Gösing an der Mariazellerbahn

Gösing an der Mariazellerbahn
Hotel Gösing mit Zug der Mariazellerbahn und Ötscher
Bahnhof Gösing

Gösing an der Mariazellerbahn ist ein Ort der Gemeinde Puchenstuben in Niederösterreich. Er liegt an der Mariazellerbahn und besteht im Wesentlichen aus den beiden Rotten Ameiskogl und Schaflahn. Der Ortsname Gösing geht auf einen Beschluss des niederösterreichischen Landtags vom 3. März 1957 zurück.

Die beiden wesentlichsten Einrichtungen des Ortes sind einerseits der Bahnhof an der Mariazellerbahn auf einer Seehöhe 890 m üA. und auch seit dem Beginn des Tourismus anfangs des 20. Jahrhunderts das geschichtsträchtige Alpenhotel Gösing. Über die Straße ist der Ort über eine Stichstraße, die von der B28 abzweigt, erreichbar.

Inhaltsverzeichnis

Alpenhotel Gösing

Das Alpenhotel Gösing ist ein 1922 gegründetes, zu Anfang der 1990er-Jahre ausgebautes Luxushotel an der Mariazellerbahn im Gemeindegebiet von Puchenstuben im Naturpark Ötscher-Tormäuer auf 891 m üA.. Das in einsamer, spektakulärer Lage situierte Haus wurde und wird von zahlreichen prominenten Gästen besucht.

Geschichte

Das Hotel im Jahr 1907

Seit 1907 befand sich an der Stelle des heutigen Hotels ein Gasthof, der von der isolierten aber verkehrsgünstigen Lage direkt an der neu geschaffenen Bahnlinie und vom eindrucksvollen Blick auf den Ötscher profitierte.

1922 ließ der aus Mährisch Ostrau gebürtige Wiener Holzindustrielle und tschechische Staatsbürger Siegmund Glesinger (1863 - 1941) das Hotel zu einem Luxushotel vom Typus eines klassischen Eisenbahnhotels erweitern, das, obwohl kleiner und isoliert, den Vergleich mit den Hotels der Semmeringregion nicht zu scheuen brauchte. Zu den prominenten Gästen der Zwischenkriegszeit zählte unter anderem Arthur Schnitzler, der das Haus mit der holländischen Schauspielerin Berthe Brevee (1883-1963) besuchte.

Nach dem Anschluss im Jahr 1938 mussten Glesinger und seine Familie flüchten, da sie vom NS-Staat aufgrund ihrer jüdischen Herkunft verfolgt wurden. Landgut und Hotel gingen an Hermann Görings österreichische Patentante Elisabeth Edle von Epenstein-Mauternburg, die allerdings schon 1939 verstarb und ihren Vertrauten Otto Metz-Randa zum Erben einsetzte.

Im Zweiten Weltkrieg diente das Hotel als Erholungsheim für Offiziere der Luftwaffe. Nach Kriegsende wurde 1947 ein öffentlicher Verwalter bestellt und es erfolgte 1952 die Rückstellung an die Glesinger'schen Erben. Diese verkauften 1955 an die Ennser Zuckerfabrik, ein Unternehmen aus dem Konzern der Zuckerfabrik Hohenau (Brüder Strakosch)[1]. Später gelangten Gut und Hotel, gemeinsam mit der gesamten Zuckerwirtschaft, in den Einflussbereich der Raiffeisen-Genossenschaftsgruppe. Zu Beginn der 1970er-Jahre hielt hier - am langjährigen Urlaubsort von Hermann Withalm - die ÖVP mehrfach Klausurtagungen ab, am 21. Jänner 1971 kündigte Withalm hier seinen Rücktritt als Parteiobmann der ÖVP an. Wegen der isolierten und schwer auffindbaren Lage Gösings wurde der damalige Vizekanzler Withalm auch während der Besetzung der CSSR durch Truppen des Warschauer Paktes im August 1968 als "Personalreserve" der Bundesregierung an seinem Urlaubsort belassen.

In den 1980er-Jahren wurde in Gösing ein erfolgreicher Kurbetrieb aufgebaut, Altbundeskanzler Bruno Kreisky zählte zu den Stammgästen des Hauses. Im Mai 2004, anlässlich des Mitteleuropäischen Katholikentages und derWallfahrt der Völkerins nahe Mariazell gab Bundespräsident Thomas Klestil hier einen Empfang, an dem unter anderem auch die Staatspräsidenten von Ungarn, Ferenc Madl und Tschechien (Václav Klaus) teilnahmen.

Mittelfristig stellte sich die Bindung an die Zuckerindustrie als Nachteil heraus, das Hotel steht derzeit in individuellem Privateigentum und wird behutsam und stufenweise erneuert.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Laut Auskunft Bernhard Gamsjäger und Grundbuch Puchenstuben (BG Scheibbs), EZ 1, erbte 1942 nach Elisabeth Epenstein Mauternburg Otto Metz Randa. 1947 wurde der Gösinger Gutsverwalter Karl Fuchsbichler als öffentlicher Verwalter bestellt. 1952 erfolgte die Rückstellung an Max Glesinger und Edith Fischel, die 1955 an die Ennser Zuckerfabrik AG verkauften (vgl. B. Gamsjäger, Puchenstuben, Puchenstuben 2004, S. 233).

Weblink

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