- Grossfunkstelle Nauen
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52.64696388888912.908472222222Koordinaten: 52° 38′ 49″ N, 12° 54′ 30″ O
Die Großfunkstelle Nauen ist die älteste Sendeanlage der Welt. Sie wurde am 1. April 1906 vom Telefunken-Ingenieur R. Hirsch ins Leben gerufen, indem er nördlich von Nauen vom Fideikommissar Fritz Stotze aus Neukammer ein 40 Hektar großes Grundstück pachtete.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Am 9. August 1906 wurde der Probebetrieb und am 16. August 1906 der operative Betrieb aufgenommen. Als Sendemast diente ein 100 Meter hoher, gegen Erde isolierter Stahlfachwerkmast, der eine Schirmantenne trug. Als Sender wurden Knallfunkensender verwendet.
Da die Station über keinen Stromanschluss verfügte, wurde im Sendergebäude, einem leichten Fachwerkhaus, ein Lokomobil mit einer Leistung von 35 PS aufgestellt, welches einen 50 Hz Wechselstromgenerator mit 24 kVA Leistung antrieb.
1909 wurden als Sender Löschfunkensender installiert. Mit ihnen konnten Reichweiten von 5.000 Kilometern erzielt werden.
1911 gelang erstmals eine Funkverbindung mit der damaligen deutschen Kolonie Togo. Im gleichen Jahr wurde auch der Antennenmast auf 200 Meter Höhe aufgestockt. Allerdings wurde dieser Mast durch einen Sturm am 31. März 1912 zerstört. Er wurde durch eine Antenne ersetzt, die zwischen zwei 120 Meter hohen Masten gespannt war. Ende 1912 wurde diese wiederum durch eine von 5 Masten getragene L-Antenne mit V-förmigen Grundriss ersetzt.
Am 10. Februar 1914 wurde eine 1.037 Meter lange, von einem 260 Meter hohen und zwei je 120 Meter hohen Masten getragenen L-Antenne installiert. Zeitgleich erhielt die Station ein neues Sendergebäude.
Erster Weltkrieg und Zwischenkriegszeit
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs bekam die Station eine große Bedeutung, denn die nach Deutschland führenden Überseekabel wurden von den feindlichen Staaten unterbrochen. 1913 war in Nauen der erste Maschinensender installiert worden. Er arbeitete mit Frequenzverdopplung nach dem System Arco.
1916 erfolgte auf Drängen von Hans Bredow (damaliger Telefunken Direktor und späterer Reichsrundfunk-Kommissar) der Ausbau der Station. So wurde die Antennenanlage enorm vergrößert und weitere Hochfrequenzmaschinensender aufgestellt. 1920 hatte die bis dato fertiggestellte Hauptantenne der Station, welche von zwei 260 und von vier 125 Meter hohen Masten getragen wurden, beachtliche Ausmaße: sie erstreckte sich über eine Länge von 2.484 Metern.
Im rechten Winkel zu dieser gab es noch eine kleinere Antenne, die von drei Masten, von denen einer wie ein Freileitungsmast aussah, getragen wurde. 1923 wurde in Nauen der letzte Maschinensender aufgestellt.
Ab 1924 erfolgte auch die Aufstellung von Kurzwellensendern. Am 1. Januar 1932 übernahm die Deutsche Reichspost die Station, deren Betrieb vor dem 1. Weltkrieg als Versuchsstation von Telefunken, im 1. Weltkrieg der Reichsadmiralität und von 1918 bis 1931 der Transradio AG unterstand.
Obwohl in den 1930er Jahren schon längst Röhrensender Stand der Technik waren, wurden die Maschinensender 1937 noch modernisiert.
Zweiter Weltkrieg und Nachkriegszeit
Im Zweiten Weltkrieg dienten die Längstwellensender der Station hauptsächlich zur Übermittlung von Befehlen an getauchte U-Boote. Die Station, die den 2. Weltkrieg unbeschadet überstand, war ab Ende Mai 1945 das Objekt der Demontage durch die sowjetischen Besatzungsmächte. Es wurden alle technischen Einrichtungen abgebaut und die Masten der Station gesprengt. Ob und wo die demontierten Maschinensender in der Sowjetunion zum Einsatz kamen, ist nicht bekannt. Ursprünglich sollte auch der Muthesiusbau gesprengt werden, doch konnte dies durch gezielte Überzeugungskraft verhindert werden.
Bis 1955 herrschte Funkstille in Nauen und das Gebäude wurde als Kartoffellager genutzt. 1955 begann man in Nauen mit dem Aufbau von Kurzwellensendern, erst für diplomatische Kontakte, ab 1958 auch für den Auslandsrundfunk. Als Sendeantennen wurden zunächst 39 Rhombusantennen errichtet.
In den 1960er Jahren errichtete man am Dechtower Deich eine der ersten drehbaren Kurzwellenantennen. Die noch heute existierende Antenne hat eine Höhe von 70 Metern. Sie verfügt über zwei Antennenfelder von 40 und 70 Tonnen Masse.
1972 wurde in der Nähe dieser Antenne eine Kurzwellenvorhangantenne errichtet und weitere Sender in Betrieb genommen.
Nach der deutschen Wiedervereinigung ging die Anlage in Nauen an die Deutsche Bundespost über. Es wurden alle Sender und Antennen, die nicht dem Kurzwellenrundfunk dienten, abgeschaltet und demontiert.
Aktueller Stand
Von 1995 bis 1997 wurde in Nauen eine neue Antennenanlage errichtet. Sie besteht aus vier drehbaren Türmen und vier 500 Kilowatt-Sendern, die von der Firma Tomcast gefertigt wurden und bis auf die Endstufe volltransistorisiert sind.
Seit 2008 gehört die Sendeanlage dem Unternehmen Media Broadcast.
Literatur
- Gerd Klawitter: 100 Jahre Funktechnik in Deutschland - Funksendestellen rund um Berlin, ISBN 3-89685-500-X, Seite 25-60
Weblinks
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