Hagia Sophia (Trapezunt)

Hagia Sophia (Trapezunt)
Hagia Sophia, Trabzon
Zustand um 1910

Die Hagia Sophia (griechisch: Ἁγία Σοφία, „Heilige Weisheit“, türkisch: Ayasofya) ist eine große ehemalige byzantinische Kirche in der heute türkischen Stadt Trabzon. Sie wurde im 13. Jahrhundert errichtet, als Trapezunt die Hauptstadt des gleichnamigen byzantinischen Exilkaiserreichs war. Die Kirche gilt als das bedeutendste historische Baudenkmal dieser geschichtsträchtigen Stadt und ist vor allem für ihre Fresken bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Bau

Bauherr war Kaiser Manuel I., der das kleine Kaiserreich von 1238 bis 1263 regierte. Es entstand nach der Eroberung der byzantinischen Hauptstadt Konstantinopel durch westeuropäische Kreuzfahrer im Jahr 1204, gemeinsam mit anderen byzantinischen Exilreichen wie dem Kaiserreich Nikaia und dem Despotat Epirus. Bei Manuels Amtsantritt lag der Verlust der alten Reichshauptstadt schon mehr als eine Generation zurück, und die vermeintlich provisorische Residenz in Trapezunt erwies sich als dauerhafter als zunächst erwartet und sollte nun einer kaiserlichen Hauptstadt würdig ausgebaut werden. So orientierte Manuel die Kirche bewusst an ihrem berühmten Vorbild in Konstantinopel, Justinians großer Kathedrale Hagia Sophia.

Architektur

Der Kirchenbau erhebt sich über einen kreuzförmigen Grundriss. Das Langhaus und die Querschiffe betritt man durch große, dreibogige Portale. Über der Vierung erhebt sich ein mächtiger zwölfeckiger, von Rundbogenfenstern durchbrochener Turm, der von einer nur von innen sichtbaren Kuppel abgeschlossen wird. Die Last des Turms wird über Pendentifs und Bögen auf vier monolithische Marmorsäulen abgeleitet. Das Mittelschiff, dem ein Narthex vorgelagert ist, schließt in einer fünfeckigen Apsis, die beiden Seitenschiffe in halbrunden Nebenapsiden. Der freistehende Campanile wurde 1443 hinzugefügt.

Die Hagia Sophia gehört zu den wichtigsten hochmittelalterlichen byzantinischen Bauwerken und übte Einfluss auf die weitere byzantinische und russische Baugeschichte aus. Neben der typischen griechischen Grundkomposition einer Kreuzkuppelkirche zeigt sie – geographisch bedingt – auch georgische und armenische Einflüsse. Die Reliefs an der Außenfassade verraten seldschukisch-islamischen Einfluss. Der spätmittelalterliche freistehende Glockenturm verweist auf italienische Vorbilder.

Fresken

Im Inneren der Kirche finden sich rund 55 Fresken, die in den 1260er Jahren entstanden und zu den wichtigsten erhaltenen spätbyzantinischen Kunstwerken überhaupt gehören. Sie zeigen biblische Szenen, den prominentesten Platz in der Kuppel nimmt Christus als Pantokrator ein. Ihre für das Mittelalter unübliche realistische Darstellung geht über den strengen Formalismus der früheren byzantinischen Kunst hinaus. Die Entstehungszeit der Fresken fällt in die Phase des kulturellen Aufblühens nach der Rückeroberung Konstantinopels durch Nikaia (Palaiologische Renaissance).

Geschichte

Das Kaiserreich Trapezunt überlebte das 1261 wiederhergestellte Byzantinische Reich um nur acht Jahre. Am 26. Oktober 1461 eroberten die osmanischen Türken unter Sultan Mehmet II. mit Trapezunt den letzten verbliebenen griechischen Staat in Anatolien. Mehmet ließ die Hagia Sophia, wie ihre bekannte Schwester in Konstantinopel, in eine Moschee umwandeln. Sie verfiel im Laufe der folgenden Zeit jedoch immer mehr, bis sie 1864 erstmals restauriert wurde. Während des Ersten Weltkriegs eroberten russische Truppen die Region und nutzten das Bauwerk als Lager und Lazarett. Eine weitere Restaurierung von 1958 bis 1964 unter Leitung der Universität Edinburgh legte die übertünchten Fresken des 13. Jahrhunderts wieder frei. Seit dem Abschluss der Restaurierungsarbeiten 1964 ist die Hagia Sophia ein Museum (Ayasofya Müzesi).

Die Hagia Sophia liegt drei Kilometer westlich des Stadtkerns von Trabzon an der Schwarzmeerküste. Zum reichen christlichen Architekturerbe der über 2700 Jahre alten Stadt gehören außer der Hagia Sophia zahlreiche Klöster, von denen das rund 25 km südlich der Stadt an einem Steilhang gelegene, 386 gegründete Kloster Sumela (Sümela Manastırı) das bekannteste ist.

Weblinks

 Commons: Hagia Sophia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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