- Glindower Alpen
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Glindow ist seit der Brandenburger Gemeindegebietsreform von 2001 ein Ortsteil von Werder (Havel). Der Ort war seit dem Mittelalter ein Zentrum der Ziegelindustrie. Aus dem Glindower Ton wurden die für die Mark Brandenburg typischen gelben Klinker erzeugt.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mit dem slawischen Ortsnamen Glina, was mit Ton oder Lehm zu übersetzen ist, wird Glindow erstmals 1238 erwähnt.
Seit 1462 übernahm das Kloster Lehnin die Regie bei der Ziegelproduktion. Im 19. Jahrhundert explodierte in den schnell wachsenden Städten, hier insbesondere in Berlin, die Nachfrage nach Baumaterial. Die Glindower Ziegeleien hatten den Vorteil, dass ihre Produkte direkt auf Kähne verladen werden konnten und so kostengünstig in die Städte zu transportieren waren. In Glindow entstanden ca. 18 Ziegeleien, die rd. 50 Rundöfen mit zwölf Kammern betrieben. In Spitzenzeiten betrug die Tagesproduktion je Kammer 12.000 Steine, so dass die rd. 500 Ziegeleiarbeiter täglich bis zu 7,2 Millionen Steine produzierten.
So wurde Glindow 1872 zum Amtsbezirk erhoben. Ab 1906 erschöpfen sich die Tonvorräte im Raum Glindow, das Sterben der Ziegeleien setzt ein. Die Weltwirtschaftskrise 1929 gibt der Glindower Ziegelindustrie fast den Todesstoß, 1935 existieren noch 2 Ziegeleien.
Im Zweiten Weltkrieg wird die Produktion völlig eingestellt. Seit 1948 liefert der VEB Ziegelwerke Glindow wieder Baustoffe, seit 1959 entstehen im VEB Tonwaren Glindow Blumentöpfe.
Mit der Wende kommt das vorläufige Aus für die Tonwarenproduktion. Die Ziegelei wird Museum. Seit 1990 werden im Museum Baumaterialien zur Rekonstruktion von Denkmalen in Handarbeit wie in alten Zeiten hergestellt.
Der Ort
Glindow liegt westlich von Werder an der B 1. Der Glindow-See ist über den um 1701 entstandenen Strenggraben, einer künstlichen Wasserstraße, mit der Havel verbunden. Über diesen Strenggraben führt die Strengbrücke die Bundesstraße 1 in südöstlicher Richtung weiter zur Baumgartenbrücke bei Geltow. Zur Zeit der Fusion mit Werder zählte Glindow knapp 4.000 Einwohner.
Sehenswürdigkeiten
Die Glindower Kirche stammt von August Stüler 1852/53. Ausgeführt wurde der Bau jedoch unter der Leitung des Schinkelschülers und Bauinspektors Christian Heinrich Ziller (1791-1870), eines Onkels der später in Sachsen bauenden Gebrüder Ziller sowie des in Griechenland wirkenden Ernst Ziller. Es entstand ein neugotischer Langhausbau aus Joachimstaler Backstein, dessen Ostwand mit einem Staffelgiebel gerade abschließt. Die aus Feldsteinen errichteten Umfassungsmauern der alten Kirche wurden mit einbezogen. Der Glockenturm ist beachtliche 40 Meter hoch. Die Umgebung wird durch den Obstbau geprägt.
Naturschutzgebiet Glindower Alpen
Ein Andenken hat die Ziegelindustrie hinterlassen: Die Glindower Alpen. Diese für die Mark Brandenburg untypische Landschaft entstand als Abraumhalde der Tongewinnung. Die Glindower Alpen liegen im Gebiet der Mittelbrandenburgischen Platten und Niederungen und erstrecken sich zwischen den Dörfern Petzow und Glindow im Landkreis Potsdam-Mittelmark auf einer Fläche von etwa 120 Hektar. Auf engstem Raum entstand durch den Jahrhunderte andauernden Tonabbau ein besonderes Relief mit großer Standortvielfalt mit geschützten kühlfeuchten Schluchten, Anhöhen und Kleingewässern. Die Hänge dieser Schluchten werden von mesophilen Mischwäldern aus Berg-und Spitzahorn, Hainbuche, Winterlinde, Esche, Rotbuche und Robinie bewachsen. Die Wälder sind forstwirtschaftlich wenig oder nicht beeinflusst. Totholz wird nicht beräumt. Dieses ist von Moosen und Flechten überwuchert. Einige Waldsäume sind von Trockenrasen bestanden. Die kleinen Gewässer am Grund der bis zu vierzig Meter tiefen Schluchten sind von Teichlinsen überzogen. Dieses Naturschutzgebiet unterscheidet sich grundsätzlich von der umgebenden Landschaft. Diese ist eher geprägt durch trockene Kiefernwälder, großflächige Obstplantagen und andere landwirtschaftlich genutzte Flächen und einer inzwischen dichten Besiedlung. Die Glindower Alpen sind ein beliebtes Wander-und Naherholungsgebiet mit ausgeschilderten Wanderwegen und aufgestellten Schautafeln zur Erläuterung der Flora und Fauna.
Weblinks
52.36492194444412.909793888889Koordinaten: 52° 22′ N, 12° 55′ O
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