- Gustav Rau (Hippologe)
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Gustav Rau (* 28. Februar 1880 in Paris; † 5. Dezember 1954 in Warendorf) gilt als einer der bedeutendsten deutschen Hippologen des 20. Jahrhunderts.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Rau wurde als Sohn eines württembergischen Offiziers in Frankreich geboren. Ab 1901 war er als Redakteur der Berliner „Sport-Welt“ tätig und wurde in den folgenden Jahren durch zahlreiche hippologische Schriften bekannt. Im Verlaufe der Olympischen Spielen 1912 wurde erstmals ein olympischer Reiter-Wettbewerb ausgetragen. Als die drückende Überlegenheit der ausländischen Reiter deutlich wurde, schlug die Stunde des jungen Rau. Als Mitglied der Preußischen Pferdezucht-Kommission trug er dem Gremium seine Ideen vor und wurde dadurch 1913 zum Generalsekretär des unter dem Protektorat des Kronprinzen in Gründung befindlichen Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) berufen.
Im Ersten Weltkrieg diente er als Ulan. Seinen größten Erfolg erzielte er aber im Jahr 1919, als die deutsche Warmblutzucht vor dem Aus zu stehen schien: Infolge des verlorenen Krieges hatten die deutschen Züchter plötzlich ihren größten Absatzmarkt verloren. Die verkleinerte und verstärkt motorisierte Reichswehr, hier insbesondere die Kavallerie- und Artillerie-Regimenter des Heeres, benötigte nun deutlich weniger Pferde. Er trug im preußischen Landwirtschaftsministerium ein Programm vor, das mehr Anreize für Züchter beinhaltete. Durch die Mobilisierung der Bauern und der Gründung ländlicher Reit- und Fahrvereine sollte die Aufmerksamkeit der Bauern mehr auf die Leistungsfähigkeit ihrer Pferde gelenkt werden. Dieses Programm verhalf in den folgenden Jahren dem Pferdesport zu einem nie gekannten Aufschwung.
Rau setzte sich in seinen Schriften durchaus kritisch mit dem Dressurreiten auseinander. Seine Äußerungen dazu u.a.in "Altgold", bereits 1921 erstmalig erschienen, sind aktueller denn je zuvor. 1921 gab es noch keine Diskussionen um die sogenannte Rollkur, Low, Deep and Round (LDR), falsch verstandenes Vörwärts/Abwärts (V/A) etc. Man könnte meinen,Rau habe geahnt, was da noch alles kommen wird. S.10, "Er ritt mich zu. Das heißt, die Menschen bringen das Pferd in die Stellung, in der sie glauben, es am sichersten und leichtesten beherrschen zu können. Seit sie reiten, ersinnen sie Reitsysteme, unter denen wir leiden müssen und von denen einige "Leidsysteme" heißen müßten."
Seite 11 "Denn die wahre Reitkunst ist einfach und natürlich. Sie wird nur weitläufig und verworren für die vielen, denen der göttliche Funke für den Begriff des Einfachen fehlt. Um mich herum sah ich die Leiden anderer Pferde, die von ungeschickten Reitern den verschiedenen Reitsystemen geopfert wurden. Die meisten Reiter fühlen nicht, was richtig und was falsch ist. Sie suchen mit aller Verbissenheit und allen Mitteln ein bestimmtes äußeres Bild, das als Ergebnis der Anwendung ihres Systems gilt,zu erreichen. Viele Pferde mußten mit heruntergezongenen, den heruntergefallenen Kopf auf der Brust, mit hoher Hinterhand über die Vorhand rollend, gehen, mit dem dadurch widernatürlich gespannten Rücken beständig einen Katzenbuckel machend, anstatt die Rückenmuskulatur im Tempo des Ganges auf und ab federn zu lassen. Man hindert viele Pferde mit Gewalt an einem vernüntigen Gebrauch ihres Baues und ihrer Glieder."
1933 wurde er zum Oberlandstallmeister der Preußischen Gestütsverwaltung berufen, musste aber bereits ein Jahr später wieder zurücktreten. Allerdings wurde ihm stattdessen die Organisation der Olympischen Reiterspiele 1936 in Berlin übertragen. Von 1939 bis 1945 war Rau Oberstintendant und Beauftragter für Pferdezucht und Gestütswesen im von der Wehrmacht besetzten Generalgouvernement Polen. Gustav Rau wird unmittelbar nach Kriegsbeginn vom Oberkommando des Heeres aufgefordert, die stark geschädigte polnische Pferdezucht wieder aufzubauen. Rau reorganisierte das polnische Gestütswesen und schafft es in weniger als fünf Jahren, die polnische Pferdezucht mit ihren 14 Landgestüten zu neuer Blüte zu führen.[1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges nahm Rau die Tradition der ältesten Reitsportveranstaltung Deutschlands, das seit 1924 unter den 20 besten deutschen Reitvereinen ausgetragen wurde, wieder auf. Rau initiierte einen Bundeswettkampf der ländlichen Reiter, der im Rahmen des DLG-Turnieres in Frankfurt am Main ausgetragen wurde, ganz in der Tradition seiner Vorstellung, dass die Bauern die Basis für den Pferdesport darstellen. Von 1946 bis 1950 leitete er das in Dillenburg gelegene Hessische Landgestüt. Rau sorgte dafür, das im Jahr 1950 das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei in Warendorf angesiedelt wurde.
Ehrungen
- Gustav Rau ist der Namenspatron für zwei der höchsten Auszeichnungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN): der Gustav-Rau-Plakette und der Gustav-Rau-Medaille.
- In München (Alt-Riem) ist in der Nähe der Galopprennbahn Riem eine Straße nach ihm benannt.
Fußnoten
- ↑ Hennig, Susanne: 100 Jahre Pferdezucht und Pferdesport in Deutschland, Warendorf: FN-Verl. der Dt. Reiterlichen Verein, 2005, S. 122 (ISBN 3-88542-377-4).
Weblinks
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