Gustav Brandes

Gustav Brandes
Plakette im Zoo Dresden
Parasitologische Befundmitteilung von Brandes auf einer Ansichtskarte des Zoos Halle

Gustav Philipp Hermann Brandes (* 2. Mai 1862 in Schöningen; † 17. Juli 1941 in Dresden) war ein deutscher, vielseitig interessierter Zoologe, mit besonderen Verdiensten als Parasitologe, Hochschullehrer sowie Zoodirektor in Halle und später Dresden.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gustav Brandes wuchs in Helmstedt auf und leistete seinen Militärdienst in Freiburg, wo er 1884 das Studium der Botanik aufnahm. Zugleich hörte er Vorlesungen bei August Weismann und begann sich daraufhin zunehmend für die Zoologie zu begeistern. 1886 wechselte Brandes an die Universität Leipzig, wurde dort Schüler des Zoologen Rudolf Leuckart und promovierte 1888 mit der Dissertation über Die Familie der Holostomeae zum Dr. phil. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Zoologischen Station Neapel ging Brandes im Oktober 1889 als Assistent an das Zoologische Institut der Universität in Halle. Am 21. Oktober 1891 folgte dort die Habilitation mit der Arbeit Zum feineren Bau der Trematoden. Mehrfach zog es den jungen Privatdozenten in den Semesterferien zu den meereskundlich-zoologischen Stationen von Rovigno und Neapel.

Die Gründung eines Zoologischen Gartens in Halle unterstützte Brandes von Anfang an. Am 1. April 1902 wurde er Direktor des noch jungen Zoos. Seine Tätigkeit im Dienste der Universität erhielt Brandes aufrecht und wurde 1909 zum Titular-Professor der Universität Halle-Wittenberg ernannt.

Sein Wechsel an den Zoo Dresden zum 1. Juli 1910 scheiterte beinahe daran, dass Brandes die akademische Lehrtätigkeit nicht aufgeben wollte. Zunächst als außerplanmäßiger, später als Honorarprofessor lehrte Brandes schließlich an der Tierärztlichen Hochschule Dresden und nach deren Verlegung nach Leipzig an der Technischen Hochschule Dresden. Als Hochschullehrer war Brandes Unterzeichner des Bekenntnisses der Professoren an den deutschen Universitäten und Hochschulen zu Adolf Hitler vom 11. November 1933.

Nach einer Intrige der Stadtverwaltung, die im Konkurs der Zoo-Aktiengesellschaft und der anschließenden Überführung des Zoos in städtisches Eigentum gipfelte, trat Brandes 1934 als Zoodirektor zurück, da die von ihm stets kategorisch geforderte personelle Einheit von wissenschaftlicher und geschäftlicher Zooleitung nicht mehr gewährleistet wurde.

Leistungen

Professor-Brandes-Haus im Zoo Dresden

Als Zoodirektor sammelte Brandes nicht, wie damals allgemein üblich, Tiere nach zoologisch-systematischen Gesichtspunkten, sondern legte Wert auf die Erziehung der Zoobesucher zur Freude an der Natur. Brandes zeigte die Zootiere dafür in einem naturnahen, der Biologie des jeweiligen Tieres entsprechenden Kontext (z.B. Felstieranlagen im Zoo Halle, Orang-Utan-Käfig im Zoo Dresden). In Dresden gelang Brandes 1927 die erste erfolgreiche Aufzucht eines Orang-Utans in einem Zoologischen Garten.

Brandes war Mitglied zahlreicher naturwissenschaftlicher Gesellschaften und Akademien. Er fungierte 1893 bis 1910 als Redakteur der Zeitschrift für Naturwissenschaft sowie 1893 bis 1906 als Redakteur der Abhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft zu Halle.

Werke

  • Buschi. Vom Orang-Säugling zum Backenwülster. Quelle & Meyer, Leipzig 1939.
  • rund 280 wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Schriften

Literatur

  • Deutscher Wirtschaftsverlag, AG (Hg.): Reichshandbuch der Deutschen Gesellschaft, Band 1, Berlin, 1931
  • Adolf Kleinschmidt: Brandes, Gustav. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, S. 520 f. (Onlinefassung).
  • Ludwig Baumgarten: Chronik Zoologischer Garten Halle. Teil 1: 1901 - 1945. Zoologischer Garten Halle, Halle 2001, ISBN 3-931950-34-4
  • Paul Eipper & Magda Friedrich: Gustav Brandes zum 75. Geburtstag. Privatdruck. 1937
  • Wolfgang Ullrich: Geschichte und Geschichten vom Dresdner Zoo. 2. Teil der Festschrift zum 100jährigen Bestehen des Dresdner Zoologischen Gartens. Dresden 1961

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Brandes — (Lang de|Burns) is a German surname and Jewish surname, and may refer to:* Bernd Jürgen Armando Brandes (died 2001), German cannibalism victim * Charles Brandes, American money manager * David Brandes (born 1968), German musician * Edsel Brandes… …   Wikipedia

  • Brandes — ist der Familienname folgender Personen: Alwin Brandes (1866–1949), deutscher Politiker und Gewerkschaftsführer August Heinrich Werner Brandes (1798–1858), deutscher Pädagoge und Hochschullehrer August Brandes (1872–1948), deutscher Freskenmaler… …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Woldemar Focke — Gustav Woldemar Focke, bisweilen auch Gustav Waldemar Focke, (* 24. Januar 1810 in Bremen; † 1. Juni 1877 in Bremen) war ein deutscher Arzt und Naturforscher. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Radbruch — né le 21 novembre 1878 à Lübeck et décédé le 23 novembre 1949 à Heidelberg est un homme politique et un philosophe de droit allemand. Il est ministre de la Justice pendant la République de Weimar. Il participe en 1928 au premier cours… …   Wikipédia en Français

  • Gustav Adolph Jahn — (* 25. Oktober 1804 in Leipzig; † 5. Januar 1857 ebenda) war ein deutscher Astronom und Mathematiker. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Literatur …   Deutsch Wikipedia

  • Gustav Wied — (Elisa Brandes, 1908) Gustav Wied, né le 6 mars 1858, mort le 24 octobre 1914, est un écrivain danois très populaire, peu traduit en français. Baroque, pessimiste et ironique, son œuvre et son style sont l expression d un esprit très danois et… …   Wikipédia en Français

  • Rudolph Brandes — Rudolph Brandes; um 1835 Rudolph Brandes; Porträt von F. A. Zum …   Deutsch Wikipedia

  • Rudolph Simon Brandes — Simon Rudolph Brandes (* 19. Oktober 1795 in Salzuflen; † 3. Dezember 1842 in Salzuflen) war ein deutscher Apotheker und Naturwissenschaftler. Rudolph Brandes wirkte zur gleichen Zeit wie Alexander von Humboldt, Justus von Liebig, Jöns Jakob… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bra — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Zoo Dresden — Informationen Vollständiger Name: Zoo Dresden Adresse Tiergartenstraße 1, 01219 Dresden Fläche in Hektar: 13 Hektar Eröffnung: 9. Mai 1861 Tierarten 334 Tierarten Individuen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”