Gunnera insignis

Gunnera insignis
Gunnera insignis
Gunnera insignis, Costa Rica

Gunnera insignis, Costa Rica

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Gunnerales
Familie: Gunneraceae
Gattung: Gunnera
Art: Gunnera insignis
Wissenschaftlicher Name
Gunnera insignis
(Oerst.) A.DC.

Gunnera insignis ist eine Pflanzenart aus der Gattung Gunnera, die in den Gebirgen von Mittelamerika beheimatet ist.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Gunnera insignis ist eine großwüchsige ausdauernde, krautige Pflanze mit einem fleischigen, annähernd aufrechten, ungefähr 3 dm langen und 1 dm dicken Rhizom. Dieses ist mit zahlreichen roten, 3–12 cm langen und bis zu 5 cm breiten, an der Spitze tief zerschlitzten, einheitlich behaarten Niederblättern besetzt.[Anmerkung 1] Die grundständigen, schraubig angeordneten Laubblätter haben einen sehr kräftigen, mehr oder weniger aufrechten, 1,5–2 m langen, an der Basis bis zu 8 cm dicken Stiel. Dieser ist oberseits schwach rinnig, fein rostfarben flaumhaarig und mehr oder weniger dicht mit bis ungefähr 1 mm langen Stacheln besetzten. Die im Umriss breit nierenförmige bis kreisförmige Blattspreite hat einen Durchmesser von 1–2 m oder mehr. Der Spreitengrund ist tief herzförmig oder pfeilförmig. Selten ist der Ansatz des Blattstiels auch schildförmig (peltat). Die handnervige Spreite besitzt sieben bis zehn breite, undeutlich gabelig geteilte, am Rand gekerbt-gesägte Lappen. Die Tiefe der Einschnitte dazwischen erreicht höchstens ein Drittel des Radius der Blattspreite. Die Nerven sind auf der Spreitenoberseite eingesenkt, auf der Unterseite vorspringend und mit bis etwa 1 mm langen Stacheln besetzt. Die Hauptnerven enden am Spreitenrand in auffälligen Hydathoden. Die Spreitenoberseite ist von abgerundeten Warzen schwach rau, auf den Nerven behaart und zwischen den Nerven etwas nach oben gewölbt. Die Unterseite ist mehr oder weniger dicht und fein rostfarben flaumhaarig, insbesondere an den Nerven, oder selten auch verkahlend.

Generative Merkmale

Die bis zu 2 m hohen, roten Blütenstände stehen in den Achseln der grundständigen Laubblätter. Es handelt sich um Doppelähren mit schwach gefurchter, höckeriger Hauptachse und 10–25(–30) cm langen Ästen. Die lanzettlichen bis schmal elliptischen Tragblätter der Äste sind 15–32 mm lang, 5–8 mm breit und haben grob gesägte, gewimperte Ränder und eine scharfe Spitze. Hauptachse, Äste und deren Tragblätter sind rostfarben flaumhaarig. Die Äste des Blütenstands tragen zahlreiche kleine, sitzende, tragblattlose Blüten.

Gunnera insignis, Blütenstände

Die zwittrigen, proterandrischen, roten Blüten haben eine Blütenhülle aus zwei breit dreieckigen, ungelappten, etwa 0,25 mm langen, bespitzten Kelchblättern. Kronblätter fehlen oder, falls sie vorhanden sind, fallen sie leicht ab. Sie sind löffelförmig, ganzrandig und haben eine fadenförmige Spitze. Es sind zwei 1,5–3 mm lange Staubblätter vorhanden. Die 0,7–1,3 mm langen, basifixen, also an ihrem Grund dem Staubfaden angehefteten, breit eiförmigen Staubbeutel öffnen sich der Länge nach. Der unterständige, einfächerige Fruchtknoten besteht aus zwei miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Er ist breit ellipsoidal, 1–1,5 mm lang und kahl. Die beiden fädigen, dicht papillösen Griffeläste sind 0,7–1,3 mm lang. Es ist nur eine einzige hängende Samenanlage vorhanden.

Die Früchte sind einsamige, breit eiförmige, 1,5–2,2 mm lange und 1,4–2 mm breite Steinfrüchte. In reifem Zustand sind sie weiß.

Gunnera insignis blüht und fruchtet hauptsächlich im März und April, weniger häufig das ganze übrige Jahr hindurch.

Gunnera insignis, Vulkan Irazú

Verbreitung und Lebensraum

Das Hauptverbreitungsgebiet von Gunnera insignis sind die Gebirge in Costa Rica und im Westen von Panama. Ein isoliertes Vorkommen existiert daneben im Südwesten von Nicaragua am Vulkan Concepción. Weit vom Hauptareal getrennt kommt die Art außerdem am Berg Cerro Pirre an der Grenze von Panama und Kolumbien vor. Die Art wächst zwischen 800 und 3200 m Seehöhe.[1]

Gunnera insignis besiedelt offene und steinige Stellen an Rutschhängen, wie sie in Schluchten, an Bachufern und an Steilhängen vorkommen, aber auch Wegböschungen und ähnliche gestörte Standorte. Sie wächst auch in Übergangsbereichen zu Buschwäldern.

Taxonomie

Gunnera insignis wurde 1857 vom dänischen Botaniker Anders Sandøe Ørsted auf Grundlage seiner eigenen Aufsammlungen als Pankea insignis beschrieben.[2] Der Typusfundort ist der Vulkan Irazú in Costa Rica. Alphonse Pyrame de Candolle stellte 1868 die Art in die Gattung Gunnera.[3] Gunnera wendlandii Reinke ex Schindl. ist ein Synonym.

Gunnera insignis gehört zur Untergattung Panke,[4] die den Großteil der amerikanischen Arten der Gattung umfasst und sich durch das Fehlen von Ausläufern und das Vorhandensein von zahlreichen Niederblättern an der Spitze des Rhizoms unterscheidet.[5]

Aus der Cordillera de Talamanca in Costa Rica sind Hybriden mit Gunnera talamancana beschrieben worden.

Etymologie

Das Artepitheton insignis (lat. ausgezeichnet, hervorstechend) bezieht sich auf das prachtvolle Erscheinungsbild dieser Art.[6]

Sonstiges

In Costa Rica trägt die Art den Namen Sombrilla de pobre, d.h. Sonnenschirm des armen Manns.

Anmerkung

  1. Zu diesen Blattorganen gibt es unterschiedliche Interpretationen, insbesondere als Niederblätter oder als zu den Laubblättern gehörende Nebenblätter bzw. Blatthäutchen. Wanntorp et al. (2003) deuten sie als Niederblätter. – vgl. Wanntorp L., Wanntorp H.-E., Rutishauser R. 2003: On the homology of the scales in Gunnera (Gunneraceae). Bot. J. Linn. Soc. 142: 301–308. – doi:10.1046/j.1095-8339.2003.00185.x

Quellen

  • Barrie F. R. 2009: 184A. Gunneraceae. In: Davidse G., Sousa Sánchez M., Knapp S., Chiang F. (Hrsg.): Flora Mesoamericana. Vol. 4(1). Cucurbitaceae a Polemoniaceae. Universidad Nacional Autónoma de México, Missouri Botanical Garden, The Natural History Museum (London). ISBN 978-6-07-020901-7. – Online
  • Montiel O. M. 2001: Gunneraceae. In: Stevens W. D., Ulloa Ulloa C., Pool A., Montiel O. M. (Hrsg.): Flora de Nicaragua. Monogr. Syst. Bot. Missouri Bot. Gard. 85. ISBN 0-915279-95-9. – Online
  • Morales J. F. 2010: Gunneraceae. In: Hammel B. E., Grayum M. H., Herrera C., Zamora N. (Hrsg.): Manual de plantas de Costa Rica. Vol. V. Dicotiledóneas (Clusiaceae–Gunneraceae). Missouri Botanical Garden Press, St. Louis. ISBN 978-1-935641-01-8. S. 935–937.
  • Woodson R. E. & Schery R. W. 1959: Haloragidaceae. In: Flora of Panama. Part VII. Fasc. 4. Ann. Missouri Bot. Gard. 46: 221–223. – Online

Einzelnachweise

  1. Gunnera insignis, Herbarbelege. In: TROPICOS. Missouri Botanical Garden, abgerufen am 12. November 2011.
  2. Oersted A. S. 1857: Plantae novae centroamericanae. III. Vidensk. Meddel. Dansk Naturhist. Foren. Kjøbenhavn 1857: 189. – siehe auch: Pankea insignis. In: TROPICOS. Missouri Botanical Garden, abgerufen am 12. November 2011.
  3. Candolle A. L. P. P. de 1868: Gunnereae. In: Prodromus Systematis Naturalis Regni Vegetabilis. Teil 16(2). Victor Masson, Paris. S. 596–600. – Online
  4. Wanntorp L., Wanntorp H.-E., Källersjö M. 2002: Phylogenetic relationships of Gunnera based on nuclear ribosomal DNA ITS region, rbcL and rps16 intron sequences. Syst. Bot. 27: 512–521. – Abstract
  5. Wilkinson H. P., Wanntorp L. 2007: Gunneraceae. In: Kubitzki K. (Hrsg.): The families and genera of Vascular Plants. Volume IX. Flowering Plants: Eudicots: Berberidopsidales, Buxales, Crossosomatales, Fabales p.p., Geraniales, Gunnerales, Myrtales p.p., Proteales, Saxifragales, Vitales, Zygophyllales, Clusiaceae Alliance, Passifloraceae Alliance, Dilleniaceae, Huaceae, Picramniaceae, Sabiaceae. Springer, Berlin, Heidelberg, New York. ISBN 978-3-540-32214-6. S. 177–183.
  6. Genaust H. 1996: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Aufl. Birkhäuser Verlag, Basel. ISBN 3-7643-2390-6. 701 S. – Vorschau bei der Google-Buchsuche

Weblinks

 Commons: Gunnera insignis – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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