- Tierärztliche Hochschule Dresden
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Die Tierärztliche Hochschule Dresden war eine veterinärmedizinische Hochschule in Dresden. Gegründet 1889, gehen ihre Vorläufer bis ins Jahr 1774 zurück, wodurch sie zu den ältesten Einrichtungen dieser Art in Deutschland gehört. Im Jahr 1923 wurde sie als Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig angegliedert und zog in die Messestadt um.
Inhaltsverzeichnis
Standort
Die Gebäude der Tierärztlichen Hochschule befinden sich an der Zirkusstraße zwischen der Pillnitzer und der Seidnitzer Straße in der Pirnaischen Vorstadt. Sie zählen zu den wenigen Bauwerken in diesem Stadtteil, die nach den Luftangriffen von 1945 zum Teil erhalten blieben.[1] Direkt nördlich an das ehemalige Hochschulgelände grenzt das ehemalige Sächsische Serumwerk Dresden an.
Geschichte
Bereits 1774 gründete der Oberroßarzt Christian Friedrich Weber († 1778) eine private tierärztliche Lehranstalt in Dresden, bei der es sich erst um die vierte Einrichtung dieser Art in Europa handelte.[2] Nachdem er am 2. November 1778 verstorben war, kaufte der sächsische Staat die Lehranstalt und unterstellte sie dem Oberstallamt. In dieser Form bestand die Churfürstliche Thier-Arzney-Schule Dresden seit 1780 und blieb bis 1817 unter der Aufsicht des Oberstallamts. In jenem Jahr wurde sie mit der Königlich Chirurgisch-Medicinischen Akademie unter Carl Gustav Carus vereinigt, die damals im Kurländer Palais untergebracht war. Diese Verbindung bestand bis 1856; anschließend war sie wieder als Tierarzneischule selbstständig und unterstand bis 1903 einer Commission für das Veterinärwesen.
Im Jahr 1889 erhielt die Schule den Status Königlich Sächsische Thierärztliche Hochschule. Die Einführung einer Reifeprüfung als Zulassungsvoraussetzung zum Studium erfolgte 1902. Ein Jahr später, am 17. November 1903, trat eine Habilitationsordnung in Kraft. Im Jahr 1903 wurde die Hochschule durch die Ernennung eines eigenen Rektors und des Senats formell unabhängig. Ab 1907 waren auch Promotionen zum Dr. med. vet. möglich.
Die Universität Leipzig übernahm im Jahr 1923 die nunmehrige Tierärztliche Hochschule Dresden und gliederte sie als selbstständige Veterinärmedizinische Fakultät ein. Damit war der vollständige Umzug der Bildungsstätte nach Leipzig verbunden und die Eigenständigkeit ging erneut verloren. Im Oktober 1968 vereinigte man die Fakultät in Folge der dritten Hochschulreform in der DDR mit Teilen der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät zur Sektion Tierproduktion und Veterinärmedizin der Karl-Marx-Universität Leipzig. Erst am 1. Juli 1990 kam es zur Wiedergründung einer selbstständigen Veterinärmedizinischen Fakultät. Die alte, goldene Rektorkette, die der Rektor der damaligen Tierärztlichen Hochschule im Jahr 1907 von König Friedrich August III. verliehen bekommen hatte, wird bis heute vom Dekan der Fakultät bei offiziellen Anlässen getragen. Er ist, bedingt durch die lange Eigenständigkeit, der einzige der 14 Dekane der Leipziger Universität, der über ein derartiges Insigne verfügt.[3]
Nach dem Umzug der Hochschule nach Leipzig wurden die Dresdner Gebäude auf verschiedene Weise weitergenutzt. Zwischen 1926 und 1939 war beispielsweise in Haus I bzw. Haus F der Vorläufer der Deutschen Fotothek untergebracht.[4][5] Weitere Nachnutzer waren u. a. Schulen und Verlage. Auch das ehemalige Sächsische Serumwerk Dresden dehnte sich auf das Gelände aus. Mehrere Gebäude fielen 1945 den Luftangriffen auf Dresden zum Opfer, manche blieben jedoch erhalten.
Personen
- Hermann Baum ( 1864–1932), Professor für Veterinäranatomie und -physiologie ab 1898
- Gustav Brandes (1862–1941), Zoodirektor und außerordentlicher Professor ab 1910
- Wilhelm Ellenberger (1848–1929), Hochschulrektor ab 1903
- Johann Ernst Falke (1805–1880), Lehrer am Tierarznei-Institut von 1829 bis 1832
- Heinrich David August Ficinus (1782–1857), Professor für Naturkunde, Arzneimittellehre und allgemeine und spezielle Therapie ab 1817
- Georg Kelling (1866–1945), Internist und Gastroenterologe, forschte Ende des 19. Jahrhunderts an der Tierarznei-Schule
- Theodor Leisering (1829–1892), Professor für theoretische Tierheilkunde ab 1857
- Paul Müller (1892–1963), NSDAP-Politiker, studierte 1914 an der Tierärztlichen Hochschule
- Wilhelm Müller-Lenhartz (1873–1852), Privatdozent, habilitierte 1917
- Etha Richter (1883–1977), erste weibliche Studentin dieser Hochschule, später Tierzeichnerin
- Oskar Röder (1862–1954), Professor für Praktische Veterinärmedizin ab 1899
- Carl Arthur Scheunert (1879–1957), ordentlicher Professor ab 1910
- Burkhard Wilhelm Seiler (1779–1843), Rektor ab 1817
- Bruno Steglich (1857–1929), Professor für Volkswirtschaft ab 1912
Einzelnachweise
- ↑ dresden-und-sachsen.de
- ↑ archiv.sachsen.de
- ↑ vet-magazin.com
- ↑ photo.dresden.de
- ↑ deutschefotothek.de
Weblinks
- Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig
- Aufriss des Westflügels des Lehr- und Stallgebäudes der Seuchenversuchsanstalt der Tiermedizinischen Hochschule, 1903
51.0513.75Koordinaten: 51° 3′ 0″ N, 13° 45′ 0″ OKategorien:- Tierärztliche Hochschule Dresden
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