- Großostasiatische Wohlstandssphäre
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Die Großostasiatische Wohlstandssphäre (jap. 大東亜共栄圏, daitōa kyōeiken) war ein vom Militär und der Regierung des Japanischen Kaiserreichs begründetes Konzept, um einen „Block von asiatischen Nationen geleitet von Japanern und frei von westlichen Einflüssen“ zu schaffen.[1]
Inhaltsverzeichnis
Ziele
Die Sphäre wurde von Premierminister Konoe Fumimaro mit dem Versuch gestartet, ein Groß-Ostasien, welches Japan, Mandschukuo, China und Teile Südostasiens beinhaltet, zu schaffen. Dieses würde, so die kaiserliche Propaganda, ein neues internationales System aufbauen, in welchem die asiatischen Mitgliedsstaaten nach „gemeinsamem Wohlstand“ streben und den zugehörigen Frieden teilen würden, frei vom westlichem Kolonialismus und Vorherrschaft.[2] Militärische Ziele dieser Expansion beinhalteten Seeoperationen im Indischen Ozean und die Isolation Australiens.[3]
Dies war einer von vielen Plänen, welche als Rechtfertigung der japanischen Aggressionen in Ostasien in den 1930er Jahren bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs dienten. Der Name „Großostasiatische Wohlstandssphäre“ wird heute weitgehend als Wortfassade für eine Kontrolle des Japanischen Kaiserreichs über die während des Zweiten Weltkriegs besetzten Länder wahrgenommen, in welchen Marionettenregierungen, beeinflusste örtliche Bevölkerungen und deren Wirtschaft dem Japanischen Kaiserreich zum Vorteil gereichten.
Japans Versuche der Machtausdehnung durch Einsetzung finanzieller Mittel wurde „Yen-Diplomatie“ oder „Yen-Block“ genannt und wurde bei offiziellen und halb-offiziellen Kolonien angewandt. Im Zeitraum zwischen 1895, als Taiwan annektiert wurde und 1937, als der Zweite Japanisch-Chinesische Krieg ausbrach, lenkten und leiteten Geldspezialisten in Tokio Programme zu passenden finanziellen Reformen in Taiwan, Korea, Mandschurei und den äußeren japanisch kontrollierten Inseln im Pazifik ein. Als Intention dieser Reformen stand der Aufbau eines Netzwerkes von miteinander verbundenen politischen und ökonomischen Beziehungen. Diese Leistung versank letztendlich mit dem Zusammenbruch der Großostasiatischen Wohlstandssphäre. [4]
Die negative Konnotation, welche viele immer noch mit dem Ausdruck „Groß-Ostasien“ (大東亜, daitōa) verbinden, bleibt als eine von vielen Schwierigkeiten bestehen, welche die seit 2005 etablierten jährlichen Ostasiatischen Gipfeltreffen behindern, bei denen die Möglichkeit einer Errichtung einer stärkeren und mehr vereinten Ostasiatischen Gemeinschaft diskutiert wird.
Geschichte
Während des Zweiten Weltkriegs wurden viele von Japan besetzte Länder von Marionettenregierungen regiert, welche die örtliche Bevölkerungen beeinflussten und ihre Wirtschaft, gestützt durch dieses oben erwähnte Konzept eines vereinten Asiens zum Vorteil des Japanischen Kaiserreiches zur Verfügung stellten. Es war ein Konzept der Kaiserlich Japanischen Armee, erdacht von General Arita Hachirō, der zu dieser Zeit Außenminister und ein Armee-Ideologe war. „Groß-Ostasien“ war eine (im besetzten Nach-Kriegs-Japan verbotene) japanische Bezeichnung, welche sich auf den Fernen Osten bezog.
Die Idee einer gemeinsamen Wohlstandssphäre wurde offiziell am 1. August 1940 von Außenminister Matsuoka Yōsuke in einem Presseinterview verkündet, bestand jedoch bereits in verschiedenen Formen seit einigen Jahren. Führende Personen in Japan waren seit langer Zeit an dieser Idee interessiert, vorgeblich um Asien vom Imperialismus befreien zu können, praktisch um den japanischen Machtbereich ausdehnen zu können und ein Imperium nach europäischem Vorbild zu schaffen.
Als Teil seiner Kriegskampagne beinhaltete die Propaganda des Japanischen Kaiserreichs Phrasen wie „Asien den Asiaten!“ und man sprach über die empfundene Notwendigkeit, die asiatischen Länder von den imperialistischen Mächten zu befreien. In einigen Fällen wurden sie von seinen Nachbarländern begrüßt, als sie in diese vordrangen und die Briten und Franzosen und andere Regierungen und Militärmächte vertrieben. Dennoch führte im Allgemeinen die nachfolgende Brutalität und der Rassismus der Japaner zur Betrachtungsweise, diese als gleich schlimm oder, häufiger noch, schlimmer als diejenige der westlichen Imperialisten anzusehen.
Aus japanischer Sicht war der Hauptgrund hinter der Etablierung der Großostasiatischen Wohlstandsphäre der gleiche, weswegen Japan den Krieg mit den Vereinigten Staaten begonnen hatte: Der chinesische Markt. Japan wollte die „wichtigste Beziehung“ in den chinesischen Markt hinein haben, anerkannt durch die US-Regierung. Die USA jedenfalls sah den Reichtum, welcher in diesen Märkten gefunden werden könnte und weigerte sich deswegen, den Japanern einen Vorteil bei der Verteilung dieser Märkte zu geben. Daher, in dem Versuch, einen formalen Vorteil für Japan über die chinesischen Märkte zu erlangen, ließ die kaiserliche Regierung in China einfallen und die Großostasiatische Wohlstandsphäre ausrufen.
Wäre Japan mit der Bildung dieser Sphäre erfolgreich geworden, so Außenminister Tōgō Shigenori, wäre es als führende Nation im östlichen Asien hervorgetreten und die Großostasiatische Wohlstandsphäre wäre ein anderer Name für das Kaiserreich Japan geworden.[2] Die "Untersuchung der weltweiten Politik, welches die Yamato-Rasse als Kern zeigt", ein 1943 fertiggestelltes geheimes Regierungsdokument, sagt ausdrücklich, dass die Japaner auserwählt gegenüber anderen asiatischen Rassen sind und gibt Hinweis darauf, dass die Sphäre lediglich für die Propaganda geplant war, um die Vorherrschaft Japans über Asien als wahre Absicht zu verstecken.[5] Die Großostasiatische Wohlstandssphäre kollabierte mit der bedingungslosen Kapitulation Japans 1945.
Gründe für das Scheitern der Großostasiatischen Wohlstandssphäre
Obwohl Japan erfolgreich in der Erzeugung anti-westlicher Gefühle in Asien war, materialisierte die Sphäre nie in ein vereintes Asien. Dr. Ba Maw, Präsident Myanmar während der Kriegszeit unter den Japanern behauptet, dass dies auf das Wirken des Japanischen Militärs zurückzuführen war:
- Die militärischen Vertreter sahen alles nur in einer japanischen Sichtweise und, was noch schlimmer war, sie bestanden darauf, dass alle anderen, mit welchen sie Umgang hatten, dies auch taten. Für sie gab es nur einen Weg, eine Sache anzupacken: den japanischen Weg; nur ein Ziel und Interesse: die japanischen Interessen; nur eine Bestimmung für die ostasiatischen Länder: sie zu vielen Mandschukuos oder Koreas werden zu lassen, für immer gebunden an Japan. Diese rassistische Durchsetzung [...] machte jedes echte Verständnis zwischen den japanischen Militärvertretern und den Leuten unserer Region praktisch unmöglich.[6]
In anderen Worten, die Großostasiatische Wohlstandsphäre wurde nicht für die Verbesserung aller ostasiatischen Länder geschaffen, sondern vielmehr für die Eigeninteressen Japans und deswegen konnten sie keine Unterstützung in anderen Ostasiatischen Ländern erhalten. Nationalbewegungen traten in diesen Ostasiatischen Ländern während dieser Zeit auf und diese Nationalisten arbeiteten bis zu einem gewissen Grade mit den Japanern zusammen. Jedoch behauptet Willard Elbree, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Ohio University, dass sich zwischen der Japanische Regierung und den Nationalisten-Anführern nie „eine echte Einigkeit an Interessen zwischen den beiden Parteien“ entwickelte und dass es keine überwältigende Verzweiflung der Asiaten in dieser Hinsicht bezüglich Japans Niederlage gab.[7]
Es scheint, dass das Scheitern Japans, die Ziele und Interessen der anderen Länder, welche in der Großostasiatischen Wohlstandsphäre beteiligt waren, zu verstehen, zu einem schwachen Verbund an Ländern führte, welche nur theoretisch, nicht aber mit ihrem Geist mit Japan verbunden waren. Dr. Ba Maw vertritt die Ansicht, dass Japans Schicksal ganz anders gewesen wäre, wenn die Japaner es nur geschafft hätten, in Einigkeit zu dem aufmunternden Konzept "Asien den Asiaten" zu agieren. Er begründet dies damit, dass wenn Japan diesen Grundsatz am Beginn des Krieges ausgerufen hätte und die Japaner wirklich diese Idee vertreten hätten, dann hätte:
- „Keine militärische Niederlage hätte [Japan] dann das Vertrauen und die Dankbarkeit halb Asiens beraubt und das hätte für [Japan] viel ausgemacht, nämlich für sie einen neuen, großartigen und ständigen Platz in einer Nachkriegswelt zu finden, in welcher Asien sich selbst bewusst geworden wäre.“[8]
Verwaltung
Von November 1942 bis August 1945 bestand als zumindest nomineller Nachfolger des Kolonialministeriums das „Großostasienministerium“ (大東亜省, daitōa-shō) im japanischen Kabinett. Seine Aufgabe war die Verwaltung der Überseeteritorrien, welche Japan im Pazifikkrieg erlangt hatte, und der schon vorhandenen Kolonien, sowie die Koordinierung der Erschaffung und Entwicklung der Großostasiatischen Wohlstandssphäre.
Politische Parteien und Bewegungen, welche die Großostasiatische Wohlstandssphäre unterstützten
- Azad Hind
- Indian Independence League (Indische Nationalisten-Bewegung)
- Indonesian Nationalist Party (Indonesische Nationalisten-Bewegung)
- Khmer Issarak (Kambodschanich-Khmernische Nationalisten-Gruppe)
- Dobama Asiayone („Wir-Birmesen-Vereinigung“, nationalistische, anti-britische Vereinigung in Britisch-Birma)
- Zweite Philippinische Republik
Die Großostasiatische Konferenz
Die Großostasiatische Konferenz (大東亜会議, daitōa kaigi) wurde in Tokio vom 5. – 6. November 1943 abgehalten, in welchem Japan Gastgeber der Staatsoberhäupter verschiedener Mitglieder der teilnehmenden Länder der Großostasiatischen Wohlstandsphäre war. Diese Konferenz wurde auch als Tokio-Konferenz bekannt. Die Konferenz sprach wenige Themen mit wichtigen Inhalten an, wurde aber als Propaganda-Schaustück geplant, um die Verpflichtung des Japanischen Kaiserreichs zu den Idealen der Panasienbewegung zu zeigen und um die Rolle als „Befreier“ Asiens vom westlichen Kolonialismus hervorzuheben.
Die Konferenz wurde besucht von:
- Tōjō Hideki, japanischer Premierminister
- Zhang Jinghui, Premierminister von Mandschukuo
- Wang Jingwei, Präsident der Neugegründeten Regierung der Republik China
- Ba Maw, Staatsoberhaupt Myanmars
- Subhash Chandra Bose, Staatsoberhaupt der Provisorischen Regierung des Freien Indiens (Azad Hind)
- José P. Laurel, Präsident der Zweiten Philippinischen Republik
- Prinz Wan Waithayakon, Gesandter des Königreichs Thailand
Die Konferenz ergab als gemeinsame Erklärung eine wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit gegen die Alliierten des Zweiten Weltkriegs.[9]
Siehe auch
- Arita Hachirō: Armeedenker, welcher das Groß-Ostasien-Konzept erdachte
- Ehrenschuld
- Japanische Geschichte
- Japanische Kolonien
- Kokutai
- Nationalsozialistische Europapläne
- Pazifikkrieg
- Zweiter Weltkrieg
Einzelnachweise
- ↑ Gordon, William. "Greater East Asia Co-Prosperity Sphere." March 2000.
- ↑ a b Iriye, Akira. (1999). Pearl Harbor and the coming of the Pacific War :a Brief History with Documents and Essays, p. 6.
- ↑ Ugaki, Matome. (1991). Fading Victory: The Diary of Ugaki Matome, 1941-1945, p. __.
- ↑ Vande Walle, Willy et al. The 'money doctors' from Japan: finance, imperialism, and the building of the Yen Bloc, 1894-1937 (abstract). FRIS/Katholieke Universiteit Leuven, 2007-2010.
- ↑ Dower, John W. (1986). War Without Mercy: Race and Power in the Pacific War, pp. 262-290.
- ↑ Lebra, Joyce C. (1975). Japan's Greater East Asia Co-Prosperity Sphere in World War II: Selected Readings and Documents, p. 157.
- ↑ Lebra, p. 160.
- ↑ Lebra, p. 158.
- ↑ World War II Database (WW2DB): "Greater East Asia Conference."
Literatur
- John W. Dower, John W. (1986). War Without Mercy: Race and Power in the Pacific War. New York: Pantheon Books. 10-ISBN 0-394-50030-X; 13-ISBN 978-0-394-50030-0; OCLC 13064585
- Iriye, Akira. (1999). Pearl Harbor and the coming of the Pacific War :a Brief History with Documents and Essays. Boston : St. Martin's Press. 10-ISBN 0-312-21818-4; 13-ISBN 978-0-312-21818-8; OCLC 40985780
- Lebra, Joyce C. (1975). Japan's Greater East Asia Co-Prosperity Sphere in World War II: Selected Readings and Documents. Oxford: Oxford University Press. 10-ISBN 0-196-38265-3; 13-ISBN 978-0-196-38265-4; OCLC 1551953
- Peter Herde (2002). Großostasiatische Wohlstandssphäre: Die japanische Besatzungspolitik auf den Philippinen und in Indonesien im Zweiten Weltkrieg und ihre Folgen, Stuttgart: Franz Steiner Verlag. ISBN 3-515-08033-3
- Ugaki, Matome. (1991). Fading Victory: The Diary of Ugaki Matome, 1941-1945. Pittsburgh: University of Pittsburgh Press. 10-ISBN 0-822-93665-8; 13-ISBN 978-0-822-93665-7
- Myers, Ramon Hawley and Mark R. Peattie. (1984) The Japanese Colonial Empire, 1895-1945. Princeton: Princeton University Press. 10-ISBN 0-691-10222-8; 13-ISBN 978-0-691-10222-1
- Peattie, Mark R. (1988). "The Japanese Colonial Empire, 1895-1945," in The Cambridge History of Japan: the Twentieth Century (editor, Peter Duus). Cambridge: Cambridge University Press. 10-ISBN 0-521-22357-1; 13-ISBN 978-0-521-22357-7
- Willy Vande Walle, Willy et al. The 'money doctors' from Japan: finance, imperialism, and the building of the Yen Bloc, 1894-1937 (abstract). FRIS/Katholieke Universiteit Leuven, 2007-2010.
Weblinks
- The Official Statement of the Japanese Government, August 1, 1940 (engl.)
- Japanese Imperial Policy: Policy Adopted at Imperial Conference, 2 July 1941 (engl.)
- Greater East Asia Co-Prosperity Sphere - akademische Veröffentlichung
- Foreign Office Files for Japan and the Far East
- WW2DB: Greater East Asia Conference
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