Golkonda (Sultanat)

Golkonda (Sultanat)

Das Sultanat Golkonda war eines der fünf zentralindischen Dekkan-Sultanate, die aus dem Bahmani-Sultanat hervorgingen. Es wurde 1512 gegründet und bestand bis zur Unterwerfung durch das Mogulreich im Jahre 1687. Hauptstadt war zunächst das gleichnamige Golkonda, ab 1590 dann Hyderabad.

Geschichte

Abul Hasan Qutb Shah, letzter Sultan von Golkonda (reg. 1672−1687), Miniatur im Dekkanstil (um 1672–1680)

Quli Qutb Shahi, Begründer des Sultanats Golkonda und der Dynastie Qutb Shahi, diente ursprünglich den Bahmaniden. Er hatte deren Reich nach Osten ausgedehnt und war schließlich zum Gouverneur der östlichen Landesteile, im Norden des heutigen Andhra Pradesh, aufgestiegen. 1512 spaltete er seine Provinz vom zerfallenden Bahmanidenreich ab und ernannte sich selbst zum Sultan. Die Golkonda-Sultane zeigten der überwiegend hinduistischen Bevölkerung gegenüber große Toleranz und förderten Kunst und Literatur, sowohl in der einheimischen Sprache Telugu, als auch in Urdu und Sanskrit. In häufig wechselnden Bündnissen mit anderen Dekkan-Sultanaten sowie dem südlich angrenzenden Hindu-Reich Vijayanagar führten sie mehrere Kriege gegen Bijapur und Ahmadnagar. 1564 war Golkonda unter den vier Sultanaten, die sich gegen Vijayanagar verbündeten. Ein Jahr später nahm es an der Schlacht von Talikota teil, in der das Hindureich Vijayanagar vernichtend geschlagen wurde. Ab 1575 expandierte das Reich in die nordöstlich des Godavari gelegenen Gebiete, ab 1578 drang es auf Kosten Vijayanagars über den Krishna nach Süden vor. 1646 fiel sogar Chandragiri, die Hauptstadt des stark geschwächten Vijayanagar, an Golkonda, das neben Bijapur zum mächtigsten der unabhängigen Staaten des Dekkan aufgestiegen war. Ein Feldzug gegen das nördliche Nachbarreich Bastar 1610 schlug dagegen fehl.

Ab dem frühen 17. Jahrhundert sah sich Golkonda wachsender Bedrohung durch das auf den Dekkan expandierende nordindische Mogulreich gegenüber. Gemeinsam mit Bijapur und Ahmadnagar konnte es sich zwischen 1615 und 1621 gegen die Moguln behaupten, doch nach einer Invasion musste es sich 1636 symbolisch unterwerfen. Mir Jumla, ein persischer Kaufmann, der unter Abdullah Qutb Shah (reg. 1626−1672) als General diente und wesentlichen Anteil an der Eroberung Chandragiris hatte, stieg bald zu einer einflussreichen Größe am Hof des schwachen Sultans auf. Als Abdullah Maßnahmen ergriff, um Mir Jumlas Machtzuwachs und persönliche Bereicherung zu beschränken, bot dieser seine Dienste den Moguln an. Abdullah ließ Mir Jumlas Sohn einsperren, was Aurangzeb, dem Sohn des Großmoguls Shah Jahan, als Vorwand diente, im Januar 1656 zu einem neuerlichen Feldzug gegen Golkonda aufzubrechen. Hyderabad wurde eingenommen und geplündert. Die darauffolgende Belagerung der Festung Golkonda wurde jedoch vorzeitig abgebrochen, da Abdullah gegen eine hohe Summe einen Frieden erwirkte.

Die vorübergehend wiederhergestellte volle Selbstständigkeit endete 1677: Golkonda war durch die andauernden Kriege gegen das Mogulreich derart geschwächt, dass es erneut dessen nominelle Oberhoheit anerkennen musste, obwohl es einem eindringenden Heer noch einmal hatte standhalten können. Einer erneuten Invasion wenige Jahre später hatte das Sultanat jedoch nichts mehr entgegenzusetzen. 1685 wurde Hyderabad zum zweiten Mal von Mogultruppen erobert und geplündert. Im September 1687 fiel nach achtmonatiger Belagerung schließlich auch die Feste Golkonda. Sultan Abul Hasan Qutb Shah wurde gefangengenommen und sein Reich dem der Moguln einverleibt.

Auf dem Boden Golkondas entstand 37 Jahre später der ebenfalls islamische Staat Hyderabad.

Steuersystem

Wie für alle indischen Reiche war auch für Golkonda die Grundsteuer die wichtigste Einnahmequelle. Die Steuereintreiber mussten auf Auktionen das Recht ersteigern, in bestimmten Gebieten überhaupt Steuern eintreiben zu dürfen. Um die hohen Gebotszahlungen auszugleichen zu können, wurden den Bauern enorm hohe Abgaben auferlegt. Die Landbevölkerung lebte daher in vergleichsweise größerer Armut als etwa die Bauern im Mogulreich.[1]

Quellen

  1. Bamber Gascoigne: Die Großmoguln. Glanz und Größe mohammedanischer Fürsten in Indien. Prisma Verlag, Gütersloh 1987, S. 104
  • Joseph E. Schwartzberg: A Historical Atlas of South Asia. Oxford University Press, 1992.

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