi und Jaime Ortiz-Patino hinzu, kurz nach der Gründung des Unternehmens schloss sich vorübergehend auch der junge venezianische Unternehmer Conte Giovanni Volpi an. Bizzarrini verließ das Unternehmen nach wenigen Monaten wieder, da er im Zusammenspiel mit Carlo Chiti nicht genug Raum fand, um seine Ideen zu verwirklichen.[1]

1962 gründete Giotto Bizzarrini in Livorno ein eigenes Design- und Konstruktionsbüro namens Autostar, das 1964 in Società Prototipi Bizzarrini und ein Jahr später schließlich in Automobili Bizzarrini SpA umbenannt wurde.[2] Giotto Bizzarrinis junges Unternehmen nahm zunächst Fremdaufträge im Bereich der Fahrzeug- und Triebwerksentwicklung an. Zu seinen frühen Arbeiten gehörte der Ferrari 250 GTO "Breadvan", den Bizzarrini für die Scuderia Serenissima entwickelte; daneben war Bizzarrini an der Entwicklung des ASA 1000 GT beteiligt. Für Lamborghini entwarf er den Zwölfzylindermotor des Lamborghini 350 GT, und für Iso Rivolta konstruierte Bizzarrini den Iso Rivolta IR 300 sowie den Iso Grifo. Ab 1963 produzierte Bizzarrini in Livorno eine Rennsportversion dieses Wagens, die anfänglich von Iso als Grifo A3/C verkauft wurde. Nachdem die Geschäftsbeziehung zu Renzo Rivolta 1965 im Streit beendet worden war, setzte Bizzarrini die Produktion des Sportagens in eigenem Namen fort. Der als Bizzarrini GT 5300 bezeichnete Wagen war das erste Auto, das unter Bizzarrinis Namen verkauft wurde; Bizzarrini war nun zu einem Autohersteller geworden. Der GT 5300 war kein kommerzieller Erfolg. Giotto Bizzarrini, der sich nach eigenen Angaben nur um die technischen Fragen kümmerte, war in wirtschaftlichen Dingen überfordert.[3] Sein Unternehmen war finanziell schlecht ausgestattet und konnte aufgrund des Ressourcenmangels die Nachfrage nur in geringem Maße erfüllen.[4] Ein weiterer Rennsportwagen, der Bizzarrini P 538, wurde in nur vier Exemplaren hergestellt. Für eine Zusammenarbeit mit Opel entwickelte Bizzarrini noch eine verkleinerte Ausführung mit dem Namen Bizzarrini 1900 GT Europa, die jedoch wegen des Erfolgs des Opel GT nicht in die Serie ging. Angeblich wurden nur 17 Prototypen gebaut. 1969 wurde Bizzarrinis Unternehmen liquidiert. Bis dahin entstanden etwa 155 Fahrzeuge, die den Namen Bizzarrini trugen.

Nach dem Ende der Firma arbeitete er als Berater in der internationalen Automobilindustrie und er hielt Vorlesungen an der Universität in Rom. Bizzarrini entwarf seit den 1970er Jahren immer wieder Prototypen, die seinen Namen trugen. Eine Serienproduktion kam jedoch nie zustande.

Literatur

  • Wolfgang Blaube: Blaue Mauritius. Modellgeschichte und Fahrbericht zum Bizzarrini 5300 Spyder S.I. in: Oldtimer Markt, Heft 5/2006, S. 172 ff.
  • Eduard Hattuma: Bizzarrini GT Strada 5300 und GT America. Modellvorstellung und Geschichte der Marke in: Schweizer Old + Youngtimer, Heft März/April 2010, S. 21 ff.
  • Richard Heseltine: One Vision. Fahrbericht und Modellgeschichte des Bizzarrini GT 5300 Strada in: Classic and Sports Car, Heft September 2004.
  • Frank Oleski, Hartmut Lehbrink: Seriensportwagen. Köln (Könemann) 1993. ISBN 3-89508-000-4.
  • Michael Riedner: Show-Biz. Vorstellung und Fahrbericht Bizzarrini GT Corsa 5300 von 1965. In: Motor Klassik, Heft 3/1989.
  • Halwart Schrader, Georg Amtmann: Italienische Sportwagen. Stuttgart 1999, ISBN 3-613-01988-4.
  • Bernd Woytal: Bizzarrini GT Strada 5300. In: Bernd Wieland: Italienische Sportwagenklassiker. 1. Auflage. Stuttgart (Motorbuch Verlag) 2001. ISBN 3-613-02162-5

Einzelnachweise

  1. Hattuma: Bizzarrini. Old + Youngtimer Magazin März/April 2010, S. 22.
  2. Schrader, Amtmann: Italienische Sportwagen, S. 88.
  3. Blaube: Blaue Mauritius. Oldtimer Markt 5/2006, S. 172 ff.
  4. Hattuma: Bizzarrini. Old + Youngtimer Magazin März/April 2010, S. 22.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Giotto Bizzarrini — (born June 6, 1926) is an Italian automobile engineer active from the 1950s through 1970s.A native of Livorno, Bizzarini was chief engineer at Ferrari in the 1950s, working on such notables as the Ferrari 250 GTO. He split from the company in a… …   Wikipedia

  • Giotto Bizzarrini — est né le 6 juin 1926 à Livourne, en Toscane. Cet ingénieur en automobile italien a exercé son activité depuis 1954 pour de grands constructeurs comme Alfa Romeo, Ferrari ou Lamborghini. Biographie …   Wikipédia en Français

  • Bizzarrini GT 5300 — Bizzarrini Bizzarrini GT Corsa 5300 GT 5300 Hersteller: Bizzarrini …   Deutsch Wikipedia

  • Bizzarrini P 538 — Bizzarrini Bizzarrini P 538 P 538 Hersteller: Bizzarrini Produktionszeitraum …   Deutsch Wikipedia

  • Giotto Bizzarini — Giotto Bizzarrini Giotto Bizzarrini est né le 6 juin 1926 à Livourne, en Toscane. Cet ingénieur en automobile italien a exercé son activité depuis 1954 pour de grands constructeurs comme Alfa Romeo, Ferrari ou Lamborghini. Biographie Après avoir… …   Wikipédia en Français

  • Bizzarrini S.p.A — Bizzarrini S.p.A  известный итальянский производитель штучных спортивных автомобилей. Эта компания была основана в 1964 г. талантливым инженером Giotto Bizzarrini (Джотто Биззарини). Первоначально компания была названа Prototipi Bizzarrini s …   Википедия

  • Bizzarrini — Emblem Die Automobili Bizzarrini S.p.A. war ein Hersteller von Hochleistungssportwagen aus Livorno, Italien, das Ende 1962 von Giotto Bizzarrini gegründet wurde. Bis zur Auflösung des Unternehmens im Frühjahr 1969 konstruierte Bizzarrini eine… …   Deutsch Wikipedia

  • Bizzarrini — Infobox Defunct Company company name = Bizzarrini S.p.A. company foundation = 1964 defunct = 1969 fate = ceased production location = Livorno, Italy industry = Automotive key people = Giotto Bizzarrini, founder products = Automobiles parent =… …   Wikipedia

  • Bizzarrini P538 — 1967 Bizzarrini P538 #002, the 3.5 liter V 12 car The P538 or P538S was a rear mid engined race car launched in late 1965 or early 1966 by Scuderia Bizzarrini of Livorno, Italy. At least two P538s were built with Chevrolet Corvette 327 cu.in. V… …   Wikipedia

  • Bizzarrini Strada — The A3C GT Strada was the most successful product of the Bizzarrini automobile manufacturer in the 1960s. Fact|date=February 2007Designed in 1963, the Strada was launched in 1965. It was similar in concept to the Iso Grifo, also designed by… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”