Grete Meisel-Heß

Grete Meisel-Heß
Grete Meisel-Heß

Grete Meisel-Heß (* 18. April 1879 in Prag; † 18. April 1922 in Berlin) verh. Gellert, war eine österreichische Schriftstellerin.

Leben

Sie wurde als Tochter des wohlhabenden jüdischen Fabrikanten Leopold Meisel-Heß und dessen Frau Julie, geb. Freud, in Prag geboren.

Im Alter von zehn Jahren kam sie zur Ausbildung in das Landerziehungsheim in Prachatitz im Böhmerwald, in das nur Kinder der gehobenen Gesellschaft aufgenommen waren. 1893 siedelten ihren Eltern nach Wien über. Dort schloss sie nach drei Jahren ihre Schulausbildung an der ersten Mittelschule für Mädchen in Wien ab. Grete Meisel-Heß wurde als Frau für ihre Zeit eine hohe und anspruchsvolle Ausbildung ermöglicht.

Im Anschluss studierte sie fünf Jahre als Gasthörerin an der Wiener Universität. Sie besuchte Vorlesungen in Philosophie, Soziologie und Biologie.

In dieser Zeit entstanden ihre ersten kritischen Schriften zur Frauenfrage. Engagiert setzte sie sich in ihrem Buch »Weiberhaß und Weiberverachtung« gegen die frauenfeindlichen Thesen von Otto Weininger zur Wehr. Im Jahre 1902 erschien ihr Roman »Fanny Roth«, in dem sie ihre theoretischen Gedanken über die Ehe (Monogamie) erzählerisch umsetzte. Sie hielt aber dabei die freie Partnerwahl und die Ehe auf Probe für eine Notwendigkeit, was jedoch – wie Fanny es in dem Roman zu spüren bekommt – keine Garantie für eine funktionierende Ehe darstellt, wenn das geistige Niveau nicht ebenso Berücksichtigung findet.

Mit ihrer radikalen Position, die in der vorehelichen Beziehung die Voraussetzung zur Selbstfindung junger Menschen sah, stieß sie auf starke Kritik, da sie die moralischen Werte so offen in Frage stellte.

In ihrem Roman »Die Intellektuellen« beschäftigte sie das Thema »Selbstbefreiung und Selbstversklavung« großstädtischer Intellektueller.

Ab 1908 lebte Grete Meisel-Heß in Berlin. 1909 heiratete sie den Architekten Oskar Gellert.

Im selben Jahr erschien ihre sozialpsychologische Untersuchung »Die sexuelle Krise«. Hierin vertiefte sie ihren theoretischen Ansatz, indem sie als notwendige Voraussetzung für die sexuelle Befreiung der Frau eine Veränderung der Wirtschafts- und Sozialform forderte.

Grete Meisel-Heß gehörte zu den wenigen Frauen ihrer Zeit, die über die herrschende Sexualmoral und Sexualität schrieben und sich gegen die Doppelmoral der bürgerlichen Gesellschaft wandten. In den letzten Lebensjahren litt sie an Depressionen.

Werke

  • Eine sonderbare Hochzeitsreise. Neue Novellen, o. J.
  • Suchende Seelen, 1903
  • Weiberhaß und Weiberverachtung, 1904
  • Die Stimme, Roman in Blättern, 1907
  • Die sexuelle Krise. Eine sozialpsychologische Untersuchung. Verlag Eugen Diederichs, Jena 1909.
  • Fanny Roth, 1910
  • Die Intellektuellen, Roman, 1911
  • Geister, Novellen, 1912
  • Betrachtungen zur Frauenfrage, 1914
  • Krieg und Ehe, um 1916 – Aus: Kriegshefte des Deutschen Bundes für Mutterschutz und Sexualreform
  • Das Wesen der Geschlechtlichkeit. Die sexuelle Krise in ihren Beziehungen zur sozialen Frage und zum Krieg, zu Moral, Rasse und Religion und insbesondere zur Monogamie. Verlag Eugen Diederichs, Jena 1916. (zwei Bände)
  • Die Bedeutung der Monogamie, 1917

Weblinks

 Wikisource: Grete Meisel-Heß – Quellen und Volltexte

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