Gütermann

Gütermann
Gütermann GmbH
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Rechtsform GmbH
Gründung 1864
Sitz Gutach im Breisgau, Deutschland
Leitung Peter Zwicky (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiter 1.300 (2011, weltweit)[1]
Umsatz 136,6 Mio. EUR
Branche Textilie
Website www.guetermann.de
Gütermann-Nähgarn im Schnellverkaufskasten einer Drogerie

Die Gütermann GmbH ist ein weltweit aktiver Hersteller von Fäden, Garnen und Zwirnen sowie Bastelzubehör. Der Hauptsitz der Unternehmensgruppe ist in Gutach im Breisgau.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründer der Firma Gütermann war Max Gütermann, der bis 1864 als Angestellter in einem Seidenhandelshaus in Wien, einem der damals größten Handelszentren für Seidenwaren, arbeitete. Gütermann wurde am 12. Oktober 1828 in Redwitz an der Rodach geboren und ist am 30. August 1895 in Gutach im Breisgau gestorben. Da Nähseide damals vor allem in Oberitalien produziert wurde, machte sich Gütermann 1864 selbständig und suchte einen günstigen Standort für eine größere Produktionsstätte.

Er fand diese in Gutach, wo er eine stillgelegte Mühle mit schon ausgebauter kleiner Wasserkraftanlage erwarb. Einen großen Standortsvorteil sah er im klaren und weichen Wasser der Elz, das sich besonders gut zum Färben der Nähseide eignet. 1867 wurde der Betrieb mit zunächst 30 Arbeitskräften aufgenommen.

Von Anfang an hat Gütermann nicht nur auf eine rationelle Produktion Wert gelegt, sondern, als früherer Seidenwarenhändler auch immer den Markt im Auge gehabt. So bot Gütermann beispielsweise seine Nähseide ab 1873 nicht mehr wie bis dahin üblich nach Gewicht, sondern nach Längeneinheiten, wobei er auch die metrische Bezeichnung für die Fadenstärke zum Standard erhob, die erst 1969 durch das internationale Tex-System abgelöst wurde.[2]

Diese Umstellung der Verkaufseinheit von Gewicht auf Länge stieß bei der Konkurrenz deshalb auf wenig Verständnis, weil diese die Nähseide bis dahin gerne mit Metallpulver beschwerten um das Garn mit dem größeren Gewicht preiswürdiger erscheinen zu lassen. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Umstellung dadurch, dass Gütermann diese bei der Weltausstellung in Wien bekannt machte.

Auch die Art und Weise, wie das Garn auf den Markt kam, hat Gütermann wesentlich geprägt. Waren bis dahin nur Strängchen, Holzspulen oder bewickelte flache Pappkärtchen auf dem Markt und mit unverständlichen Maßen und Gewichtseinheiten ausgezeichnet, so führte Gütermann die revolutionäre Kreuzwicklung auf Papphülsen ein, die schließlich Standard für alle Nähfadenhersteller wurde.

Um die Jahrhundertwende wuchs die Produktion von Gütermann so stark, dass Gastarbeiter aus Italien angeworben wurden.[3] Gütermann errichtete daraufhin Werkswohnungen für die Arbeiter am damaligen Ortsrand von Gutach. Die Gebäude beherbergten enge Wohnungen, hatten einen geringen Abstand zueinander, wodurch die Wohnungen sehr dunkel waren, und verfügten, wie damals üblich, lediglich über Außentoiletten.

1923/24 wurde für das Textilwerk des Unternehmens Gütermann nach Plänen des Karlsruher Architekten Hermann Alker das Zweribachwerk, eines der ersten, wenn nicht das erste Pumpspeicherkraftwerk Deutschlands errichtet.

Im Jahre 1935 entwickelte Gütermann ein modernes Verkaufsgerät, den zum Patent angemeldeten „Gütermann-SVK“ (Schnellverkaufskasten), mit dem die Garnröllchen offen für den Verbraucher angeboten wurden, während die Spulen bis dahin noch in Schubladen oder in Schränken aufbewahrt und einzeln ausgelegt werden mussten. Auch diese Form der Warenpräsentation wurde in der Branche von Mitbewerbern übernommen.

Nach 1945 setzte die Entwicklung der Chemiefasern ein und Gütermann entwickelte den langfasergesponnenen Polyester-Nähfaden, der die Nachfolge von Gütermann-Nähseide angetreten hat und dieses Produkt in einigen Qualitätskriterien übertrifft.

Die Gütermann-Zeitschrift „Die Naht“, mit der einem breiten Kundenkreis praktische Informationen zu nähtechnischen Anwendungen sowie Lösungsvorschläge für Probleme im nähtechnischen Bereich an die Hand gegeben wurden, und die 1961 erstmals erschien, war ebenso eine Innovation der Firma Gütermann, wie die Mitte der 1960er Jahre entwickelte Kunststoffspule mit Fadenverwahrung, die zu größerer Ordnung im Nähkorb der Konsumenten führte.

1971 nahm Gütermann die modernste computergesteuerte Färberei Europas in Betrieb und wurde 1995 als Lieferant für insgesamt 1.300 Kilometer Gütermann-Faden Tera 10 für die Reichstags-Verhüllung durch die Künstler Christo und Jeanne-Claude bekannt.

1999 kaufte Gütermann mit dem Bastelbedarfhersteller KnorrPrandell GmbH mit Sitz in Lichtenfels den weltgrößten Großhandel für Bastel- und Dekorationsbedarf sowie die Firma Bastel Service AG (Niederwangen bei Bern/CH) und führte damit die Produktlinie Perlen und Pailletten ein.

Im Jahr 2008 wurde in Indien ein neuer Produktionsstandort eröffnet, wodurch Gütermann zu einem der führenden Nähfadenhersteller Asiens wurde. Im indischen Werk, das aus fünf Hallen besteht, arbeiten rund 140 Beschäftigte. Die Produktion umfasst das Färben und Wickeln der für den asiatischen Markt bestimmten Fäden. Nach der Expansion nach Indien entwickelte sich das Geschäft jedoch schlechter als erwartet. Seit 2008 wurden am Standort Gutach nochmals massiv Stellen abgebaut, von circa 500 um etwa 150 bis 200.[4] Zudem veräußerte Gütermann zahlreichen Grundbesitz in der Gemeinde Gutach und zog sich aus der Finanzierung vieler Freizeiteinrichtungen des Ortes zurück.

Produktionsstandorte

Gütermann, dessen Umsatz sich 2006 auf 136,6 Millionen Euro belief, betreibt neben dem Stammhaus in Gutach weltweit mehrere Produktionsstandorte mit insgesamt ca. 1.300 Mitarbeiter (Stand: 2011).[1]

Dazu kommt das Logistikzentrum in Lichtenfels mit ca. 150 Beschäftigten.

Der Exportanteil vom Umsatz beträgt ca. 80%. Gütermann ist als international führender Hersteller von Nähfäden darüber hinaus mit Tochtergesellschaften in über 80 Ländern vertreten, neben Spanien, Mexiko und Indien zusätzlich in den USA, in Italien, Indien, Australien, China, Russland, der Türkei und der Schweiz.[5]

Eigentümer und Geschäftsführung

Vorstandsvorsitzender ist seit 2002 Peter Zwicky. Zwicky brachte 2000 sein eigenes Unternehmen für vollsynthetische Zwirne (Zwicky & Co. GmbH, Pirmasens) in die Gütermann AG ein.

Die Firma Gütermann ist vollständig in Familienbesitz und wird seit dem 1. Januar 2010 als GmbH geführt. Rund die Hälfte des Umsatzes wird derzeit mit technischen Nähfäden, z. B. für die Automobilindustrie, erzielt.

Familie

Als Familienmitglied wurde Anna Marie (Anita) Gütermann (*1917), die 1942 den Dirigenten Herbert von Karajan heiratete, bekannt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Anwenderbericht: Gütermann International, (Pdf, 470 kB), abgerufen am 27. Februar 2011
  2. Gütermann: „Die Naht“ Nr. 88, achtseitiges PDF-Dokument über Garnnummerierung
  3. Badische Zeitung, 30. Dezember 2010
  4. Badische Zeitung, 4. November 2008
  5. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.

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