- Gottschalk der Wende
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Gottschalk der Wende (* etwa um 1000; † 7. Juni 1066 in Lenzen) war ein abodritischer Fürst und Märtyrer aus der Dynastie der Nakoniden.
Der Sohn des christlichen Abodritenfürsten Udo wurde im Kloster Sankt Michael in Lüneburg erzogen. 1028 wurde Udo erschlagen, worauf Gottschalk das Kloster verließ. Unklar ist, ob er tatsächlich einen Rachefeldzug wegen der Ermordung seines Vaters führte, wie Helmold von Bosau behauptet. 1030 geriet er in die Gefangenschaft des Billungers Bernhard II. Er wurde 1030 verbannt und ging nach England, wo er Gefolgsmann von König Knut dem Großen von England und Dänemark wurde. Nach dessen Tod 1035 wurde er Gefolgsmann von Sven Estridsson, dem späteren König von Dänemark (1047–1076).
1043 wurde der Polabenfürst Ratibor, der im Stammesverband der Abodriten die Stellung des Gesamtherrschers errungen hatte und Dänemark aktiv bedrohte, von König Magnus geschlagen. Daraufhin verließ Gottschalk Sven Estridsen, verständigte sich mit Magnus und ging in seine Heimat zurück. Er konnte sich dort durchsetzen und das Abodritenland und darüber hinausgehende Gebiete beherrschen.
Um sich gegenüber dem überwiegend heidnischen Stammesadel zu behaupten, lehnte sich Gottschalk ebenso wie seine nakonidischen Vorfahren an den Sachsenherzog Bernhard II. und den Erzbischof Adalbert von Bremen an und unterstützte deren Missionsbemühungen im slawischen Raum, nicht zuletzt weil er nach dem Vorbild der deutschen Nachbarn und Polens auf die Kirche als künftige Stütze seiner Herrschaft hoffte. So entstanden in seinen Ländern die Bistümer Oldenburg für Wagrien, Ratzeburg für Polabien und Mecklenburg für die Abodriten im engeren Sinne.
Nachdem Erzbischof Adalbert 1066 gestürzt worden war, brach ein von der heidnischen Adelsschicht getragener Aufstand aus, in dessen Verlauf Gottschalk erschlagen wurde. Seine Witwe Sigrid floh mit dem gemeinsamen Sohn, dem späteren Fürsten Heinrich, zu ihrem königlichen Vater Sven Estridsson nach Dänemark. Gottschalks anderer Sohn Budivoj floh zum Billungerherzog und wurde schließlich vom Haupt des heidnischen Adels Kruto in Plön in eine tödliche Falle gelockt.
Gottschalks Vision eines christlichen elbslawischen Staates nach dem Modell Polens versuchte schließlich sein am Ende über Kruto siegreicher Sohn Heinrich nochmals zu verwirklichen.
Literatur
- Ekkart Sauser: Gottschalk. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 16, Herzberg 1999, ISBN 3-88309-079-4, Sp. 610–611.
- Ernst Steindorff: Gottschalk. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 489–493.
Weblinks
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