Gustav Schaeuffelen

Gustav Schaeuffelen
Porträt Gustav Schaeuffelen, 1830
Grabmal von Gustav Schaeuffelen auf dem Alten Friedhof in Heilbronn

Gustav Schaeuffelen (* 21. Juli 1798 in Heilbronn; † 17. April 1848[1] ebenda) war ein deutscher Unternehmer, in dessen Heilbronner Papierfabrik 1830 die erste deutsche bzw. kontinentaleuropäische Papiermaschine aufgestellt wurde.

Leben

Schaeuffelen war der Sohn des württembergischen Kellerei- und Kastenverwalters Johannes Schaeuffelen. Nach dessen Tod 1804 heiratete die Mutter 1806 den Papiermühlenbesitzer Johann Christian Röder aus Enzberg. Als dieser erkrankte, musste der junge Schaeuffelen 1813 im Alter von 15 Jahren die Leitung der Papiermühle übernehmen. Nach Röders Tod 1816 und dem Verkauf seiner Papiermühle zog Schaeuffelen mit seiner Mutter zurück nach Heilbronn. 1818 trat er dort als Buchhalter in die am Bollwerksturm befindliche Papiermühle des Bruders seines Stiefvaters, Johann Valentin Ebbeke, ein. Ebbeke verstarb 1821, worauf seine Witwe im Dezember 1822 die Mühle samt Nebengebäuden und Lumpensammelrechten an Schaeuffelen verkaufte.

In der ehemals Ebbekenschen Mühle führte Schaeuffelen die chemische Bleichung der Lumpen ein, wodurch seine Papiere von hervorragender Qualität waren. Diese Mühle brannte jedoch in der Nacht vom 26. auf den 27. Oktober 1827 ab. Der Wiederaufbau erfolgte in geräumigerer Bauweise unter der Berücksichtigung später noch aufzustellender Maschinen und wurde insbesondere durch ein günstiges städtisches Darlehen in Höhe von 12.000 Gulden sowie 1.000 Gulden Spendenmitteln aus der Bürgerschaft ermöglicht.

Als Schaeuffelen 1829/1830 wieder mit der Papierproduktion begann, erfolgte dies im Mühlenbetrieb nicht mehr durch reine Handarbeit, sondern mit einer von Johann Jakob Widmann erbauten Papiermaschine; die erste solche Maschine, die in Europa außerhalb Englands konstruiert und gebaut worden war. Damit vollzog sich der Schritt von der Papiermühle zur Papierfabrik. Die Papiermaschine bewährte sich im Betrieb und bildete die Basis dafür, dass Schaeuffelen zum bedeutendsten Vertreter der Heilbronner Papierindustrie mit überregionaler Bedeutung aufstieg und alsbald eine Belegschaft von mehreren hundert Arbeitern hatte. Durch den Aufkauf von Wasserrechten am Neckar gelang es ihm, Konkurrenten auszuschalten. Außerdem hatte sein Unternehmen bedeutenden Anteil an der Weiterentwicklung der Chlorbleiche und der Harzleimung. Schaeuffelen erbrachte 1828/1829 erstmals den Nachweis des wirtschaftlichen Betriebs der Mühlräder mittels artesischer Brunnen, deren Wassertemperatur die Mühlräder sowie die Wassergasse auch im Winter frostfrei und damit funktionell erhielt. Schaeuffelen stellte von 1837 bis zu seinem Tod 1848 auch eigene Papiermaschinen nach Widmannschem Baumuster her. Nachweislich sollen 21 Maschinen aus seiner Produktion an andere Papierhersteller gegangen sein.[2]

Schaeuffelens erste Ehefrau, Johanna Christiane Lang, mit der er ab 1821 verheiratet war, verstarb im April 1837. Er war danach in zweiter Ehe mit der Tochter des Oberamtsarztes Dr. Johann Seyffer verheiratet und finanzierte 1841 auf dessen Anregung den Bau des städtischen Leichenhauses in Heilbronn mit 2.000 Gulden, rund 40 % der Bausumme. Schaeuffelen sah dies auch als Dank für die ihm 1826 erbrachte Kollekte.

Das Grabmal von Gustav Schaeuffelen befindet sich auf dem Alten Friedhof in Heilbronn. Sein Unternehmen wurde 1926 nach wirtschaftlichen Problemen liquidiert. Die Gebäude fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer oder wurden später abgerissen. Nach der Familie Schaeuffelen ist bis heute die Heilbronner Schaeuffelenstraße in der Nähe der einstigen Fabrikanlagen benannt.

Literatur

  • Wilhelm Steinhilber: Die dritte Heilbronner Papiermühle (II). In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 9. Jahrgang, Nr. 2, Verlag Heilbronner Stimme, Heilbronn 23. Februar 1963 (ZDB-ID 128017-x).
  • Hubert Weckbach: Die Heilbronner Papiermühlen. In: Historischer Verein Heilbronn, 25. Veröffentlichung (1966)
  • Heinrich Titot: Heilbronner Chronic von 1841. (online als PDF)
  • Bernhard Müller: Eine bedeutende Fabrikstadt. Materialien zur Industrialisierung Heilbronns im 19. Jahrhundert. Arbeitsgemeinschaft Landeskunde im Stadt- und Landkreis Heilbronn, Heilbronn 1991. (= Texte und Materialien zum landesgeschichtlichen Unterricht, Heft 8)

Einzelnachweise

  1. Todesdatum nach Friedrich Dürr: Chronik der Stadt Heilbronn. Band I: 741–1895. Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage von 1926, Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1986, S. 310 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 27).
  2. Klaus Beneke: Benjamin Chew Tilghman und zur Geschichte des Papiers und dessen Rohstoffe. Nehmten 1999.

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