Habsburg-Lothringen

Habsburg-Lothringen
Hauswappen Habsburg-Lothringen

Das Herrscherhaus Habsburg-Lothringen entstand 1736 mit der Hochzeit des Herzogs von Lothringen, Franz I. Stephan mit Erzherzogin Maria Theresia, der Erbin des Hauses Habsburg.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Da die Habsburger 1740 mit dem Tod Karls VI. im Mannesstamm ausgestorben waren, folgte ihm nach der Pragmatischen Sanktion, einem Staats- und Verfassungsvertrag, seine älteste Tochter als Oberhaupt des Hauses. Um den Anspruch auf die österreichischen, böhmischen und ungarischen Länder zu bekräftigen und die realen Machtverhältnisse abzubilden, wurde für die Familie der Doppelname gewählt, obwohl die Dynastie eigentlich eine geradlinige Fortsetzung des Hauses Lothringen in männlicher Linie ist, in weiblicher jedoch habsburgisch.

Zum Erbe des Hauses Lothringen gehörte auch der Titel eines Königs von Jerusalem, der 1473 an das Haus Anjou fiel. Die Herrschaftsansprüche der neu entstandenen Dynastie wurden im Österreichischen Erbfolgekrieg größtenteils bestätigt.

Herrschaft

Insgesamt sechs Mitglieder des Hauses Habsburg-Lothringen, das sich auch Haus Österreich oder Erzhaus nannte, regierten bis 1918 als Erzherzoge von Österreich (womit das heutige Niederösterreich und Oberösterreich gemeint waren) und als Könige von Ungarn und Böhmen, bis 1806 als römische Kaiser sowie 1804–1918 als erbliche Kaiser von Österreich:

  • Joseph II., seit 1765 römischer Kaiser und Mitregent seiner Mutter Maria Theresia in den habsburgischen Erblanden, 1780–1790 Alleinregent
  • Leopold II., Bruder Josephs II., 1790–1792
  • Franz II./I., Sohn Leopolds, 1792–1835
  • Ferdinand I., Sohn Franz', 1835–1848
  • Franz Joseph I., Neffe Ferdinands, 1848–1916
  • Karl I./IV., Großneffe Franz Josephs, 1916–1918

Alle oben genannten Funktionen wurden, ausgenommen im Fall Maria Theresias, die als Frau nicht (regierende) Kaiserin werden durfte, von jeweils nur einem männlichen Familienmitglied gemeinsam bekleidet. 1867 wurde der 1804 gegründete Einheitsstaat in die Realunion österreichisch-ungarische Monarchie umgewandelt, was zu besonderer Hervorhebung des Titels Apostolischer König von Ungarn führte.

Zwei weibliche Mitglieder des Hauses Habsburg-Lothringen wurden aus politischen Gründen nach Frankreich verheiratet:

In der Folge wählte die Familie Habsburg-Lothringen als Gatten für ehefähige Erzherzoginnen ebenbürtige, aber politisch weniger bedeutende Fürsten aus, um außenpolitische Probleme zu vermeiden.

Ende der Herrschaft

Die Realunion wurde vom Königreich Ungarn wenige Tage vor dem Ende des Ersten Weltkriegs per 31. Oktober 1918 aufgekündigt. Kaiser Karl I. verzichtete in Wien am 11. November 1918 auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Als König Karl IV. von Ungarn leistete er am 13. November 1918 auf Schloss Eckartsau ebensolchen Verzicht. Da der Kaiser nicht abdanken wollte, wurde er nach seiner Ausreise in die Schweiz am 3. April 1919 im österreichischen Habsburgergesetz auf Dauer des Landes verwiesen.

Nachdem er in Ungarn 1921 zweimal versucht hatte, den Königsthron wieder einzunehmen, wurde er von der Triple-Entente, den Siegern des Ersten Weltkrieges, nach Madeira verbannt. In Ungarn wurde die Dynastie mit dem 1921 beschlossenen Dethronisationsgesetz auf Dauer vom Königsthron entfernt (der in der Folge unbesetzt blieb).

Herrschaftsansprüche

Karls I. Sohn Otto von Habsburg (1912–2011) bezeichnete sich in seinen jüngeren Jahren als Erzherzog von Österreich, wurde als Thronprätendent wahrgenommen und führte im Zweiten Weltkrieg in den USA Gespräche über die Zukunft des Landes. Für ihn galt die Regel des Habsburgergesetzes, dass er nur nach Verzicht auf Herrschaftsansprüche nach Österreich einreisen dürfe. Er richtete 1961 seine Verzichtserklärung an die Bundesregierung und durfte Österreich seit 1966 betreten. 2007 hat Otto Habsburg-Lothringen, so sein amtlicher Name in Österreich, seine Funktion als Familienoberhaupt an seinen Sohn Karl Habsburg-Lothringen (*1961) weitergegeben; Herrschaftsansprüche sind damit nicht mehr verbunden.

Nicht ebenbürtige Familienmitglieder

Als „nicht ebenbürtig“ wurden nach dem Allerhöchsten Familienstatut Familienmitglieder bezeichnet, die auf die morganatische Ehe eines Erzherzogs mit einer nicht standesgemäßen Frau zurückgingen (standesgemäß waren nur Frauen aus regierenden oder ehemals regierenden Häusern). Bekannt sind vor allem folgende Fälle:

  • Erzherzog Johann, Sohn Leopolds II. und Bruder Franz' II./I., heiratete 1829 die steirische Postmeisterstochter Anna Plochl. Beider Sohn Franz wurde 1844 von Johanns Neffen Ferdinand I. als Graf von Meran nobilitiert, Anna Plochl, seit 1834 Freifrau von Brandhofen, 1850 von Franz Joseph I. zur Gräfin von Meran erhoben. Der Dirigent Nikolaus Harnoncourt stammt aus dieser Familie.
  • Erzherzog Thronfolger Franz Ferdinand heiratete im Jahr 1900 nach heftigem Widerstand von Franz Joseph I. die böhmische Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa und Wognin. Er hatte für seine drei in den nächsten Jahren geborenen Kinder in einem feierlichen „Renunziationsakt“ auf alle Thronfolgerechte zu verzichten. Gräfin Chotek wurde zur Fürstin, 1909 zur Herzogin von Hohenberg erhoben und mit Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo ermordet.
  • Franz Ferdinands Bruder, Erzherzog Ferdinand Karl, heiratete 1909 in der Schweiz heimlich die Professorentochter Berta Czuber. 1911 schied er gezwungenermaßen aus dem Haus Habsburg-Lothringen aus und nannte sich dann Ferdinand Burg.
  • Erzherzog Johann Salvator von Österreich-Toskana bat nach glänzender Militärkarriere 1889 um Entlassung aus dem Kaiserhaus und nannte sich nun Johann Orth. Er heiratete im gleichen Jahr in London die Wiener Hofoperntänzerin Milli Stubel, kaufte ein Schiff und ging mit seiner Frau auf Seereise nach Südamerika. 1890 sank das Schiff vermutlich im Sturm, wobei das kinderlose Ehepaar starb.

Dynastiewappen

Das Hauswappen der Dynastie Habsburg-Lothringen ist zweimal gespalten; vorn auf goldenem Grund ein blaugekrönter, -bewehrter und -gezungter roter Löwe (das Stammwappen Habsburgs), mittig auf rotem Grund ein silberner Balken (= rot-weiß-rot, Österreich), hinten auf goldenem Grund ein roter Schrägbalken, der Richtung des Balkens nach belegt mit drei silbernen gestümmelten Adlern (das Stammwappen Lothringens). Das Wappen wurde auf kaiserlichem Doppeladler geführt und war in dieser Form neben seiner Funktion als Familienwappen seit 1804 auch das „kleine Wappen“ des Kaisertums Österreich.

Siehe auch


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