Gunther Sachs

Gunther Sachs

Fritz Gunter Sachs (* 14. November 1932 auf Schloss Mainberg bei Schweinfurt) ist ein Industriellenerbe, Fotograf, Dokumentarfilmer, Kunstsammler und Astrologieforscher. Aufgrund seines extrovertierten Lebensstils wurde er besonders in den 60er und 70er Jahren als Prototyp des Gentleman-Playboys bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gunter Sachs ist der jüngere Sohn des deutschen Industriellen Willy Sachs, der ab 1932 Alleininhaber des Sachs-Konzerns (u. a. Fichtel & Sachs AG) war. Gunter Sachs' Großvater väterlicherseits war Geheimrat Ernst Sachs, der Erfinder des Fahrrad-Freilaufs und Mitgründer des Unternehmens. Der Großvater mütterlicherseits, Wilhelm von Opel, war der Sohn des Opel-Gründers Adam Opel. 1973 gründet Gunter Sachs in St. Moritz den Dracula-Club.[1] Seit 1976 ist er Schweizer Staatsbürger. Er lebte und lebt an verschiedenen Orten in der Schweiz, Frankreich, USA, England, Kärnten, Tirol und Oberbayern.

Sachs verbrachte den größten Teil seiner Schulzeit und Studienjahre in der Schweiz. Nach dem Tod seines Vaters im November 1958 wurde sein älterer Bruder Ernst-Wilhelm stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sachs-Gruppe in Schweinfurt (bis 1967). Gunter Sachs trat als stellvertretender Vorsitzender in den Aufsichtsrat ein, dem er bis Mitte der 1980er Jahre angehörte. Ab 1976 veräußerten die beiden Brüder den Sachs-Konzern in mehreren Aktienpaketen, 1987 wurde die Aktienmehrheit am Unternehmen durch die Mannesmann AG übernommen. Seit 2001 gehört es zu 100 % zur ZF Friedrichshafen AG. Das Vermögen von Sachs wird vom Manager-Magazin auf 500 Millionen Euro geschätzt.[2]

Sachs studierte Mathematik und Wirtschaft in Lausanne, erwarb ein Dolmetscherdiplom und machte eine Lehre als Bankkaufmann. In den sechziger Jahren wurde er in den Medien als Playboy populär. Es dauerte einige Jahre, bis sich sein Ruf als Fotograf und Dokumentarfilmer in der breiten Öffentlichkeit durchsetzte.

Seine Sammlung zeitgenössischer Kunst baute Sachs schon in jungen Jahren auf, begünstigt durch persönliche Kontakte zu Malern und Bildhauern wie Jean Fautrier, Andy Warhol, César, Arman, Yves Klein, René Magritte, Salvador Dalí, Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann und Allen Jones. Viele dieser Künstler waren 1969 an der Gestaltung der legendären Pop-Art-Wohnung im Turm des Palace-Hotels in St. Moritz beteiligt, die in der Kunstwelt nachhaltig Beachtung fand. Von 1967 bis 1975 war Gunter Sachs gemeinsam mit Konstantin von Bayern Präsident des von ihm mitgegründeten Vereins "Modern Art Museum München", der sich für den Bau eines Museums für zeitgenössische Kunst in München einsetzte und in der Villa Stuck zahlreiche Ausstellungen zeigte. Bis 1975 unterhielt Sachs eine Kunstgalerie in Hamburg-Pöseldorf, die 1972 mit einer Andy-Warhol-Ausstellung eröffnet worden war und die von der Fotografin Angelika Platen geleitet wurde. Auch als Unternehmer machte Sachs ab Mitte der 60er Jahre auf sich aufmerksam. Er baute eine internationale Kette von Modeboutiquen ("Micmac") auf, die bei ihrem Verkauf im Jahr 1981 über 400 eigene Verkaufsstellen verfügte.

Seine erste Ehefrau Anne-Marie Faure kam 1958 aufgrund eines Narkosefehlers ums Leben. Aus dieser Ehe stammt sein Sohn Rolf Sachs, der sich als Möbeldesigner und zuletzt als Bühnenbildner einen Namen gemacht hat. Von 1966 bis 1969 war Gunter Sachs mit der französischen Filmschauspielerin Brigitte Bardot verheiratet. Nach der Scheidung ehelichte er 1969 das schwedische Model Mirja Larsson, mit der er zwei Söhne hat.

Gunter Sachs als Fotograf und Dokumentarfilmer

Von 1963 bis 1968 drehte Gunter Sachs fünf Kurzfilme, die jeweils das Prädikat "wertvoll" erhielten und auf verschiedenen Festivals ausgezeichnet wurden. 1969 folgte der Dokumentarfilm „Happening in White“, mit dem er die Superzeitlupe als Stilmittel etablierte. Dafür erhielt er 1972 den 1. Preis des Internationalen Olympischen Komitees in Cortina d'Ampezzo. Seit 1972 arbeitet Sachs professionell als Fotograf, 1973 sorgte er für Aufsehen mit der ersten Aktaufnahme in der französischen Vogue. Internationale Anerkennung erlangte er 1974 mit einer Sonderschau auf der Fachmesse Photokina, für die er auch das offizielle Ausstellungsplakat gestaltete. 1976 wurde er mit dem Leica-Preis ausgezeichnet. Der Schwerpunkt seiner Photographie sind surreale Akt- und Landschaftsaufnahmen, die in mittlerweile sieben Bildbänden veröffentlicht wurden. Früh beschäftigte Gunter Sachs sich auch mit digitaler Fotografie und zeigte bereits 1995 dieses Novum in mehreren Ausstellungen. Die Erlöse aus dem Verkauf seiner Fotos und Bildbände fließen in die Mirja-Sachs-Stiftung, die Kindern hilft. Sachs' Werke wurden in über 30 internationalen Ausstellungen gezeigt. 2003 würdigte das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe den Fotografen, Kunstsammler und Dokumentarfilmer S. mit einer Retrospektive, 2005 zeigte das Staatliche Russische Museum in St. Petersburg eine Ausstellung mit rund 100 Aufnahmen des Künstlers aus den letzten drei Jahrzehnten. Die Ausstellung machte 2007 auch in der Staatlichen Kunstgalerie Kaliningrad Station. Von 1. März bis 22. Juni 2008 präsentierte das Museum der bildenden Künste Leipzig unter dem Titel "Die Kunst ist weiblich..." eine umfassende Ausstellung über das Leben und Werk von Gunter Sachs. Neben zahlreichen fotografischen Arbeiten waren Teile seiner privaten Kunstsammlung (Pop-Art, Nouveau Realisme, Informel, Surrealismus) zu sehen sowie seine Dokumentarfilme und persönliche Erinnerungsstücke aus seinem Leben, wie seine Motorräder und Bobschlitten. Aufgrund des grossen Publiumserfolges wurde die Ausstellung bis zum 5. Oktober 2008 verlängert. Insgesamt kamen 68.300 Besucher[3], was die Retrospektive zur erfolgreichsten Ausstellung in der 150-jährigen Geschichte des Museums machte. [4]

Sachs als Astrologieforscher

Gemeinsam mit einem Team von Mathematikern und Statistikern überprüfte Sachs 1994 die Aussagen der Sonnenzeichen-Astrologie, die von R.H. Naylor 1930 eingeführt wurde. Zwar gab es bereits zuvor Untersuchungen wie die des Mars-Effektes von Michel Gauquelin, das Neuartige an Sachs' Forschung waren jedoch die großen Datenmengen, auf deren Grundlage er seine Auswertungen durchführen konnte.

Er gründete das Institut zur empirischen und mathematischen Untersuchung des möglichen Wahrheitsgehaltes der Astrologie in Bezug auf das Verhalten von Menschen und deren Anlagen (IMWA).

In statistischen Untersuchungen mit über 20 Millionen schweizerischen, englischen, deutschen und französischen Daten, die 1997 in dem Band Die Akte Astrologie veröffentlicht wurden, konnten signifikante Zusammenhänge zwischen den sogenannten Sonnenzeichen und verschiedenen Verhaltensweisen festgestellt werden, etwa bei Eheschließung, Berufswahl, Verkehrsverhalten oder Neigung zum Suizid. Das Buch enthält weiterhin einen Anhang mit den Ergebnissen einer von Sachs beim Institut für Demoskopie Allensbach in Auftrag gegebenen Studie zum Thema Tierkreiszeichen mit einem Vorwort von Elisabeth Noelle-Neumann. Das Buch stand 21 Wochen auf der SPIEGEL-Bestsellerliste, wurde in England für den Astrological Research Award nominiert. 1998 erschien das Buch in englischer, im Jahr 2000 in französischer Sprache.

Kritik

Der Statistiker Herbert Basler‚ damaliger Direktor am Institut für Angewandte Mathematik und Statistik der Universität Würzburg, übte 1998 Kritik an Sachs' Untersuchung.[5] Basler würdigte allerdings, dass Sachs das Verdienst zukommt, „in einer breiten Öffentlichkeit die Einsicht verbreitet zu haben, dass astrologische Hypothesen, ebenso wie andere wissenschaftliche Aussagen, empirisch überprüfbar sind – mit den Methoden der Mathematischen Statistik als Hilfsmittel.“

Im gleichen Jahr bescheinigten Jürgen Chlumsky und Manfred Ehling vom Statistischen Bundesamt in einer privaten im Auftrag von Sachs erstellten Expertise ihm eine saubere Methodik sowie eine korrekte Interpretation seiner Ergebnisse („Nach den Analysen von Gunter Sachs ist anzunehmen, daß mit den Sternzeichen zusammenhängende Merkmale einen Einfluß auf den Menschen ausüben, der nicht nur durch den Zufall erklärbar ist.“).[6]

Eine Analyse von Sachs' Daten aus dem Jahre 2003 kommt zu dem Ergebnis, dass seine Analysen und Ergebnisse fehlerhaft sind und daher als wissenschaftliches Material keinen Nutzen besitzen (“Its analyses and results are not useable as scientific material.”).[7]

Der Astrologe Peter Niehenke bezeichnete Sachs' Arbeit wegen der seiner Meinung nach aus den statistischen Ergebnissen gezogenen unzulässigen Schlussfolgerungen als „statistisch interessant aber astrologisch irrelevant.“[8]

Sachs als Sportler

Im Jahre 1959 gewann Gunter Sachs als Mitglied des St.Moritz Bobsleigh Club den Junioren Europameistertitel im Zweierbob. Zehn Jahre später übernahm Sachs das Präsidentenamt des St.Moritz Bobsleigh Club, dem er noch bis heute vorsteht. Im Februar 2009 wurde er für sein 40-jähriges Dienstjubiläum geehrt. Zu seinen Ehren wurde der Platz oberhalb der Bobbahn, in "Piazza Gunter Sachs" umbenannt. [9]

Publikationen

  • Mädchen in meinen Augen, Heyne Verlag München, 1974
  • Lichtbilder. 1981
  • T - Surreale Erzählungen und Photographien. 1987
  • Gunter Sachs - Fotografo, Skira Editore Milano,1996
  • Die Akte Astrologie, 1997, ISBN 3-442-30746-5
  • The Astrology File, Orion Publishing London, 1998
  • Le Dossier Astrologie, Edition Michel Lafon Paris, 2000
  • Gunter Sachs - Photographe passionné. Knesebeck Verlag München, 2002
  • Gunter Sachs - Mein Leben. PIPER Verlag, 2005, ISBN 3492044867
  • Wilfried Rott, Sachs - Unternehmer, Playboys, Millionäre. Blessing, 2005, ISBN 978-3-89667-270-4
  • Gunter Sachs im Museum der bildenden Künste Leipzig, Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 2008, ISBN 978-3-940748-37-9

Auszeichnungen (u.a.)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. NZZ: Die Könige von St. Moritz 3. Dezember 2006
  2. Stern Artikel über Gunther Sachs
  3. vgl. Homepage von Gunter Sachs
  4. Gunter Sachs – Die Kunst ist weiblich, Museum der bildenden Künste, Leipzig
  5. Herbert Basler: „Die Akte Astrologie“ von Gunter Sachs aus Sicht der Mathematischen Statistik
  6. Jürgen Chlumsky, Manfred Ehling: Die Akte Astrologie - Wissenschaftliche Expertise aus statistisch-methodischer Perspektive
  7. Alexander von Eye, Friedrich Lösel, Roni Mayzer: Is it all written in the stars? A methodological commentary on Sachs’ astrology monograph and re-analyses of his data on crime statistics in Psychology Science, 2003, Vol. 45; S. 78–91
  8. Kritik von Niehenke
  9. a b Gunter Sachs für 40 Jahre Clubpräsident geehrt
  10. vgl. Bericht auf "Land Kärnten"

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