Gustav Klutsis

Gustav Klutsis
Plakat „Lang lebe der weltweite Rote Oktober“ (frei übersetzt), 1933.

Gustavs Klucis (Gustav Gustavowitsch Klutsis; * 4. Januar 1895 nahe Rūjiena, Lettland; † 26. Februar 1938 in Moskau) war ein wegbereitender Fotograf und bedeutendes Mitglied der konstruktivistischen Avantgarde im frühen 20. Jahrhundert, bekannt für seine sowjetische Revolutionspropaganda und spätere stalinistische Propaganda, die er mit seiner Mitarbeiterin und Frau Valentina Kulagina schuf.

Leben

Klucis begann 1912 seine künstlerische Ausbildung in Rīga. 1915 wurde er in die russische Armee eingezogen, er diente in einer Abteilung lettischer Gewehrschützen, bevor er 1918 nach Moskau kam. In den nächsten drei Jahren begann er ein Kunststudium unter Kasimir Malewitsch und Antoine Pevsner, trat der Kommunistischen Partei bei, lernte seine langjährige Mitarbeiterin Valentina Kulagina kennen, heiratete sie und schloss die staatliche Kunstschule ВХУТЕМАС ab. An der Kunstschule blieb er als Professor für Farblehre von 1924 bis zu ihrer Schließung 1930.

Klucis beschäftigte sich für den Rest seines Lebens mit politischer Kunst für den sowjetischen Staat, er schuf sie, lehrte und schrieb über sie. Mit der Auflösung des politischen Hintergrunds in den 1920er und 1930er Jahren kamen Klucis und Kulagina unter wachsenden Druck, ihre Themen und Techniken zu beschränken. Ursprünglich fröhlich, revolutionär und utopisch, war ihre Kunst 1935 zum unterstützenden Instrument von Stalins Personenkult geworden.

Trotz seines aktiven und treuen Dienstes für die Partei wurde Klucis am 17. Januar 1938 in Moskau verhaftet, als er sich auf den Besuch der New Yorker Weltausstellung vorbereitete. Kulagina quälte sich monate-, jahrelang wegen seines Verschwindens. 1989 fand man heraus, dass er drei Wochen nach seiner Verhaftung hingerichtet worden war.

Schaffen

Klucis arbeitete versuchsweise mit verschiedenen Mitteln. Sein erstes bemerkenswertes Projekt war 1922 eine Folge teilweise tragbarer multimedialer Agitprop-Kioske, die auf den Strassen von Moskau installiert wurden und Radiodurchsagen, Bildschirme und Zeitungsaushänge miteinander verbanden, um den fünften Jahrestag der Oktoberrevolution zu feiern. Wie andere Konstruktivisten schuf Klucis Skulpturen, Ausstellungsgegenstände, Illustrationen und kleinere Arbeiten.

Hauptsächlich bekannt sind Klucis und Kulagina jedoch für ihre Fotomontagen. Aus Kostengründen dienten sie sich für diese Bilder oft selbst als Modell, als Stossarbeiter oder Bauern zurecht gemacht. Die Namen ihrer bekanntesten Poster klingen altmodisch und ungelenk, wie z.B. „Die Elektrifizierung des ganzen Landes“ (1920), „Es kann keine revolutionäre Bewegung ohne revolutionäre Theorie geben“ (1927) und „Landwirtschaftliche Stossarbeiter in den Kampf für den sozialistischen Wiederaufbau“ (1932); die Bilder jedoch wirken frisch, kraftvoll und nur manchmal befremdlich. Die kraftgeladene Komposition der Bilder, Verzerrungen von Massstäben und Räumen, wechselnde und kollidierende Perspektiven machen sie zeitlos modern. In den späteren Arbeiten lässt die Darstellung Stalins, wie er den Jubel eines ausgewählten Teils der sowjetischen Gesellschaft entgegennimmt, die Falschheit seines Mythos' erkennen.

Klucis ist einer von vier Künstlern, denen die Erfindung der politischen Fotomontage 1918 zugeschrieben wird (neben den deutschen Dadaisten Hannah Höch und Raoul Hausmann und dem Russen El Lissitzky).


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