Gottfried Reiche

Gottfried Reiche
Gottfried Reiche im Jahre 1726
Gemälde von Elias Gottlob Haußmann
Abschrift des Notenblattes auf dem Porträt
Aus der Chronik der Stadt Leipzig für den 6. Oktober 1734

Gottfried Reiche (* 5. Februar 1667 in Weißenfels; † 6. Oktober 1734 in Leipzig) war ein bedeutender Trompetenvirtuose des Barock und Komponist zahlreicher Bläserstücke.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Reiches Geburtsstadt hatte eine lange Tradition des Trompetenspiels (des Clarinblasens), in der der junge Musiker ausgebildet wurde. Im Jahre 1688 ging Reiche nach Leipzig, wo er eine Anstellung als Stadtpfeiffergeselle fand und bis zu seinem Lebensende blieb. Im Jahre 1706 wurde er zum Stadtpfeifer und schließlich 1719 zum Senior Stadtmusicus ernannt. Reiche war ein Freund des seit 1723 in Leipzig lebenden Johann Sebastian Bach und wirkte als Solist bei der Aufführung zahlreicher Kompositionen Bachs mit.

Am 5. Oktober 1734 wurde in Leipzig im Rahmen einer festlichen Abendmusik im Beisein des Kurfürsten und unter Mitwirkung von Gottfried Reiche die Bachkantate Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen (BWV 215) aufgeführt. Reiche starb am darauffolgenden Tag. Über die näheren Umstände berichtet die Leipziger Chronik von Johann Riemer, dass Reiche im StadtPfeiffer Gäßgen ohnweit seiner Wohnung vom Schlag gerühret, dass er niedergesuncken und todt in seine Wohnung gebracht worden. Und dieses soll daher kommen seyn, weil er Tages vorhero bey der Königlichen Musique wegen des Blasens große strapazzen gehabt, und auch der Fackel Rauch ihm sehr beschwerlich gewesen.

Bedeutung

Sowohl aus Berichten von Zeitzeugen als auch aus den in Leipzig entstandenen Werken Johann Sebastian Bachs geht hervor, dass Reiche ein außerordentlich begabter Trompetenvirtuose gewesen sein muss, da die von Bach geschriebenen Trompetenstimmen oftmals höchste Anforderungen stellen. Es darf vermutet werden, dass Bach die anspruchsvollen Partien der zwischen 1723 und 1734 entstandenen Werke nur deshalb aufführen konnte, weil ihm mit Reiche ein Ausnahmemusiker zur Verfügung stand.

Der Komponist Reiche schuf zahlreiche Turmmusiken sowie 24 Quatricinia und 122 verloren gegangene Abblasen-Stücke. Die Noten, die Reiche auf dem Porträt von Elias Gottlob Haußmann in der Hand hält, könnten ein Abblasen-Stück darstellen. Anderen Meinungen zufolge handelt es sich bei dieser Fanfare um eine Komposition Bachs, die dieser seinem Freund zum 60. Geburtstag gewidmet habe. Beides ist nicht zu belegen.
Reiches Werke bilden einen Höhepunkt in der deutschen Stadtpfeiferkunst.

Das Blechblasinstrument in Reiches rechter Hand auf dem Haußmann'schen Porträt könnte eine tromba da caccia (Jagdtrompete) sein. Das zylindrische Rohr und die Noten in Reiches linker Hand weisen darauf hin.

Literatur

  • Herbert Heyde: Das Instrument Gottfried Reiches. In: Das Musikinstrument, 36. Jg., Heft 11/ November 1987, S. 32-34
  • Don Smithers: Gottfried Reiches Ansehen und sein Einfluß auf die Musik Johann Sebastian Bachs. In: Bach-Jahrbuch 73, 1987, S.113-150
  • ders.: Bach, Reiche and the Leipzig Collegia Musica. In: Historic Brass Society Journal 2, 1990, S. 1-51

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gottfried Reiche — (February 5, 1667 October 6, 1734) was a German trumpet player and composer of the Baroque era. He is best known for having been Johann Sebastian Bach s chief trumpeter at Leipzig from Bach s arrival there in 1723 until Reiche s… …   Wikipedia

  • Gottfried Reiche — Este artículo o sección necesita referencias que aparezcan en una publicación acreditada, como revistas especializadas, monografías, prensa diaria o páginas de Internet fidedignas. Puedes añadirlas así o avisar …   Wikipedia Español

  • Reiche — ist der Name von Adele Reiche (1875–1957), deutsche Politikerin (SPD) Danyel Reiche (* 1972), im Libanon lehrender deutscher Professor für vergleichende Politikwissenschaft Dietlof Reiche (* 1941), deutscher Schriftsteller, Bruder von Volker… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried Achenwall — (* 20. Oktober 1719 in Elbing; † 1. Mai 1772 in Göttingen) war ein deutscher Historiker und Jurist in der Zeit der Aufklärung. Er gilt als Vertreter naturrechtlicher Vorstellungen und als deutscher Begründer der Statistik , welche er zu einer… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried von Clairvaux — Gottfried von Auxerre (* um 1115/20 in Auxerre; † nach 1188 in Hautecombe; auch: Gottfried von Clairvaux) war Zisterziensermönch und nach 1141 persönlicher Sekretär des Zisterzienserabtes Bernhard von Clairvaux, später auch Abt von Clairvaux und… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried von Auxerre — (* um 1115/20 in Auxerre; † nach 1188 in Hautecombe; auch: Gottfried von Clairvaux) war Zisterziensermönch und nach 1141 persönlicher Sekretär des Zisterzienserabtes Bernhard von Clairvaux, später auch Abt von Clairvaux und Biograph des… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried van Swieten — Gottfried Freiherr van Swieten (* 29. Oktober 1733 in Leiden; † 29. März 1803 in Wien) war ein niederländischer Diplomat in österreichischen Diensten, der als Förderer mehrerer Komponisten klassischer Musik bekannt ist, darunter …   Deutsch Wikipedia

  • Gottfried Achenwall — (20 October 1719 1 May 1772) was a German philosopher and statistician. He is counted among the inventors of statistics. He was born in Elbing (Elbląg). Beginning in 1738 he studied in Jena, Halle, again Jena and Leipzig. In the years 1743 to… …   Wikipedia

  • Gottfried — (althochd. Cótafrit, »der Frieden mit Gott hat«, »Gottverbundener«), deutscher Mannesname. Von Fürsten dieses Namens sind zu erwähnen: 1) G. II. der Bärtige, Herzog von Lothringen, besiegte mit seinem Vater Gozelo den Grafen Odo von der Champagne …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Gottfried I. von Lusignan — Gottfried (I.) von Lusignan (* vor 1150; † Mai 1224), war Herr von Moncontour, Graf von Jaffa und Askalon und aus dem Recht seiner Frau Herr von Vouvent und Mervent. Er war ein Sohn des Hugo VIII. von Lusignan, Herr von Lusignan, Graf von La… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”