- Grafschaft Saarwerden
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Die Grafschaft Saarwerden war eine zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation gehörende Grafschaft in Lothringen mit ihrer Hauptstadt in Bockenheim oder Bouquenom (dem auf dem rechten Saarufer gelegenen Teil des jetzigen Sarre-Union), später in Neu-Saarwerden oder Ville Neuve de Sarrewerden (dem auf dem linken Saarufer gelegenen Teil des jetzigen Sarre-Union). Heute gehört das Gebiet der ehemaligen Grafschaft zum Elsass, Département Bas-Rhin.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erstmals nachweisbar sind die Grafen von Saarwerden im Jahre 1131 als Zweiglinie der Grafen von Metz-Lunéville. Das Gebiet der Grafschaft umfasste zu diesem Zeitpunkt die Reichsburg Kirkel und die Metzer Lehen Saarwerden und Bockenheim sowie die Vogtei über die Klöster Weißenburg und Herbitzheim.
1397 kam die Grafschaft über die Schwester des letzten Grafen an die Herren von Moers, die sich fortan „Grafen von Moers-Saarwerden“ nannten. Diese starben 1527 aus, und da die Erbtochter Katharina 1507 Graf Johann Ludwig I. von Nassau-Saarbrücken geheiratet hatte, fiel die Grafschaft Saarwerden an die Grafschaft Nassau-Saarbrücken. Die Söhne Johann Ludwigs, Adolf und Johann, teilten sich 1545 die Herrschaft, Johann erhielt Saarbrücken und Ottweiler, Adolf Saarwerden und Lahr.
Da beide Grafen nacheinander kinderlos starben und damit die ältere Linie Nassau-Saarbrücken 1574 ausstarb, fielen beide Grafschaften an das evangelische Haus Nassau-Weilburg, das in Saarbrücken die Reformation einführte, diesmal (s.u.) offiziell mit der Einführung einer Kirchenordnung. Daraufhin zog das Herzogtum Lothringen Saarwerden als erledigtes Lehen ein, wogegen die Saarbrücker Grafen vor dem Reichskammergericht klagten. 1629 wurde entschieden, dass die Grafschaft bei Saarbrücken, die Dörfer Bockenheim und Saarwerden aber bei Lothringen verbleiben sollten. Damals errichteten die Grafen von Nassau-Saarbrücken gegenüber der alten, ehemaligen Hauptstadt Bockenheim (Bouquenom) auf dem linken Saarufer eine neue Hauptstadt namens Neu-Saarwerden (franz. Ville Neuve de Sarrewerden). Beide Ortsteile wurden nach dem Ende der Feudalzeit zur Stadt Sarre-Union vereinigt.
1793 wurde die Grafschaft von französischen Revolutionstruppen besetzt und in den anschließenden Neuregelungen aufgelöst. Nach der Annexion der gesamten Region durch das revolutionäre Frankreich erbaten die Bewohner den administrativen Anschluss der neugebildeten Kantone an das protestantische Elsass anstatt an das mehrheitlich katholische Lothringen. So ging die Grafschaft Saarwerden fast zur Gänze in der heute Krummes Elsass genannten Region auf.
Religion
1556 führte Adolf in Saarwerden und Lahr die Reformation nach lutherischem Bekenntnis ein und genehmigte gleichzeitig in sieben Dörfern die Ansiedlung von aus Frankreich geflohenen Hugenotten, also reformierten Gemeinden. Er beauftragte damit den renommierten Theologen Israel Achatius, den er zum (ersten und einzigen) Superintendenten der Grafschaft ernannte. Die Grafschaft Saarwerden wird somit zum Experimentalfeld und Vorbild der friedlichen Koexistenz von Lutheranern und Calvinisten, die an vielen anderen Orten erst durch die Unionen des 19. Jahrhunderts gelang.
Da Adolf 1559 kinderlos starb, fiel Saarwerden an seinen katholisch gebliebenen Bruder Johann zurück – der allerdings die evangelischen Pfarrer in Saarwerden in ihren Ämtern beließ.
Nach der Besetzung durch Lothringen und der Teilung der Grafschaft im 17. Jahrhundert waren die evangelischen Pfarrer und Gemeinden teils schweren Verfolgungen ausgesetzt, die erst durch die Gebietsbereinigungen der Grafschaft Saarbrücken mit Lothringen und Frankreich im 18. Jahrhundert beigelegt werden konnten.
Persönlichkeiten
- Agnes von Saarwerden, Tochter Graf Heinrich II., verheiratet mit Heinrich von Fleckenstein († 1305), wurde mit ihrem Mann im pfälzischen Kloster Lambrecht bestattet, wo heute noch eine mittelalterliche Inschrift in der Kirche auf das Begräbnis hinweist. Beider Tochter Kunigunde von Fleckenstein († 10. August 1353) war Priorin des genannten Klosters und ist dort auf einem Stifterbild dargestellt.[1]
- Friedrich III. von Saarwerden, Erzbischof von Köln 1370 bis 1414, Sohn von Johann II. von Saarwerden
Grafen von Saarwerden
Haus Saarwerden
- um 1112 Friedrich I.
- um 1132 Folmar I.
- um 1166 Ludwig
- um 1213 Ludwig III. (?)
- um 1240 Heinrich II.
- um 1280 Johann
- um 1317 Friedrich II.
- um 1340 Johann II.; da sein einzig überlebender Sohn Friedrich in den geistlichen Stand getreten war (s.o.), fiel die Grafschaft an seine Tochter
- Walpurga, seit 1376 verheiratet mit Friedrich IV. von Moers
Haus Moers-Saarwerden
- um 1365 Friedrich IV.
- um 1385 Friedrich V.
- um 1400 Johann III.
- um 1432 Jakob
- 1479–1527 Johann IV., stirbt ohne männliche Erben, die Grafschaft fiel damit an seine Tochter
- Katharina, seit 1507 verheiratet mit Johann Ludwig I. von Nassau-Saarbrücken
Haus Nassau-Saarbrücken
- 1527–1545 Johann Ludwig I.
- 1545–1556 Johann III., tritt Saarwerden an seinen jüngsten Bruder ab
- 1556–1559 Adolf, stirbt kinderlos, Saarwerden fällt wieder an Saarbrücken zurück
- 1559–1574 Johann III., stirbt kinderlos, Saarbrücken und Saarwerden fallen an Nassau-Saarbrücken-Weilburg
Fortsetzung: siehe die Liste der Grafen von Nassau-Saarbrücken
Weblinks
- Thomas Bergholz: ACHATIUS, Israel, (urspr. Bossler). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 25, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-332-7, Sp. 1–3.
- Literatur über Grafschaft Saarwerden in der Saarländischen Bibliographie
Einzelnachweise
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