- Globe Unity Orchestra
-
Das Globe Unity Orchestra ist ein Ensemble im Bigband-Format, das die europäische Free-Jazz-Tradition maßgeblich mitgeprägt hat und der Neuen Improvisations- und zeitgenössischen Musik verschrieben ist.
Nachdem das Ensemble in den letzten Jahren relativ schmal besetzt war, besteht es seit 2006 aus einer relativ großen Saxofonsektion (Evan Parker, E.-L. Petrowsky, G. Dudek, Rudi Mahall, bcl), Trompetensektion (Kenny Wheeler, M. Schoof, Axel Dörner. Jean-Luc Cappozzo) und Posaunensektion (Paul Rutherford, George Lewis, Jeb Bishop, H. Bauer), Alexander von Schlippenbach (p) und den beiden Schlagzeugern P. Lovens und P. Lytton.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Globe Unity Orchestra entstand zunächst für eine Auftragskompositon anlässlich der Berliner Jazztage 1966 durch Zusammenschluss zweier Gruppierungen: das Peter Brötzmann-Trio einerseits (neben Brötzmann (Saxophone) bestehend aus Peter Kowald (b, tuba) und Sven-Åke Johansson (dr)) und das Manfred Schoof-Quintett (neben Schoof (tp) mit Gerd Dudek (ts); Alexander von Schlippenbach (p); Buschi Niebergall (b) und Jaki Liebezeit (d)). Die am 3. November 1966 in Berlin aufgeführte Schlippenbach-Komposition „Globe Unity“ wurde 4 Wochen später im Studio von der um Kris Wanders, Willem Breuker und Gunter Hampel erweiterten Saxofonsatz sowie mit dem Vibraphonisten Karl Berger, Claude Deron (tp), Wilhelm Lietzmann (tuba) und Mani Neumeier (anstelle von Johansson) eingespielt und von Saba herausgegeben. Die musikalische Leitung lag mit Ausnahme der 1970er, wo die Formation durch Kowald reaktiviert wurde, allein bei Alexander von Schlippenbach. Die Liste der Musiker, die im Lauf der Jahre zur Besetzung des Globe Unity Orchestra gehörten, ist lang: Hannes Bauer (tb), Anthony Braxton (as, cl), Rüdiger Carl (as, ts), Günter Christmann (tb), Jürg Grau (tp), Toshinori Kondo (tp), Steve Lacy (ss), Paul Lovens (drums), Paul Lytton (drums), Albert Mangelsdorff (tb), Evan Parker (ss, ts), Michel Pilz (bcl, cl, bars), Ernst-Ludwig Petrowsky (as, cl, fl), Enrico Rava (tp), Paul Rutherford (tb), Heinz Sauer (ss, ts), Bob Stewart (tuba), Kenny Wheeler (tp).
Es lassen sich drei Phasen unterteilen: In der ersten von 1966 bis 1970 stand die Formation ganz unter dem Einfluss der neuen Spielkriterien des Free Jazz; in der zweiten, auch "Wuppertaler Phase" genannt wegen der wesentlichen Beteiligung Kowalds (bis 1977) wurden auch klassische Stücke (z.B. von Hanns Eisler oder Jelly Roll Morton) aufgeführt und Fluxuselemente zugelassen sowie mit anderen Ensembles (vom Rundfunkchor bis hin zum Akkordeon-Ensemble und zur griechischen Folkloreband) gemeinsam gespielt. Die bis heute andauernde dritte Phase mit einer verkleinerten Formation ist fast ausschließlich von sich immer wieder verändernden Improvisationen anstelle fixierter Kompositionen und den langjährigen Erfahrungen der Jazzmusiker geprägt.
„Die improvisatorische Verarbeitung dieser Impulse im grossen Ensemble ist ein komplizierter, von zahlreichen Faktoren abhängiger Vorgang, der sich empirischer Forschung weitgehend verschliesst, und es gibt nach wie vor kein Rezept für den Erfolg eines improvisierten Stückes. Reduziert auf ein solches Minimum an Konzept, das sich in unserem Fall von selbst ergeben hat und die Form bestimmt, kann es dann zu einer Entfesselung des improvisatorischen Potentials kommen, bei der auch das Unerwartete eintritt und aufzeigt, was Bernd Alois Zimmermann die Utopie einer befreiten Musik genannt hat.“[1]Diskografie
- 1966: Alexander Schlippenbach - Globe Unity, Saba/MPS 15 109 ST (später Crystal 45305)
- 1967/70: Globe Unity 67 & 70, Atavistic/Unheard Music Series
- 1973: Live in Wuppertal, FMP 0160
- 1973: For example, FMP R123 (eine Spur)
- 1974: Der alte Mann bricht ... sein Schweigen, FMP S4
- 1974: Hamburg '74, FMP 0650
- 1975: Bavarian Calypso/Good bye, FMP S6
- 1975: Rumbling, FMP CD 40 (Teilbesetzung: "Globe Unity Special")
- 1975/1976: Jahrmarkt/Local Fair, Po Torch PTR/JWD 2
- 1977: Improvisations, JAPO 60021
- 1977: Pearls, FMP 0380
- 1979: Compositions, JAPO 60027
- 1982: Intergalactic blow, JAPO 60039
- 1986: 20th anniversary, FMP CD45
- 2002: Globe Unity 2002, Intakt CD 086
- 2006: Globe Unity 2006, Intakt CD 133
Weblinks
- Globe Unity Orchestra
- „40 Jahre Globe Unity Orchester“, Berliner Zeitung, 28. Dezember 2007, von Christian Broecking
Quellen
- ↑ Schlippenbach 2002 im Begleitheft zu „Globe Unity 2002“
Kategorie:- Jazzband
Wikimedia Foundation.