- Gottlieb Wilhelm Hoffmann
-
Gottlieb Wilhelm Hoffmann (* 19. Dezember 1771 in Ostelsheim bei Calw; † 29. Januar 1846 in Korntal) war ein deutscher Notar und Bürgermeister. Er war der Gründer der beiden württembergischen Brüdergemeinden in Korntal und Wilhelmsdorf.
Leben
Der vom Pietismus beeinflusste Hoffmann war kaiserlicher Notar und Bürgermeister in Leonberg. Als durch die Napoleonischen Kriege und durch schwere Missernten in den Jahren 1816/17 krisenhafte Entwicklungen im Königreich Württemberg herrschten, sahen darin viele Pietisten Anzeichen für eine „Endzeit“, den Anbruch des „Tausendjährigen Reiches“. Im Herbst 1816 musste König Wilhelm I. unmittelbar nach seinem Regierungsantritt ein seit 1807 bestehendes Auswanderungsverbot aufheben. Tausende von württembergischen Untertanen emigrierten bis Ende 1817, die meisten nach Südrussland, wo Zar Alexander I. Siedler mit günstigen Bedingungen anwarb.
In dieser Situation kam bei Hoffmann und anderen führenden Pietisten der Gedanke auf, durch die Begründung einer pietistischen Siedlung im Königreich Württemberg die Auswanderung vermögender und rechtschaffener Bürger einzudämmen. Diese Überlegungen waren beeinflusst durch die Evangelische Brüdergemeine Herrnhut, aber auch durch die von Württembergern begründeten Siedlungen in den Vereinigten Staaten, beispielsweise das durch Johann Georg Rapp begründete Economy in Pennsylvania und das von Separatisten aus dem Kreis um Rottenacker errichtete Zoar in Ohio.
Mit königlicher Erlaubnis kauften die Pietisten das Rittergut Korntal in unmittelbarer Nähe von Stuttgart und stifteten dort 1818 eine pietistische Siedlung. Die Sonderrechte wurden nicht in erhofftem Umfang zugestanden. So überführte man die Güter in das Gemeineigentum und unterstellte sie einer Güterkaufsgesellschaft, während alles andere Privateigentum der Familien blieb.
Gottlieb Wilhelm Hoffmann wollte weitere Siedlungen nach dem Korntaler Vorbild gründen, aber der König verweigerte die Zustimmung, weil er den Aufbau einer pietistischen Parallelgemeinschaft zur evangelischen Landeskirche fürchtete. Erst als Hoffmann 1823 die Errichtung einer Siedlung im Lengenweiler Moosried vorschlug, die im Sinne der königlichen Agrarpolitik einen „nationalwirtschaftlichen Zweck", nämlich die Trockenlegung des Moorgebiets, erfüllte, wurde die Genehmigung erteilt. Die neue „Kolonie“ wurde als Tochtersiedlung von Korntal eingerichtet und nach dem König Wilhelmsdorf benannt.
Hoffmann litt jedoch zunehmend unter den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Wilhelmsdorfs, zumal dort eine geeignete Führungspersönlichkeit vor Ort fehlte. Dass es zum Konkurs des Unternehmens kam, traf ihn tief. Noch auf dem Sterbebett trieben ihn die Sorgen um die Siedlung um.
Mit seinen pietistischen Siedlungsprojekten verwirklichte Gottlieb Wilhelm Hoffmann soziale Ideen im Sinne des Pietismus und initiierte in Korntal ein pietistisches Zentrum in der Mitte Württembergs. Er gehört zu den bedeutenden württembergischen Pietisten des frühen 19. Jahrhunderts.
Von 1815 bis 1819 gehörte Gottlieb Wilhelm Hoffmann als Abgeordneter für die Bürger des Oberamts Leonberg den württembergischen Ständeversammlungen und von 1819 bis 1825 der Zweiten Kammer der Württembergischen Landstände an. 1817 stimmte er mit den Altwürttembergern gegen die Annahme des königlichen Verfassungsentwurfs.
Verwandte Unternehmungen setzten in anderem Stil seine Söhne Wilhelm Hoffmann und Christoph Hoffmann um.
Literatur
Literatur zu Wilhelmsdorf unter Artikel Wilhelmsdorf (Württemberg).
- Julius Ziegler: Ein Königskind. Erzählt für meine Söhne. Verlag der Ziegler'schen Anstalten, Wilhelmsdorf (Württemberg) / Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft, Stuttgart 1905 (Geschichte der Brüdergemeinde Wilhelmsdorf)
- Otto Kübler: Gottlieb Wilhelm Hoffmann, der Gründer Korntals und Wilhelmsdorfs. Philadelphia-Buchhandlung, Reutlingen 1948 (Broschüre)
- Fritz Grünzweig: Gottlieb Wilhelm Hoffmann. Gründer von Korntal und Wilhelmsdorf. 1771–1846., in: Lebensbilder aus Schwaben und Franken. Band XI. Kohlhammer, Stuttgart 1969, S. 150–173.
- Julius August Wagenmann: Hoffmann, Gottlieb Wilhelm. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 12, Duncker & Humblot, Leipzig 1880, S. 593–595.
- Wilhelm Hoffmann: Hoffmann, Gottlieb Wilhelm. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 393 f.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Hoffmann, Gottlieb Wilhelm. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 960–963.
- Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 373.
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen. Kategorien:- Notar
- Bürgermeister
- Landtagsabgeordneter (Württemberg, Zweite Kammer)
- Pietist
- Deutscher
- Mann
- Geboren 1771
- Gestorben 1846
Wikimedia Foundation.