- Grenzsteinforschung
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Grenzsteinforschung ist ein häufig von Regional- oder Lokalhistorikern betriebenes Fachgebiet zur Erforschung von historischen Grenzsteinen und anderen Flurdenkmälern.
Inhaltsverzeichnis
Grenzsteinforschung privater Vereinigungen
In vielen Regionen Deutschlands haben es sich historische Vereinigungen wie Heimat- und Geschichtsvereine zum Ziel gesetzt, die in ihrem Gebiet vorhandenen historischen Grenz-, Mark-, Merk-, Bann-, Güter-, Kilometer-, Stunden-, Wald- und Kanalsteine, aber auch andere historische Flurdenkmäler wie Steinkreuze und Kreuzsteine oder Bildstöcke und Wegkreuze als wichtige Zeugen ihrer jeweilige Epochen zu erforschen, zu erhalten, zu sichern oder gegebenenfalls zu sanieren und nach Möglichkeit am angestammten Platz wieder aufzustellen.
Regionalgeschichtlichen Vereinigungen, die sich ganz der Grenzsteinforschung annehmen oder Referate, Arbeitsgemeinschaften oder Projekte zur Grenzsteinforschung betreiben, sind zum Beispiel;
- Hanauer Geschichtsverein 1844 e. V.
- Verein Die „Grenzstäner“ e. V. Ensheim-Saar
- Verein zur Pflege historischer Grenzmale Hessen e. V.
- Allgäuer Burgenverein e. V.
- Kultur- und naturwissenschaftliche Gesellschaft Mittelbayern e. V.
- Verein zur Förderung der Bundesgartenschau Gera-Ronneburg 2007 e.V.
- Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg e. V.
- Historischer Verein Ingolstadt (Grenzsteinforschung im Rahmen des Projekts „Ingoldesstat-finden“)
- Verein für Katzenfurter Heimatgeschichte e.V.
- Heimat- und Kulturverein Hargarten
- Arbeitsgruppe "Banngrenze Heckendalheim" Mandelbachtal
Ihr selbst gewähltes Aufgabengebiet umfasst Inventarisierung, Grenzbegehungen, Denkmalerhaltung (Wiederauffindung bzw. Ankauf entwendeter Steine, ihre Restaurierung bzw. Reinigung und Wiedersetzung an ursprünglichen Standorten), Deutung der Buchstaben, Ziffern und Zeichen auf Grenzsteinen, Öffentlichkeitsarbeit, Veröffentlichung von Erkenntnissen in der Lokalpresse, in Broschüren, historischen Sammelblättern etc., Vortrags- und Tagungsarbeit („Grenzsteintagungen“) und die Errichtung von Grenzsteinlehrpfaden bzw. Grenzsteinwegen und Lapidarien oder Grenzsteingärten. Einführungen in die Grenzsteinforschung werden auch im universitären Bereich angeboten.
Amtliche Grenzsteinforschung
Auch Landesämter für Denkmalpflege oder andere Behörden beschäftigen sich mit Grenzsteinforschung und veröffentlichen mitunter einschlägige Schriften, zum Beispiel
- das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Die Grenzsteine der historischen Grenze Chursachsen-Churhannover im Südharz, 2000);
- das Hessische Landesamt für Bodenmanagement und Geoinformation inventarisiert alte Grenzmarken;
- das Bielefelder Vermessungs- und Katasteramt führt eine Grenzsteinkartei,
- das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat im Mai 2010 entschieden, historische Grenzsteine und Felsmarchen den Baudenkmälern zuzuordnen und sie in die Denkmalliste aufzunehmen. Online sind erste Exemplare im Bayernviewer-Denkmal, auf der alten Grenze zwischen dem Klostergericht Benediktbeuern und dem Landgericht Tölz verzeichnet (http://geodaten.bayern.de/tomcat/viewerServlets/extCallDenkmal)
Bekannte Grenzsteinforscher
Anerkannte Grenzsteinforscher, die ihre Forschungsergebnisse in profunden Veröffentlichungen niedergelegt haben, sind beispielsweise
- für den fränkischen Raum Dr. Karl Röttel in Eichstätt (Das Hochstift Eichstätt – Grenzsteine, Karten, Geschichte. Ingolstadt 1987; Grenz- und Merksteine im Bereich des Hochstifts Eichstätt. Östlicher Teil. Eichstätt 2004, ISSN 0933-4572; Grenzen und Grenzsteine des Fürther Stadtwalds, 2000)
- für den hessischen Raum Günter Vollbrecht in Nidderau (Alte Grenzsteine. Zeugen der Vergangenheit in Nidderauer Wäldern. ISBN 978-3-89774-449-3)
- in der Saarbrücker Gegend Roland Schmitt (Stumme Zeitzeugen, die dennoch erzählen: Grenzsteine und Wegekreuze in und um Eschringen, 1997; Der Eschringer Grenzsteinlehrpfad, 2003; Grenzsteine. Zur Geschichte, Typologie und Bewahrung von historischen Grenzzeichen aus Stein, 2003)
- an der oberen Saar und im Bliesgau Michael Mohr (500 Jahre Grenz- und Banngeschichte der oberen Saar und unteren Blies. Sitterswald 1986)
- für die ehemaligen Reichsherrschaften Saarwellingen und Schwarzenholz und um Reisweiler Nikolaus Philippi (Historische Grenzsteine um die ehemaligen Herrschaften Saarwellingen und Schwarzenholz und um Reisweiler)
- für die ehemalige Landesgrenze zwischen Kurmainz und Kurpfalz Reiner Letzner (Die historischen Grenzsteine im Museum der Stadt Ingelheim, 2006)
- Karlfritz Saalfeld aus Eschwege (Kleindenkmäler im Werra-Meißner-Kreis, 1995)
- für Lübeck Heinz Röhl und Wolfgang Bentin (Grenzen und Grenzsteine der (freien und) Hansestadt Lübeck, 2003)
- für den Thüringer Wald Manfred Kastner (Der Gesamtgrenzsteinkatalog vom Rennsteig des Thüringer Waldes, [1])
- für München Kurt Winschiers (Münchner Burgfriedenssäulen als historische Grenzsteine in: Mitteilungsblatt des Deutschen Vereins für Vermessungswesen, 42. Jahrgang, 1990, Heft Nr. 4, S. 31 ff.)
- für die Grenze zwischen dem Klostergericht Benediktbeuern und dem Landgericht Tölz aus der Zeit um 1584 Jost Gudelius, (Grenzsteine und Felsmarchen zwischen dem Klostergericht Benediktbeuern und dem Landgericht Tölz, Jachenau 2009 [2])
- für den Rennsteig in der Neuhäuser Region Ulrich Rüger (Die historischen Grenzsteine des Rennsteiges in der Neuhäuser Region, ISBN 3-86-140-335-8).
- Eine umfangreiche Fotosammlung von Grenzsteinen im deutsch-niederländischen Grenzgebiet hat Eberhard Gutberlett aufgebaut.
Weblinks
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